Bayık: Antifaschistischer Kampf ist Dienst an Menschheit

Der Ko-Vorsitzende des KCK-Exekutivrats, Cemil Bayık, äußerte sich im Gespräch mit dem Journalisten Ciwan Tunç über die von Leyla Güven initiierten Hungerstreiks, die aktuellen Pläne der Türkei und den Widerstand dagegen.

Der Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK), Cemil Bayık, hat sich in einem Gespräch mit dem Journalisten Ciwan Tunç im Rahmen der Sendung Dilistan im Radiosender Dengê Welat über die Hungerstreiks, die aktuellen Pläne der Türkei und den Widerstand dagegen geäußert. Bayık erklärte zu den Hungerstreiks: „Antifaschistinnen und Antifaschisten stehen an der Seite des Widerstands. Daher haben die Aktionen mittlerweile ihren Platz in der Menschheitsgeschichte gefunden. Die in Kurdistan beginnende Aktion ist für die ganze Menschheit. Sie richtet sich gegen den Faschismus in der Türkei. Der türkische Faschismus ist kein normaler Faschismus. Sogar Hitler nahm ihn sich zum Vorbild. Dies drückt eine Realität aus. Wenn die Isolation durchbrochen wird, fällt auch der Faschismus. Dies ist ein großer Dienst an der Menschheit.“

Das System von Imrali baut auf der kapitalistischen Moderne auf

Bayık äußerte zum System auf Imrali, das kein Projekt des türkischen Staates sei: „Wer hat das System auf Imrali geschaffen? Die kapitalistische Moderne hat es erschaffen. Warum? Weil sie begriffen haben, dass die Ideologie und die Philosophie des Vorsitzenden Apo eine Alternative zur kapitalistischen Moderne darstellt. Diese starke Alternative zeigte immer stärker ihren Einfluss auf die Frauen, die Jugend und die sozialistischen Kräfte. Wenn sich die kapitalistische Moderne dieser Alternative nicht entgegenstellen und somit weiter stärken würde, würde ihr System in große Schwierigkeiten geraten. Denn es hat in Kurdistan und im Mittleren Osten Erfolge errungen.

Kurdistan liegt im Zentrum des Mittleren Ostens. Der Vorsitzende Apo stellte eine Gefahr für dieses Zentrum dar. Um ihrem System eine Zukunft zu garantieren, wollten sie die Befreiungsbewegung blockieren, vernichten, unter Kontrolle bekommen. Wer sind sie? Die USA, England und Israel führen dieses System. Deswegen haben sie das internationale Komplott umgesetzt. Andere Staaten und manche kurdischen Kräfte standen als Komplizen bereit. Aber der Vorsitzende Apo, die PKK und das kurdische Volk haben das Komplott scheitern lassen.“

Bayık wies darauf hin, dass die Führung des EU-Antifolterkomitees ebenfalls Teil dieses Systems sei und deshalb zu den Haftbedingungen auf Imrali schweige. Beim CPT handele es sich um eine Institution der kapitalistischen Moderne, welche die Folter auf Imrali unterstütze. Der türkische Staat werde durch das CPT ermutigt.

AKP-Faschismus wird von den USA, Europa und Deutschland an der Macht gehalten

Zum AKP-MHP-Faschismus erklärte Bayık: „Wer hat die AKP-MHP geschaffen? Wie ist die AKP in der Türkei an die Macht gekommen? Wenn die kapitalistische Moderne sie nicht aufgebaut, ihr nicht geholfen hätte, wäre die Erdoğan-Regierung nicht möglich gewesen. Sowohl außerhalb der AKP als auch in ihr bringen manche Personen diese Tatsache zum Ausdruck. Erdoğan und Bahçeli bezeichnen sich als ‚national-gesinnt‘ aber auch das ist eine große Lüge. Sie sind nicht national, Amerika hat sie aufgebaut und an die Macht gebracht. Um ihre Macht zu erhalten, betrügen sie die Bevölkerung. Immer wenn Erdoğan und die AKP in Bedrängnis geraten, reichen ihr die USA, Europa und vor allem Deutschland ihre Hände.

