Karayılan: 2018 wird das Jahr aller Kräfte der Freiheit sein
Murat Karayılan, Mitglied des PKK-Exekutivratskomitees, kommentierte in einem Interview mit dem Radiosender Dengê Welat, das vergangene Jahr und gab einen Ausblick auf 2018.
Murat Karayılan, Mitglied des PKK-Exekutivratskomitees, kommentierte in einem Interview mit dem Radiosender Dengê Welat, das vergangene Jahr und gab einen Ausblick auf 2018.
Murat Karayılan begann seinen Kommentar zum neuen Jahr mit Glückwünschen an den Repräsentanten des kurdischen Volkes Abdullah Öcalan und an „alle Genoss*innen, die sich für die Revolution, die Menschen in Kurdistan und die Menschheit einsetzen".
Karayılan beschrieb die Probleme und Lösungsansätze im Mittleren Osten folgend: „Es gibt Probleme bezüglich Freiheit, Demokratie, Gleichheit und gerechter Verteilung der Reichtümer. Auf der einen Seite verhungern Menschen und leben im Elend, in Blut und Tränen und auf der anderen Seite leben einige in Wohlstand. Die Situation ist sehr ernst für die Region, wie auch für die ganze die Menschheit. Die Völker der Region sollten die gegenwärtigen Bedingungen zu einem Fundament des Kampfes für einen eigenen Willen, für Freiheit und Gleichheit machen mit dem Ziel, die aktuelle Situation zu überwinden. Es gibt ernsthafte Anstrengungen in dieser Hinsicht und das Paradigma des Vorsitzenden Apo bietet einen Ausweg und eine Lösung für die Völker des Mittleren Ostens."
Er hob hervor, dass die Kurdistan-Frage eines der großen Probleme in der Region darstelle: „Als der Krieg in der Region ausbrach, begannen die Invasoren Kurdistans zu fürchten. Diese Invasion wird von der Türkei angeführt."
Und Karayılan fuhr fort: „Im Verlauf des Jahres 2017 setzten die Invasionstruppen ihre Angriffe auf die Freiheitsbewegung und die Völker in Kurdistans pausenlos fort. Deshalb war dieses Jahr kein gewöhnliches Jahr. Das ist sehr wichtig. In diesem Jahr kam es zu ernsthaften Angriffen und entsprechenden Widerstand dagegen. Der türkische Staat hat Ende 2016 erklärt, dass dieser Krieg für die Türkei ein Krieg um die Existenz sei. Zuerst verschärften sie die Isolation auf Imralı.
Gab es jemals ein ganzes Jahr keinen Kontakt mit der Führung? Hat irgendjemand etwas von ihm (Abdullah Öcalan) gehört? Nein. Denn diese Isolation ist Teil ihrer Strategie. Es gibt einen Krieg auf Imralı, um die Stimme des Vorsitzenden daran zu hindern, die Revolution und das Volk zu erreichen. Der Krieg begann in Imralı. Dann weitete sich dieser Angriff auf die kurdische Politik und Politiker*innen aus. Abgeordnete befinden sich in den Kerkern, die Ko-Vorsitzenden der HDP befinden sich ebenfalls dort. Das AKP-Regime erließ ein Gesetz, um die von den Kurd*innen kontrollierten Gemeinden unter Zwangsverwaltung zu stellen. Die Türkei unterliegt heute nicht den regulären Gesetzen – in der Türkei herrscht Ausnahmezustand. Die Realität heute übersteigt die Bedingungen des 12. Septembers (1980, Militärputsch in der Türkei). Deshalb war 2017 ein Jahr voller Unruhe."
„Sie wurden in Bakur und in Rojava besiegt"
„Das türkische Streben nach immer weiteren Invasionen hat gegenüber der Guerilla keine Ergebnisse erzielt … Die AKP setzte all ihre Ressourcen ein, wandelte den Bodenkrieg in einen Luftkrieg um, aber erreicht gar nichts. Der Krieg gegen die Guerilla ist mittlerweile zu 90 Prozent ein Luftkrieg, sie kämpfen praktisch nicht mehr am Boden. Zweifellos sind dafür große Ressourcen notwendig. Schaut euch die türkische Ökonomie an, sie befindet sich im Begriff zu kollabieren. Denn alle Ressourcen werden für den Krieg bereitgestellt, der Staat sieht diesen Krieg als Krieg um die eigene Existenz an.
2017 ist vergangen und jetzt beginnt das Jahr 2018. Welche Ergebnisse gibt es für den türkischen Staat? Keins. Im Gegenteil, sie wurden besiegt. Wir hatten Gefallene im letzten Jahr, ja, das ist eine Realität. Aber wir haben in allen Staaten ein System der Mobilisierung. Der Feind konnte sich diesem System der Guerilla nicht widersetzen und war nicht in der Lage, der Guerilla schwere Schläge zu versetzen."
