Der Schwerpunkt muss auf den ideologischen Kampf gelegt werden

Einer der Hauptbereiche des Kampfes in Syrien der ideologische Kampf. Extreme Denkströmungen liefern sich für unterschiedliche Interessen einen erbitterten Krieg.

Syrien befindet sich in der derzeitigen Lage in einer schwierigen Situation. Es gibt Organisationen wie IS, al-Nusra und die Muslimbrüderschaft, die die Religion für politische Zwecke nutzen und der Gewalt keine Grenzen setzen. Auch wenn diese Organisationen weitgehend zurückgedrängt werden konnten, ist es nicht gelungen, sie vollständig zu überwinden oder als Bedrohung zu beseitigen. Als solche sind sie für einige Kräfte nützlich und werden in irgendeiner Weise unterstützt. Damit diese Bewegungen aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden können, müssen die Staaten und ihre Geheimdienste die Finger von ihnen lassen. Man kann sagen, dass al-Nusra inzwischen eine Staatsordnung in Idlib aufgebaut hat. Militärisch wird Idlib vom türkischen Staat geschützt. Darüber hinaus sind die vom türkischen Staat besetzten Gebiete in Syrien ein „Paradies" für diese Organisationen und kriminellen Netzwerke, einschließlich des IS.

Baath-System: Arabischer Nationalismus und zentralistischer Staat

Ein weiteres Extrem in Syrien ist das Bestehen des Baath-Systems. Trotz des türkischen Staates und der von ihm unterstützten Organisationen konnte das Baath-System nicht gestürzt werden. Sie konnten Baschar al-Assad nicht loswerden. Mit der Unterstützung des Irans und Russlands gelang es Assad, seine Herrschaft zu erhalten. Ideologisch gesehen sorgte dies dafür, dass der arabische Nationalismus und die zentralistische Staatsauffassung unverändert stark geblieben sind. Die Regierung in Damaskus eröffnet den Menschen keinen eigenen Horizont und keine Freiheit. Die zentralisierte etatistische Struktur wird in die Köpfe der Menschen eingepflanzt, als ob sie ein Schicksal wäre und es keine andere Möglichkeit gäbe. Wer davon abweicht, wird verbannt und verfolgt.

Iran setzt das schiitische Verständnis so weit wie möglich durch

Der Iran ist der syrischen Regierung zu Hilfe gekommen und leistet wirksame ideologische Arbeit. Er leistet nicht nur militärische, wirtschaftliche und diplomatische Unterstützung für die Regierung, er organisiert Milizen in der Bevölkerung. Dies geschieht vor allem durch die Nutzung der religiösen Überzeugungen und Traditionen der Menschen. Der Iran setzt das schiitische Verständnis so weit wie möglich durch und nutzt dabei auch die Armut der Menschen, um Kräfte zu rekrutieren und sie zentral zu binden.

Der türkische Staat vergiftet die Köpfe

Der türkische Staat verbreitet seine eigene Kultur in den von ihm besetzten Gebieten, um seine Herrschaft zu verstetigen. Türkischunterricht ist in den Schulen verpflichtend eingeführt worden. Die Bevölkerung soll auf einer nationalistischen Basis geformt werden. Vor allem ist der türkische Staat damit beschäftigt, die Feindschaft gegen die Kurdinnen und Kurden zu schüren und anzustacheln. Er sorgt auch dafür, dass Kräfte wie die Muslimbrüder in den besetzten Gebieten auf religiöser Basis ideologische Arbeit leisten können. Damit werden Werte wie Freiheit und Demokratie, Respekt vor dem Glauben und das Recht auf Leben für verschiedene Kulturen angegriffen. Die Köpfe werden buchstäblich vergiftet.

