Hamdi Ulukaya mit „Oslo Business for Peace Award“ ausgezeichnet

Der kurdische Unternehmer und Mäzen Hamdi Ulukaya, Gründer des US-amerikanischen Joghurtherstellers Chobani, ist mit dem „Oslo Business for Peace Award“ ausgezeichnet worden.

Der kurdische Unternehmer und Mäzen Hamdi Ulukaya, Gründer des US-amerikanischen Joghurtherstellers Chobani, ist mit dem „Oslo Business for Peace Award“ ausgezeichnet worden. Der Preis zählt zu den höchsten internationalen Ehrungen, die einzelnen Führungskräften für ihren Einsatz für Frieden und Stabilität durch Schaffung gemeinsamer Werte zwischen Unternehmen und Gesellschaft zuteilwerden können. Der Preis wurde am 15. Mai beim Business for Peace Summit im Rathaus von Oslo übergeben. Ausgewählte Persönlichkeiten waren von einem unabhängigen Komitee, das aus Nobelpreisträger*innen der Bereiche Frieden und Wirtschaft besteht, für ihre Bemühungen nominiert worden, ethische und sozial verantwortungsvolle Geschäftspraktiken und die Entwicklung von erfolgreichen internationalen und nationalen Unternehmen in einer Weise voranzutreiben, die die Anerkennung der Gesellschaft, in der sich das Unternehmen bewegt, findet.

Stolz und Demut würde er empfinden, sagte Ulukaya in seiner Dankesrede und erklärte, die Auszeichnung „im Namen aller Frauen und Männer des Chobani-Teams“ entgegenzunehmen. „Diese neue Art des Geschäfts, bei der sich Unternehmen auf Menschen konzentrieren und nicht nur auf Gewinne, und versuchen, die Welt ein bisschen besser zu machen, sollte im Mittelpunkt eines jeden modernen Unternehmens stehen. Als Unternehmensvorsitzende brauchen wir nicht mehr, wir müssen einfach mehr tun. Wenn wir eine Ungerechtigkeit sehen, müssen wir uns aussprechen. Wenn wir Werkzeuge und Ressourcen zur Lösung von Problemen haben, müssen wir sie einsetzen“, forderte der 47-Jährige. 

Wer ist Hamdi Ulukaya?

Hamdi Ulukaya sorgt mit seinem sozialen Engagement seit Jahren für Schlagzeilen in den USA. In seinem Unternehmen gehören Flüchtlinge und Migrant*innen zum Erfolgskonzept. Ulukaya ist selbst Einwanderer. Der Sohn einer Milchbauern-Familie aus der nordkurdischen Provinz Ezirgan (Erzincan) ging vor rund 25 Jahren zum Englischlernen in die USA – und blieb. 2002 gründete er zunächst eine kleinere Feta-Fabrik. Drei Jahre später kaufte Ulukaya mit Hilfe eines regierungsgestützten Kredites eine stillgelegte Joghurtfabrik des Konsumgüteriesen Kraft im Örtchen New Berlin im Bundesstaat New York. Daraus schaffte er den heute milliardenschweren Joghurtriesen Chobani mit mehr als 2000 Beschäftigten – ein Drittel davon sind Migrant*innen und Geflüchtete.

Flüchtlinge Teil des Erfolgs

Immer wieder erklärte Ulukaya, dass Flüchtlinge Teil seines Erfolges sind. Auf der Suche nach neuen Mitarbeiter*innen für seine wachsende Fabrik ging er vor ein paar Jahren auf ein rund 50 Kilometer entferntes Flüchtlingszentrum zu, richtete einen Fahrservice ein, der die neuen Mitarbeiter*innen von den Wohnheimen zur Fabrik brachte und organisierte Übersetzer*innen. Außerdem führte Ulukaya - für die USA außergewöhnlich - sechs Wochen bezahlte Elternzeit ein und gründete mit der Hälfte seines Vermögens eine Stiftung, die Tent Foundation, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Lebenssituation von Geflüchteten zu verbessern. Firmen, die Mitglied der Stiftung werden, verpflichten sich, Zuwanderer*innen mit einer spezifischen Berufsberatung beizustehen und ihnen Arbeitsplätze zu verschaffen. Zudem gehört Hamdi Ulukaya der philanthropischen Kampagne „Giving Pledge” an, dessen Unterzeichner*innen versprechen, entweder noch zu Lebzeiten oder nach ihrem Tod die Mehrheit ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Vor drei Jahren verschenkte Ulukaya einen Teil seiner Firma an die Mitarbeiter*innen.

Trump-Anhänger fordern Boykott von Chobani

Doch nicht jeder kann sich mit dem Engagement Ulukayas identifizieren. Bei der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2016 wurden Ulukaya und sein Unternehmen zum Schlachtfeld im Wahlkampf. Unterstützer des US-Präsidenten Donald Trump warfen Ulukaya, der an einer Veranstaltung der Clinton-Stiftung teilgenommen hatte, vor, „Amerika in Muslimen ersticken zu wollen“. Die Stimmungsmache führte zu einem Boykottaufruf des Joghurts unter Trump-Anhänger*innen. Unter dem Hashtag #Boycottchobani riefen sie dazu auf, künftig keine Produkte des „Muslimimporteurs“ mehr zu kaufen, der statt „ordentlicher Amerikaner“ lieber Flüchtlinge in seinen Fabriken einstellte. Wenige Tweets später entwickelte sich zu der Bewegung unter #Buychobani eine Gegenbewegung.

Business for Peace Foundation

Die Stiftung Business for Peace wurde 2007 mit dem Ziel gegründet, die Bereitschaft von Führungskräften zu fördern, sich gemeinsam für die Entwicklung gemeinsamer Werte und wachsendes Vertrauen zwischen Unternehmen und der Gesellschaft stark zu machen. Die Organisation setzt sich für das Konzept der „businessworthiness“ als eine unternehmerische Methode ein, wie Führungskräfte in Gemeinschaften Vertrauen aufbauen, zum Wohlergehen beitragen und Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung schaffen können.

Business for Peace arbeitet mit der Internationalen Handelskammer (ICC), der Stadt Oslo, dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), der Osloer Handelskammer und der International Herald Tribune (IHT) zusammen. Hamdi Ulukaya teilt sich den diesährigen Preis mit Agbor Ashumanyi Ako, dem Gründer des Kameruner Sozialunternehmens GiftedMom, das die schnelle ärztliche Versorgung von Müttern und Kindern durch Mobilfunktechnologie in entlegenen Regionen sicherstellt, und Alice Laugher, die mit ihrem Unternehmen CTG (Committed  to Good) mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten Enpowerment von Frauen in Konfliktgebieten bietet. CTG vermittelt Ärzte, Fahrer, Sicherheitsleute und andere Experten für humanitäre Projekte in Afrika, Zentralasien und im Mittleren Osten. Durch Trainings- und Awarenessprogramme gelingt es Laugher, die Frauenquote bei humanitären Einsätzen laufend zu erhöhen.