CHP stabilisiert AKP-Regime

Draußen sind es diese Staaten, die das AKP-Regime stabilisieren, drinnen macht es die CHP. Die CHP tut nichts für Demokratie und Freiheit gegenüber der AKP. Sie schützt und verteidigt die Herrschaft Erdoğans. Der Charakter des türkischen Staats und dieser Parteien zeigt das deutlich. Die CHP gründete diese Republik auf der Vernichtung der Armenier, Aramäer und Kurden. Unser Kampf inspiriert auch diese Völker. Deswegen stehen sich die Regierung und die CHP immer bei, wenn es gegen die Kurden und Kurdistan geht. Sie sammeln sich um Erdoğan.  

Menschen in Şîladizê haben Realität der kurdischen Bevölkerung im Süden deutlich gemacht

Ein anderes Standbein des AKP-MHP-Regimes sind die südkurdischen Parteien. Sie alle sind Teil des gleichen Systems. Der Vorsitzende Apo hat ihr wahres Gesicht und ihren Verrat an den Kurden ans Licht gebracht. Da sie allein nicht gegen unseren Kampf bestehen können, helfen sie sich gegenseitig.

Der türkische Staat sagt einerseits: ‚Wir haben einen großen Fehler gemacht und werden so einen Fehler ein weiteres Mal nicht erlauben.‘ Sie hat den Fehler nicht ohne Wissen gemacht, sondern war gezwungen, ihn zu machen. Dass die südkurdischen Parteien heute bestehen und sich an der Macht befinden, ist ein Ergebnis des Kampfes der PKK. Sie sagen es selbst: ‚Vor dem Kampf der PKK konnten wir die Grenze nicht passieren, jetzt gibt Grenzübergänge, Pässe und wir treiben Handel.‘ So wie unsere Partei das wahre Gesicht des türkischen Staates und seiner Parteien ans Licht gebracht hat, so hat die Bevölkerung von Şîladizê die Realität der kurdischen Bevölkerung im Süden herausgestellt. Die Bevölkerung von Şîladizê hat gesagt: ‚Wir werden nicht mit den Besatzern leben, wir erkennen ihre Grenzen nicht an, wir wollen nationale Einheit, wir wollen Geschwisterlichkeit.‘“

Der „ultimative Zerschlagungsplan“

Bayık erwähnte auch den 2014 vom türkischen Staat beschlossenen „ultimativen Zerschlagungsplan“: „Dieser Plan zeigt ihre Schwäche und die Stärke des Kampfes der Bewegung unter der Führung des Vorsitzenden Apo. Wäre die Bewegung nicht stark gewesen, hätte sie diesen Plan nicht vorgeschlagen. Die Bewegung soll nicht nur in Kurdistan, sondern auch außerhalb gestoppt und behindert werden. Seit der Gründung der PKK gehen diese Kräfte von einem Plan zum nächsten über, erreichen allerdings nichts. Die PKK wird jedes Mal stärker.

Wir müssen den türkischen Staat gut analysieren, dieser Staat ist ein Nationalstaat. Was ist seine Grundlage? Eine Sprache, eine Nation und eine Religion. Erdoğan und Bahçeli bringen das andauernd zum Ausdruck. Sie sagen, jeder soll Türke sein. Sobald Menschen ihre Wurzeln nicht verleugnen, wird ihnen das Recht auf Leben entzogen. Das sagen sie ganz offen. Der türkische Staat ist insgesamt auf dieser Realität aufgebaut. Er ist auf Spezialkrieg aufgebaut.

Deswegen schafft er sich ständig neue Feindbilder. Deswegen hat er die anderen Völker umgebracht, deswegen wollte er das kurdische Volk vernichten und stand kurz vor seinem Ziel. Das kurdische Volk ging dagegen zum Widerstand über. Der Vorsitzende Apo hat diese Pläne scheitern lassen. Deswegen hat der Staat gesagt: ‚Lasst uns die nationale Einheit aufbauen, welche die PKK und Apo verhindert haben. Wir wollten, dass die ganze Türkei von einem Nationalstaat beherrscht wird, aber der Kampf Öcalans hat das verhindert.‘ Deswegen ist der ‚Zerschlagungsplan‘ ins Werk gesetzt worden. Der Staat hat offen erklärt, dass er alles aus dem Weg räumen wollte, das den Namen Kurde oder Kurdistan trägt. Er sagt, wenn wir dies nicht schaffen, sind wir in unserer Herrschaft bedroht. Dieser Staat wurde vollständig auf der Grundlage der Feindschaft den Völkern und den Kurden gegenüber gegründet. Darauf basiert die Vernichtungs- und Verleugnungspolitik.“

