Zwangsverwaltung fordert Räumung von Frauenzentrum in Wan

Das Frauenzentrum Şamîran in der kurdischen Provinz Wan soll geschlossen werden. Die erst im Oktober eröffnete Einrichtung bietet zahlreiche Kurse und Aktivitäten für Frauen an – der Zwangsverwaltung scheint sie ein Dorn im Auge zu sein.

Bürgermeisterin warnt vor Angriff auf Frauenrechte

Die von einem staatlichen Zwangsverwalter geleitete Stadtverwaltung von Wan (tr. Van) hat die Kommune des Landkreises Ertemêtan (Edremit) angewiesen, das Frauenzentrum Şamîran zu räumen. Die Einrichtung war im Oktober vergangenen Jahres eröffnet worden und bietet seither zahlreiche Kurse und Aktivitäten für Frauen an. Die Entscheidung sorgt für breite Kritik – insbesondere von der Ko-Bürgermeisterin Rabia Başak Koç, die darin einen gezielten Angriff auf Frauen und ihre Selbstermächtigung sieht.

„Das Frauenzentrum war ein Ort der Sichtbarkeit und des Wachstums“

In dem offiziellen Schreiben, das die Zwangsverwaltung an die von Koç geleitete Gemeinde Ertemêtan richtete, wird als Begründung angegeben, dass keine formale Überlassungsvereinbarung für das Gebäude abgeschlossen worden sei. Die Kommune hat bereits vor Wochen eine Fristverlängerung beantragt, um das Zentrum nicht unmittelbar schließen zu müssen – bislang blieb diese Bitte unbeantwortet.

Rabia Başak Koç betonte, dass das Şamîran Frauenzentrum ein wichtiger Ort für Begegnung, Bildung und Empowerment sei: „Nach der Eröffnung im Oktober haben wir hier mit Unterstützung vieler engagierter Frauen, darunter auch Neslihan Şedal, der abgesetzten Ko-Oberbürgermeisterin von Wan, zahlreiche Kurse und Veranstaltungen durchgeführt. Frauen erhielten Qualifikationen in Handarbeit, Kunsthandwerk und Textilverarbeitung – und begannen, damit ein eigenes Einkommen zu erzielen. Es gab Sportangebote, Seminare und sogar eine Kindertagesstätte.“

„Ein Zentrum, mit Mühe aufgebaut – und jetzt ohne Ausweichort“

Die Entscheidung zur Räumung sei politisch motiviert, so Koç weiter: „Wenn ein Ort, an dem Frauen gemeinsam lernen, arbeiten und wachsen, plötzlich geräumt werden soll, dann ist das kein bürokratischer Vorgang – sondern ein direkter Angriff auf die Selbstbestimmung von Frauen.“

Koç weist zudem auf die prekären Rahmenbedingungen hin, unter denen das Zentrum überhaupt erst entstehen konnte: „Trotz schwieriger finanzieller Bedingungen haben wir das Zentrum mit großem Einsatz aufgebaut und ausgestattet. Wenn wir es jetzt räumen müssen, gibt es keinen alternativen Ort für Frauen – denn alle früheren Gemeindegebäude wurden unter von den vorherigen Zwangsverwaltungen veräußert.“

Eröffnung von Şamîran, das bnannt nach der kurdischen Version des Namens der assyrischen Königin Šammuramat (auch Semiramis) ist. In der Mitte ist Neslihan Şedal zu sehen, rechts daneben Rabia Başak Koç © MA

Die Bürgermeisterin von Ertemêtan ruft die unter Zwangsaufsicht stehende Stadtverwaltung dazu auf, von ihrer Entscheidung abzurücken: „Wir appellieren dringend an die Verantwortlichen, diesen Fehler zu korrigieren. Es geht nicht nur um ein Gebäude – es geht um den Schutz und die Würdigung der Arbeit von Frauen, die hier ihr Leben verändert haben.“