„Köy”-Premiere eröffnet Duisburger Filmwoche

Die Duisburger Filmwoche bietet vom 10. bis 14. November unter dem Motto „Schichten“ Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zur Eröffnung läuft „Köy“ von der kurdischen Regisseurin Serpil Turhan.

Oberflächen und Spiegelungen, Zugänge zu Doppelbödigem – unter dem Motto „Schichten“ schafft die 45. Duisburger Filmwoche vom 10. bis 14. November eine Plattform und ein Diskussionsforum für Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Mittelpunkt stehen dieses Mal die Frage, was Heimat ist und politische und gesellschaftliche Themen wie Freiheit und Fatalismus sowie eigene Verantwortung und fremde Bestimmung. Zur Eröffnung der Filmwoche gibt es die Premiere der Dokumentation „Köy” von der kurdischen Regisseurin Serpil Turhan, die auch zum Gespräch zu Gast sein wird.

„Köy” (Türkisch für Dorf) begleitet drei Kurdinnen aus drei verschiedenen Generationen: Neno, Saniye und Hêvîn. Erstere ist die Großmutter der Regisseurin. Sie ist Mutter von elf Kindern und pendelt zwischen Deutschland und der Türkei. Das politische Geschehen in der Heimat verfolgt sie mit einer klaren Haltung. Saniye betreibt ein kleines Kiez-Café in Berlin und träumt davon, eines Tages in ihrem Geburtsort in der Türkei zu leben. Sie erkennt, dass sie bereit sein muss Risiken einzugehen, wenn sie in ein Land der politischen Unruhen und Krisen zurückkehren möchte. Hêvîn, die jüngste Protagonistin, will Schauspielerin werden und ist politisch aktiv. Doch während ihres Studiums hat sie nicht mehr viel Zeit für den Kampf gegen die Unterdrückung der kurdischen Minderheit.

Filmemacherin Serpil Turhan hat über drei Jahre hinweg intensive Gespräche mit Neno, Saniye und Hêvîn geführt, die tiefe Einblicke in deren Gefühle und Gedanken geben. Vor dem Hintergrund der politischen Veränderungen in der Türkei erzählt „Köy“, welche Entscheidungen die drei Frauen für sich treffen und wie das Leben darauf antwortet. Neno, Saniye und Hêvîn begegnen sich im Film nicht, doch in ihren gemeinsamen Fragen nach Selbstbestimmung und Zugehörigkeit verknüpfen sich ihre Geschichten, die erzählen, wie man zu der wurde, die man ist. Ein vielschichtiger Film über die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Heimat und Sicherheit – und über die Freiheit des Ichs.

Über Serpil Turhan

Serpil Turhan wurde 1979 in Berlin geboren. Zwischen 1997 bis 2005 spielte sie als Hauptdarstellerin in mehreren Kinofilmen von Thomas Arslan und Rudolf Thome. Von 2001 bis 2004 studierte sie Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin und arbeitete anschließend als Regieassistentin für verschiedene Regisseure. Parallel begann sie, selbst Dokumentarfilme zu drehen, und studierte bei Thomas Heise im Studiengang Medienkunst/Film an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. 2013 legte sie mit dem Dokumentarfilm „Dilim Dönmüyor – Meine Zunge dreht sich nicht“ ihr Diplom ab. Ihr erster abendfüllender Dokumentarfilm nach dem Studium „Rudolf Thome – Überall Blumen“ feierte seine Premiere 2016 in der Sektion Forum der Berlinale. Seit 2019 ist sie Gastprofessorin an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.