Kämpferischer Kulturabend in Jena
In Jena kamen am Freitagabend einige Dutzend Menschen zusammen, um gemeinsam einen Kulturabend zu feiern. Die Zusammenkunft war angelehnt an die Moralabende der kurdischen Befreiungsbewegung.
In Jena kamen am Freitagabend einige Dutzend Menschen zusammen, um gemeinsam einen Kulturabend zu feiern. Die Zusammenkunft war angelehnt an die Moralabende der kurdischen Befreiungsbewegung.
In Jena kamen am Freitagabend rund 40 Personen zusammen, um gemeinsam einen Kulturabend zu feiern. Neben Menschen aus verschiedenen politisch aktiven Gruppen aus Jena waren auch Gäste aus Leipzig und Halle zu Besuch.
Der Abend war angelehnt an die Moralabende der kurdischen Befreiungsbewegung. Es ging darum, Kampfgeist und Entschlossenheit zu stärken sowie eine revolutionäre Kultur miteinander aufzubauen. Der Kampf um Befreiung bedeutet nicht nur, Bestehendes vor der Zerstörung durch das System zu verteidigen, sondern gleichzeitig etwas Schönes aufzubauen.
Somit wurde ein mittlerweile vierter Kulturabend in Jena gefeiert. Die Praxis entstand im letzten Jahr im Zuge des Besuchs der Anti-G7-Protestkarawane. Diese bestand aus Aktivist:innen aus verschiedenen Geographien, die von den zerstörerischen Auswirkungen der Politik der G7-Staaten auf ihre Regionen und ihren Kämpfen dagegen erzählten. Da der Abend auf große Begeisterung stieß, wurde die Idee fortgesetzt. Für die Vorbereitungen bildete sich ein Bündnis aus den lokalen Gruppen „Gemeinsam Kämpfen“, Seebrücke, Ya Basta und FKK (Feministisch-Kreativ-Kämpferisch).
Der letzte Kulturabend wurde auf dem Gelände eines ehemals besetzten Hauses in Jena abgehalten, das besonders in den 1990er Jahren eine wichtige Rolle im lokalen antifaschistischen Widerstand spielte. Die Teilnehmer:innen fanden sich in einem Kreis um das Lagerfeuer ein. Es wurden verschiedene Widerstandslieder gesungen sowie Gedichte und Geschichten erzählt. Darunter gab es Lieder, die von den politischen Zuständen in Nicaragua erzählten, ein Gedicht der Zapatista-Frauen und ein Lied, dass sich auf die ostdeutsche Geschichte bezog. „Auch auf diese Art und Weise können wir über die Geschichte und Besonderheiten des Ortes, an dem wir leben, lernen“, erklärte eine Anwesende. Ein Widerstandslied aus dem Wendland sorgte mit seinem ironischen und eingängigen Text für viel Begeisterung. Ein Aktivist teilte ein bewegendes Gedicht aus dem Iran. „In dieser Form kann ich einen Umgang mit meiner Trauer und Wut über die Situation im Iran finden“, erzählt er. „Im Alltag ist es oft schwierig all das aufzufangen. Zusammenkommen wie diese helfen mir dabei.“
Auch gefallenen Kämpfer:innen wurde an vielen Stellen des Abends gedacht. In einem Lied wurde unter anderem an die im Oktober vom türkischen Geheimdienst in Südkurdistan ermordete Jineolojî-Forscherin Nagihan Akarsel erinnert. Ein Gedicht galt dem Gedenken an die vor zehn Jahren in Paris erschossenen Revolutionärinnen Sakine „Sara“ Cansız, Fidan Doğan (Rojbîn) und Leyla Şaylemez (Ronahî). Auch eine Schweigeminute wurde abgehalten.
Im Anschluss gab es ein gemeinsames Abendessen. Gekocht wurde dieses von „Lantern“, einem Projekt von in Jena lebenden Menschen mit Fluchthintergrund, die regelmäßig für die ca. 500 Bewohner:innen des Erstaufnahmelagers in Suhl kochen.
Es war ein kraftvoller, stärkender und verbindender Abend, der allen Teilnehmer:innen Mut und Hoffnung zum gemeinsamen Weiterkämpfen gegeben hat.