Zwischen die Bevölkerung, PKK und den Vorsitzenden sollte ein Keil getrieben werden

Jeder, der sich gegen dieses System der Vernichtung und Verleugnung positioniert werde zum Verräter erklärt. Für alle mörderischen Konsequenzen dieser Politik werde die PKK verantwortlich gemacht, so Bayık. „Was hat der Staat gesagt? Wir verfolgen diese Politik. Wenn es Tote gibt, wenn Städte niedergerissen werden, ist dafür die PKK verantwortlich. Der Staat wollte seine Verbrechen der PKK zuschreiben. Es ist eine Grundeigenschaft des Faschismus, das was er tut, als dessen Gegenteil darzustellen. Es wird ein psychologischer Krieg geführt. Der Staat hat Städte verwüstet, Friedhöfe bombardiert, Massaker verübt und Menschen vertrieben. Er sagt: ‚Wir zerstören die Barrikaden, das alles passiert wegen der PKK. Hätte die PKK das nicht getan, hätten wir und Öcalan das Problem gelöst.‘ Der Staat behauptet das, weil er den Einfluss des Vorsitzenden Apo sehr gut kennt. Auf diese Weise versucht er zu verhindern, dass die Bevölkerung die Wahrheit erkennt.

Zwischen die Bevölkerung, PKK und den Vorsitzenden sollte ein Keil getrieben werden, Chaos geschaffen und so Proteste verhindert werden. Die PDK und ihre Konsorten dienten dieser Politik, deswegen sind einige Menschen verwirrt. Bahçeli und Erdoğan sind diesen Schritt gegangen. Während sich der Staat mit Imrali [Abdullah Öcalan] zu Gesprächen traf, bereiteten sie den ‚Zerschlagungsplan‘ vor. Diese Allianz beabsichtigte keine Lösung, sie bereitete das vor, was wir heute erleben. Sobald sie die Gelegenheit dazu fand, begann sie mit der Umsetzung. Die Osmanen sind berühmt für das Sprichwort vom ewigen Spiel, das mag stimmen, aber diese Spiele bringen nichts mehr, diese Zeit ist vorbei. Jetzt sind die Kurden aufgewacht und verstehen diese Spiele. Da sie nun nicht mehr greifen, muss der Staat offen vorgehen.“

Jugendkonferenz wird demokratischen Geist in der Region stärken

Zur Jugendkonferenz des Mittleren Ostens, die am Sonntag in Kobanê ihren Abschluss gefunden hat, äußerte Bayık: „Die Konferenz ist sehr wichtig und findet zum richtigen Zeitpunkt statt. Im Moment erleben wir einen großen Krieg. Das Ziel dieses Krieges ist klar: Die kapitalistische Moderne möchte mit diesem Krieg die alternativen Systeme ausschalten und den Mittleren Osten ihren eigenen Interessen entsprechend gestalten. Der Krieg wird zwischen kapitalistischer und demokratischer Moderne geführt. Deswegen ist diese Konferenz besonders wichtig. Die Jugend muss ganz besonders die vom Vorsitzenden Apo entwickelte Alternative verstehen. So kann die Jugend im Mittleren Osten ihre Aufgabe übernehmen.

Mit einem guten Verständnis der Ideologie und Philosophie des Vorsitzenden Apo werden die Probleme im Mittleren Osten gelöst und Stabilität geschaffen. Niemand außer Öcalan hat bisher ein Projekt für die Völker. Wenn das gut begriffen wird, kann der Mittlere Osten seine Probleme lösen und aus dem Dritten Weltkrieg herauskommen. Die Jugend ist in den Gesellschaften am offensten für neue Ideen. Das Paradigma Abdullah Öcalans weist den Jugendlichen eine Führungsrolle zu. Ich glaube, diese Konferenz wird den Geist von Freiheit und Demokratie in der Region stärken.“