Zweiter Kongress der feministischen Organisierung „Gemeinsam Kämpfen“
Die feministische Organisierung „Gemeinsam Kämpfen für Selbstbestimmung und demokratische Autonomie“ hat am Wochenende ihren zweiten Kongress abgehalten.
Die feministische Organisierung „Gemeinsam Kämpfen für Selbstbestimmung und demokratische Autonomie“ hat am Wochenende ihren zweiten Kongress abgehalten.
Am Wochenende vom 1. bis zum 2. Juni 2024 kamen circa 60 Frauen und Menschen weiterer unterdrückter Geschlechter zum zweiten Kongress der feministischen Organisierung „Gemeinsam Kämpfen für Selbstbestimmung und demokratische Autonomie“ zusammen.
Am Samstag wurde zunächst auf die seit dem ersten Kongress vergangenen zwei Jahre zurückgeblickt, die eigene Arbeit analysiert und bewertet. Am Sonntag wurden ausgehend von diesen Reflexionen neue Strukturierungen, neue Schwerpunkte und Verantwortlichkeiten bestimmt.
„Den Kampf gegen das Patriarchat haben nicht wir begonnen!"
Der Kongress wurde mit Grußworten von der kurdischen Frauenbewegung, dem Dachverband der ezidischen Frauenräte sowie Internationalistinnen in Rojava eröffnet. In diesen wurde hervorgehoben, dass die Aktivistinnen von Gemeinsam Kämpfen nicht die ersten sind, die sich den Kampf gegen das Patriarchat zur Aufgabe gemacht haben. Des Weiteren wurde betont, dass die Befreiung von Frauen und allen weiteren unterdrückten Geschlechtern nicht allein in einer Region erkämpft werden kann und Perspektiven vor allem im gemeinsamen Aufbau des Weltfrauenkonföderalismus zu finden sind. Diese Worte gaben dem Kongress damit einen Rahmen mit dem Appell, fragend in die Vergangenheit zu blicken und in anderen revolutionären Bewegungen aktiv Verbindungen mit der Gegenwart zu suchen. Die Notwendigkeit einer zielgerichteten Arbeit wurde durch die Auswertung der aktuellen politischen Lage nochmal verdeutlicht.
Am Samstag wurden verschiedene Perspektiven zur organisatorischen Lage geteilt und diskutiert. Thematisiert wurde, wie gearbeitet wurde, wo Leerstellen der eigenen Arbeit sind und welche Reflexionen Gemeinsam Kämpfen braucht, um als Organisation und gesellschaftliche Kraft zu wachsen. Für diese Bewertung wurden am Samstag als wichtige Stimmen auch Aktivistinnen der Frauenbewegung, der Jugend, der Jineolojî und der Initiative Women Defend Rojava eingeladen. Frauen, die zum Thema Geschichte arbeiten, betonten: „Es wurde deutlich, wie getrennt wir von unserem Land sind, wie getrennt wir von unserem Gegenüber sind, wie getrennt wir von uns selbst sind. Die Lösung liegt in der Geschichte.“
Zurückgeblickt wurde auf zwei Jahre, in denen Gemeinsam Kämpfen neue Freund:innen gewinnen konnte und die gesellschaftliche Arbeit in verschiedenen Bereichen vorangebracht hat. In Bildungsprogrammen wurde mehr ideologische Tiefe miteinander erreicht. Außerdem wurden neue Strukturen und Vernetzungen geschaffen.
In den Diskussionen zur organisatorischen Lage kamen immer wieder Fragen auf, die es in der kommenden Praxisphase zu beantworten gilt: Welche Rolle hat Gemeinsam Kämpfen innerhalb einer internationalistischen Bewegung und wie wird die Praxis innerhalb der unterschiedlichen lokalen Realitäten vorangetrieben? Die Notwendigkeit, klare Ziele für den Aufbau einer demokratischen Moderne zu setzen und eine Verschränkung zwischen Praxis und ideologischer Vertiefung zu bekommen, wurde deutlich. Kraft und Perspektive wurde auch aus Berichten von Delegationen nach Rojava und Şengal geschöpft. Beeindruckt von den Arbeiten im Şengal wurde auch für den Kontext in Deutschland diskutiert, wie kollektiver Schmerz zu kraftvollem Widerstand werden kann.
„Wir brauchen kein Gerüst, das wir nicht mit Leben füllen können“
Der Sonntag hatte zum Ziel, klare organisatorische und inhaltliche Leitlinien für die nächsten zwei Jahre festzulegen. Ein Beschluss davon war, die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren der demokratischen Moderne zu intensivieren und auszubauen. So soll ein starker Fokus zukünftig auf der gesellschaftlichen Arbeit gegen Feminizid liegen. Darüber hinaus soll die Außenarbeit gestärkt werden, um den Kontakt zu anderen revolutionären und antipatriarchalen Bewegungen auszubauen. Betont wurde auch in den Diskussionen zu anderen Bereichen immer wieder, dass die Antworten auf strategische Fragen vor allem in der gemeinsamen Praxis zu finden sind.
Insgesamt wurde mit einer großen Ernsthaftigkeit diskutiert. Die Entschlossenheit in der feministischen Organisierung, den Aufbau des Weltfrauenkonföderalismus voranzutreiben, wurde deutlich. „An Orten, wo wir mit Ansprüchen aneinander reingehen, können wir auch mit Ergebnissen rausgehen“, wurde die Diskussion auf dem Kongress von einer Teilnehmerin zusammengefasst. In abschließenden Worten bewertet eine weitere Teilnehmerin, der Kongress habe gezeigt, dass die Aktivist:innen mutiger werden, Vorschläge zu machen und diese zur Diskussion zu stellen und dass wichtige Schritte gegangen wurden und werden. Außerdem ist zu den Diskussionen anzumerken, dass die Teilnehmenden ihren Arbeiten und sich darin immer mehr Bedeutung geben können.
Gemeinsam Kämpfen
Die Organisierung Gemeinsam Kämpfen ist im Jahr 2017 von Internationalist:innen gegründet worden. Die feministische Organisierung steht in enger Verbundenheit mit der kurdischen Frauenbewegung sowie ihren Ideen für einen gesellschaftlichen demokratischen Aufbruch, der die Befreiung der Frau ins Zentrum stellt.