Karayılan zu den Entwicklungen in Rojava und in Südkurdistan: „Der Feind hat auch die anderen Teile Kurdistans angegriffen. Zum Beispiel wollte Erdoğan, dass die YPG und die PYD in die Terrorliste aufgenommen werden und er wollte die Raqqa-Operation mit seinen eigenen Milizen durchführen. Er schlug dies auch den USA und der Koalition vor. Aber was ist am Ende passiert? Er wurde auch dort besiegt. Sowohl im militärischen als auch im diplomatischen Sinne erlitt er eine Niederlage. Die gesamte Politik des türkischen Staates gegenüber Rojava und Syrien ist gescheitert. Jetzt haben sie Zuflucht bei Russland gesucht und drangen mit deren Erlaubnis in Al-Bab und Idlib ein. Als Ergebnis von Verhandlungen durfte die Türkei dort Soldaten stationieren. Das ist kein Sieg, im Gegenteil, das ist eine Niederlage.
Der türkische Staat scheiterte auch mit seiner Südkurdistanpolitik. Ja, die Politiker Südkurdistans haben den Prozess nicht richtig analysiert und deswegen sind einige Errungenschaften unseres Volkes verloren gegangen. Aber die Ziele des türkischen Staates waren nicht darauf beschränkt. Der türkische Staat wollte einen Bürgerkrieg anzetteln und alle Errungenschaften zunichtemachen. Das haben wir schon vor 2017 den südkurdischen Politiker*innen gesagt. Aber einige haben unsere Worte nicht beachtet. Das wahre Ziel des türkischen Staates besteht allerding darin, im Süden ein großes Chaos zu schaffen, um auf allen Ebenen in alle Gebieten einzudringen. Ja, einige Positionen im Süden sind verloren gegangen, aber es gibt auch Grenzen. Die Türkei wollte in Şengal eindringen, konnten sie das tun? Nein, im Allgemeinen können wir feststellen, dass der türkische Staat auch in Südkurdistan keine Ergebnisse erzielt hat.“ Karayılan betonte, dass während der türkische Staat 2017 Niederlagen erlitten habe, die kurdische Freiheitsbewegung an ihren Errungenschaften festhalten und sie in einigen Teilen sogar ausgebauen konnte.
Die Türkei und Efrîn
„Der Feind verbreitet weiterhin Gerüchte über Efrîn. Aber ein Einmarsch kann nur durch die Zustimmung der ausländischen Kräfte stattfinden, und auch das würde keine Ergebnisse bewirken. Selbst wenn ausländische Truppen es ihnen erlauben würden, könnte die Türkei da nicht einfach intervenieren und das Gebiet besetzen. Es würde einen äußerst ausgedehnten Krieg geben, und wir stellen fest, dass die Türkei auch da besiegt würde.“
„Sie werden sich zurückziehen, wenn wir den Widerstand verstärken“
Karayılan erklärte, dass sie den Anspruch haben, den Faschismus zu zerschlagen und fuhr fort: „… wir werden das System der Folter zerschlagen ... So lange, wie der Vorsitzende Apo und Tausende unserer Genoss*innen in Kerkern festgehalten werden, können wir nicht sagen, dass wir gesiegt haben. In diesem Rahmen möchte ich hinzufügen, dass 2018 ein Jahr des großen Gefängniswiderstands sein wird. Der Feind will eine Uniformierung durchsetzen und die gefangenen Genoss*innen haben erklärt, dass sie das unter keinen Umständen akzeptieren werden. Denn Faschismus zielt darauf ab, sich den Willen (der Gefangenen) durch die Uniform anzueignen. Das haben sie schon 1984 versucht. Doch der Feind musste sich wegen des Widerstands zurückziehen. Es wird heute ähnlich sein.
Aber das Wichtigste ist, dass der Widerstand in den Gefängnissen nicht auf allein auf die Gefangenen beschränkt bleibt. Er muss sich zu einem Widerstand der gesamten Gesellschaft entwickeln. Wenn sich der Widerstand in den Kerkern auf die Häuser, die Straßen und die Institutionen ausbreitet, wird es einen breiten Widerstand geben. Mazlum Doğan hatte einmal in einem Brief geschrieben: ‚Bereitet Euch gut vor und kommt dann wieder. Wir können diese Last jetzt tragen, aber danach musst ihr die Welt über uns wissen lassen.´ Das Entscheidende ist, den Widerstand von den Kerkern auf die Straße zu tragen. Wenn das passiert, können wir Ergebnisse erzielen."
Das PKK-Vorstandsmitglied Murat Karayılan schloss seine Botschaft mit den Worten: „Dieses Jahr ist auch das 40. Jahr der PKK. Wir haben versprochen, dies zu einem Jahr des großen Kampfes und Widerstands zu machen. 2017 hat uns als ein Jahr des Widerstands und des Kampfes eine großartige Grundlage geschaffen. Wir werden 2018 auf diesem Fundament einen großen Kampf entwickeln. Deshalb gehört die Zukunft uns, wir können große Schritte in allen Bereichen tun.
2018 wird das Jahr aller Kräfte der Freiheit und der Revolution sein, die Voraussetzungen dafür sind reif. Deshalb müssen alle ihre Pflicht und Verantwortlichkeit wahrnehmen. Wenn das passiert, wird der Sieg unser sein."