Russland sichert seine Macht

Russland ist damit beschäftigt, seine Macht und seine Interessen zu sichern. Moskau hat strategische Vereinbarungen mit dem Baath-Regime getroffen. Russland einziges Problem besteht darin, das bestehende System und die Regierung zu schützen und zu erhalten. In dieser Hinsicht ist die russische Rolle in Syrien völlig reaktionär. Sie hat nichts mit den Menschen und ihren Freiheiten zu tun.

USA, Europa und Russland unterstützen die Türkei

Die USA und andere Mächte hingegen sagen, dass sie ihre Präsenz in Syrien auf den Kampf gegen IS beschränken. Insbesondere die USA und Israel sehen es als ihre Interessen an, das Regime zu schwächen, anstatt es zu zerstören. Auch die nordostsyrische Autonomieverwaltung und die demokratische Option werden von ihnen nicht unterstützt. Die USA und Europa versuchen, die Türkei, ein NATO-Mitglied, zu begünstigen und ihre Besatzungszone irgendwie zu tolerieren. Sie unterstützen die Besatzung durch das faschistischen Erdoğan-Regime sogar, um zu verhindern, dass die demokratische Option wirksam wird. Auch Russland unterstützt das Erdoğan-Regime in der aktuellen Lage. Da sie wissen, dass die kurdische Frage die Achillesferse des türkischen Staates ist, nutzen sie dieses Thema als Trumpfkarte für ihre Eigeninteressen.

Einer der wichtigsten Bereiche ist der ideologische Kampf

Wie aus diesen kurzen Beschreibungen hervorgeht, ist einer der Hauptbereiche des Kampfes in Syrien der ideologische Kampf. Extreme Denkströmungen liefern sich für unterschiedliche Interessen einen erbitterten Kampf. Die Regierung in Damaskus ist trotz aller Abnutzungserscheinungen und ihres schwierigen Überlebens im ideologischen Kampf im Vorteil. Sie zwingt den Menschen das Verständnis auf, dass es keine Gesellschaft ohne den Staat gibt und der Staat alles ist. Schulen und Medienorgane sind in ihren Händen. Sie gibt der Opposition keine Überlebenschance. Die Öffentlichkeit ist nicht ausreichend aufgeklärt und gebildet. Die angebliche Opposition ist unter die Kontrolle ausländischer Mächte geraten und hat ihren Einfluss verloren. Im Wesentlichen benutzt sie Religion und Nationalismus auf höchst reaktionäre Weise.

Das syrische Volk ist unorganisiert

Das syrische Volk ist unorganisiert. Ein bedeutender Teil der demokratischen Opposition befindet sich im Ausland, und sie ist nicht effektiv. Als einzige Möglichkeit für einen organisierten ideologischen Kampf und die Bildung der Bevölkerung bleiben autonome Verwaltungen. In den selbstverwalteten Gebieten in Nordostsyrien ist die Bevölkerung in irgendeiner Weise organisiert. Die Jugend- und Frauenbewegung ist aktiv. Es gibt eine entwickelte Medienarbeit. Das Volk kann sich in Räten und Kommunen organisieren. Es wurden demokratische Akademien eingerichtet. Massenaktionen und -veranstaltungen sind weit verbreitet. Es findet eine offensichtlich wirksame ideologische Arbeit statt.

Es bedarf einer neuen Kultur und Mentalität

Trotz alledem befinden sich die autonomen Verwaltungen in einem großen ideologischen und psychologischen Krieg. Vielfältige Angriffe zielen auf die Zerstörung und Beseitigung der selbstverwalteten Regionen ab. In dieser Hinsicht tragen die autonomen Regionen eine große Verantwortung. Sie müssen einen wirksamen ideologischen Kampf führen. Man kann ohne weiteres sagen, dass sie in dieser Hinsicht unzureichend sind. Militärische und politische Tätigkeiten reichen nicht aus. Es bedarf einer neuen Kultur und Mentalitätsbildung. Es ist notwendig, sich nicht nur an die autonomen Regionen, sondern an ganz Syrien zu wenden.
Quelle: Ronahî-Zeitung