KCK: Gedenken an Seyit Rıza und seine Mitstreiter

Vor 86 Jahren wurde Seyit Rıza, der geistliche Anführer des Widerstands im alevitisch-kurdischen Dersim von 1937, in der Türkei hingerichtet. Die KCK erinnert an ihn und seine Mitstreiter und fordert eine Aufarbeitung der Massaker in Kurdistan.

Der Exekutivrat der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) hat eine Erklärung im Gedenken an Seyit Rıza (Pîr Sey Rizo) veröffentlicht. Der geistliche und tribale Vordenker des Widerstands im alevitisch-kurdischen Dersim von 1937, wurde vor 86 Jahren zusammen mit seinem Sohn Resik Ûşen und seinen fünf Mitstreitern Wusênê Seydi, Aliye Mirzê Sili, Hesen Ağa, Fındık Ağa und Hesenê Ivraimê in Xarpêt (tr. Elazığ) hingerichtet. In der Erklärung der KCK heißt es:

„Am 15. November 1937 wurden Seyit Rıza und seine Freunde im Rahmen einer Verschwörung des türkischen Staates in Xarpêt verhaftet und hingerichtet Sie waren nach Xarpêt gekommen, um im Rahmen der Operation in Dersim [tr. Tunceli] einen Stopp der Angriffe auszuhandeln und die Probleme zu lösen. Am Jahrestag ihrer Hinrichtung möchten wir Seyit Rıza und den kurdischen Vorreitern, die mit ihm ermordet wurden, ein ehrendes Andenken bewahren.

Der völkermordende kolonialistische türkische Staat verübte in den Jahren 1937 und 1938 in Dersim eines der größten und brutalsten Massaker in der Geschichte der Menschheit. Zehntausende Kurdinnen und Kurden in und um Dersim wurden mit Gewehren, Bajonetten und chemischen Gasen massakriert. Wir gedenken erneut derer, die bei diesem Massaker ihr Leben verloren haben, und verurteilen den türkischen Staat und diejenigen, die an dem Massaker von Dersim beteiligt waren, aufs Schärfste. Das kurdische Volk wird das Massaker von Dersim niemals vergessen und wird den kolonialistischen Mörderstaat für seine Taten zur Rechenschaft ziehen.

Das Massaker von Dersim ist zweifellos eines der Ereignisse, die die Brutalität des türkischen Staates und seine Feindschaft gegenüber den Kurdinnen und Kurden am deutlichsten zeigen. In den Jahren 1937 und 1938 wurde in Dersim ein äußerst brutales Massaker verübt, das für einen Menschen nur schwer zu beschreiben ist. Es ging so weit, dass die Massenmörder sogar ungeborene Kinder abschlachteten, indem sie schwangere Frauen mit Bajonetten aufschlitzten. Menschen, die sich in die Berge und Höhlen geflüchtet hatten, um dem Massaker zu entgehen, wurden mit chemischen Waffen getötet. Jedes Lebewesen wurde abgeschlachtet, eine große Gräueltat und ein Völkermord wurden begangen. Es ist eine moralische Aufgabe und grundlegende Voraussetzung des Menschseins, den grausamen und massakrierenden Staat dafür zur Rechenschaft zu ziehen, dass er den Völkern, insbesondere dem kurdischen Volk, so großes Leid zufügt, und ihn mit dieser Realität zu konfrontieren. Ohne dies zu tun, kann man nicht richtig leben.

Das Massaker von Dersim ist eines von Dutzenden von Massakern, die im Rahmen der Völkermordpolitik gegen die Kurdinnen und Kurden verübt wurden. Mit diesen Massakern wollte der türkische Staat den Völkermord verwirklichen. Nach jedem Massaker wurde versucht, das durch Maßnahmen wie Vertreibung und Assimilierung zu erreichen. Diese Maßnahmen wurden durchgeführt, weil das kurdische Volk sich weigerte, seine Identität, Sprache, Kultur und Werte aufzugeben. Um die Massaker zu legitimieren, wurde stets behauptet, das Volk habe sich aufgelehnt, was eine völlige Verdrehung der Tatsachen ist. Das kurdische Volk wurde verleugnet, seine legitimen und demokratischen Rechte, die sich aus der Zugehörigkeit zu einem Volk und einer Nation ergeben, wurden nicht anerkannt. Ihre Sprache, ihre Identität und ihre Kultur wurden verboten, und ihnen wurde das Türkischsein aufgezwungen. Das kurdische Volk hat sich dagegen gewehrt. Die Antwort des Staates auf diesen Einspruch waren Massaker und Völkermord. So geschah es in Dersim und anderen Orten. Es ist seither ein Jahrhundert vergangen, das mit viel Leid verbunden war. Ohne diese Realität anzuerkennen und sich mit ihr auseinander zu setzen, kann keine Bewertung richtig sein und wird nicht ihren Platz finden. Wenn es einen Wandel in der Türkei geben soll, wenn es Fortschritte auf dem Weg zur Demokratisierung geben soll, kann dies nur durch die Konfrontation mit den Massakern am kurdischen Volk, insbesondere dem Massaker von Dersim, durch die Aufgabe der Mentalität der Verleugnung und durch die offene und mutige Verteidigung und Anerkennung der demokratischen Rechte des kurdischen Volkes erreicht werden. Das ist der Weg zur Demokratisierung der Türkei und des Nahen Ostens.

Einmal mehr gedenken wir derer, die bei dem Massaker von Dersim ihr Leben verloren haben, wie Seyit Rıza und Besê, und wir verneigen uns mit Respekt vor ihrem Andenken. Wir gedenken erneut respektvoll und dankbar aller Gefallener der Revolution und der Demokratie, und wir bekräftigen unser Versprechen an sie. Indem er sich dem völkermordenden kolonialistischen Staat nicht unterwarf, hinterließ Seyit Rıza dem kurdischen Volk eine sehr wertvolle Haltung des Widerstands. Die unnachgiebige Haltung von Seyit Riza und Şêx Saîd hat einen wichtigen Platz im Widerstand des kurdischen Volkes gegen Massaker und Völkermord in Kurdistan. Durch die Umwandlung dieser Widerstandstradition in eine ununterbrochene Kampflinie hat die PKK für die Wiederauferstehung des kurdischen Volkes gesorgt und tut dies auch heute noch. Durch Widerstand und Kampf wird das kurdische Volk das Ideal eines freien Lebens, eines freien Anführers und eines freien Landes, nach dem es sich sehnt, mit Sicherheit verwirklichen und damit den mordenden Feind zur Rechenschaft ziehen.“