„Kinder zuerst“: Kulturverein für Kinder in Amed

Der Verein „Kinder zuerst“ in Amed setzt sich dafür ein, dass die kurdische Sprache und Kultur an die neuen Generationen weitergegeben werden. Trotz Corona ist der Verein weiterhin aktiv, an den Online-Angeboten nehmen Kinder aus vielen Ländern teil.

Der Verein „Kinder zuerst“ (ku. Komeleya Berî Her Tiştî Zarok) ist 2017 in Amed (tr. Diyarbakir) gegründet worden. Zweck des Vereins ist die Förderung der psychosozialen, kulturellen, sprachlichen, geistigen und physischen Entwicklung von Kindern. Cevahir Sadak Düzgün ist Vorsitzende des Vereins und hat sich zu der Arbeit und den Projekten geäußert.

Vor allem will der Verein kulturelle Projekte fördern, sagt Düzgün: „Zu unseren Zielen gehört der Schutz von Sprache und Kultur. Seit die Stadt 2016 unter Zwangsverwaltung gestellt wurde, sind alle gesellschaftlichen Lebensbereiche eingeengt worden. Für die kurdische Sprache und Kultur gibt es keinen Raum mehr. Wir wollen die Kultur und Literatur in der Gesellschaft wiederbeleben. Die Kurden haben in ihren Städten keinen offiziellen Status und erhalten keine institutionelle Unterstützung. Sie sind vom Aussterben bedroht. Unser Verein setzt sich dafür ein, dass die kurdische Kultur und Sprache an die neuen Generationen weitergegeben werden.“

Düzgün weist darauf hin, dass laut Schätzungen die Hälfte der vierzig Millionen Kurdinnen und Kurden unter 15 Jahre alt ist. Für Kinder sei die Entfremdung von der eigenen Kultur sehr schwierig, sie entwickeln eine Distanz zur Gesellschaft, wenn sie nicht mit der eigenen Sprache und Kultur aufwachsen. Der Verein habe es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Manko zu beheben und Kinder mit ihrer Sprache und Kultur vertraut zu machen.

Sprachunterricht und Musik

Zu den Tätigkeiten des Vereins erklärt Düzgün: „Wir beschäftigen uns vor allem mit den Themen Kultur, Kunst, Kinderrechte, Ökologie, Geschlechtergerechtigkeit, Wissenschaft und Technik, Sprache und Sport. Wegen Corona sind viele Tätigkeiten eingestellt worden, aber wir sind trotzdem weiterhin aktiv. Wir haben versucht, unsere Arbeit online fortzusetzen, und das war erfolgreich. Zum Beispiel bieten wir einen Online-Workshop an, in dem Kinder das Schreiben von Märchen lernen. Aus den von den Kindern verfassten Märchen haben wir einen Zeichentrickfilm gemacht.

Kurdistan besteht aus vier Teilen und kurdische Kinder sind auf der ganzen Welt verstreut. Sie können ihr Recht auf Sprache und Kultur nicht wahrnehmen. Deshalb bieten wir auch Sprachunterricht an. In Zusammenarbeit mit MA Müzik haben wir ein Bildungsprogramm gestartet, mit dem die kurdische Sprache über Musik vermittelt wird. Das Programm läuft noch und es nehmen Kinder aus vielen Ländern weltweit sowie aus Kurdistan und der Türkei daran teil.“

Kollektive Produktion von natürlichem Spielzeug

Der Verein arbeitet nicht nur mit Kindern, sondern bietet auch Workshops für Frauen an. „Frauen geben oft ihr eigenes Leben auf, um das Leben ihrer Kinder zu erleichtern. Vor der Pandemie kamen die Kinder zu Kursen in den Verein und ihre Mütter warteten vor dem Gebäude auf sie. Deshalb haben wir auch Kurse für Frauen angeboten. In dem Workshop werden Spielsachen in Handarbeit hergestellt. Die Spielsachen entsprechen der kurdischen Kultur. Kommerzielle Spielsachen sind aus Plastik und sexistisch, sie schaden den Kindern. Dagegen wollten wir etwas machen. Die von den Frauen hergestellten Spielsachen sind aus natürlichem Material und wir geben ihnen kurdische Namen. Wir haben diese Arbeit mit acht oder neun Frauen angefangen, inzwischen machen 62 Frauen mit. Es ist eine kollektive Arbeit“, so Cevahir Sadak Düzgün vom Verein „Kinder zuerst“ in Amed.