„Wir sind es alle - unbezwingbar und unbeugsam!“

Anlässlich des heutigen Frauenkampftages hat der Verband der studierenden kurdischen Frauen JXK eine Botschaft an die Frauen weltweit gerichtet. Darin heißt es: „Wir sind es alle - unbezwingbar und unbeugsam! Die Revolution ist weiblich!“

Der 8. März ist für uns alle ein zentraler und aussagekräftiger Tag. Noch immer ist die Frau weltweit Fremdbestimmung ausgesetzt, wird in vorherrschende sexistische Muster gedrängt und erleidet psychische und physische Gewalt! Daher rufen wir laut: Die Revolution ist weiblich!

In einer Zeit, in der das Leben von Menschen auf der ganzen Welt durch ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Krisen bedroht ist, in der das patriarchale und kapitalistische System in all seiner Grausamkeit seine weltweiten Herrschaftsansprüche durchsetzt, in der der Großteil der Menschheit in Ausbeutung und Unterdrückung lebt und in der Frauen aufgrund des patriarchalen Wesens von Staat, Gesellschaft, kapitalistischer Ökonomie, Religion und Wissenschaft auf vielfältige Weise davon betroffen sind, sind es ebenso Frauen, die sich an der Entwicklung von Alternativen und an Kämpfen um Veränderungen beteiligen und zukunftsgerichtete Konzepte erarbeiten, um eine freie, demokratische und ökologische Gesellschaft aufzubauen.

Seit der menschlichen Bevölkerung der Erde ist die Frau ein zum Objekt degradiertes Wesen. Zu Hause, auf der Straße, auf der Arbeit, im Fernsehen, in Medien oder in Zeitungen - Sexismus hat einen großen Teil des Alltags und der gesellschaftlichen Mentalität eingenommen und begegnet uns Frauen tagtäglich.

Frauen werden in gesellschaftlich verankerte Rollen hineingeboren

Die Frau wird von Beginn an in gesellschaftlich verankerte Rollen hineingeboren, muss den Stolz ihrer Familie und die Ehre ihres Mannes repräsentieren und hat als Gebärmaschine zu funktionieren.

Die Frau wird auf ihren Körper reduziert, als schwach, hysterisch, naiv und unfähig wahrgenommen und in allen Lebensbereichen sexualisiert. Frauen wird von der sexistischen Gesellschaft beigebracht, sich für ihren eigenen Körper zu schämen, sie werden als Lustobjekt dargestellt und so auch wahrgenommen. Weltweit sind sie seit Jahrtausenden Morden, Gewalt, Schikane und Vergewaltigungen ausgesetzt. Auf Schritt und Tritt zeigt man mit dem Finger auf Frauen, ordnet sie Männern unter, instrumentalisiert und verfolgt sie.

Der weibliche Körper gilt als Produkt der heutigen Marktindustrie - jedoch nicht nur die Reduzierung des weiblichen Körpers auf ein sexuelles Objekt ist diskriminierend, sondern auch die klischeehafte Darstellung von Frauen und Männern.

Frauen, die den Haushalt schmeißen und dabei unbeschwert zu sein haben. Frauen, die sich mit gesellschaftlichen Anforderungen zufrieden zu geben haben und keinen eigenen Handlungswillen besitzen dürfen.

Das trägt dazu bei, dass Rollenbilder gefestigt werden und vor allem Vorurteile und Machtverhältnisse reproduziert werden. Bereits im jungen Alter werden junge Mädchen von dieser Realität geprägt und übernehmen so gesellschaftlich gesteuertes Fehlverhalten: sie führen ein Leben im gesellschaftlichen Gefängnis!

Was hat all das zu bedeuten? - Es ist Zeit für eine Revolution!

So möchten wir heute von den Frauen in Kurdistan erzählen: Wir möchten von dem Beginn einer Zeit sprechen, die Frauen überdimensionale Parallelen zeigte.

Frauen schufen Dinge, die ihnen niemand zutraute. Sie schufen sich eine Welt, in der sie ihr Frau-Sein selbst gestalten. Sie schufen Selbstbestimmung und Freiheit.

Unabhängig von Religion, Ethnie und Herkunft kämpfen Frauen in Kurdistan für die Geschlechterbefreiung, Ökologie, Selbstbestimmung und Basisdemokratie.

Die demokratische Selbstverwaltung dieser Region ist ein großer Erfolg und bietet die Möglichkeit tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen, um den fest verwurzelten gesellschaftlichen Sexismus abzubauen, patriarchales Gedankengut durch eine gesellschaftliche Wissenschaft zu ersetzen und dem Faschismus ein bitteres Ende zu bereiten.

Um das in vielen Ländern herrschende System daran zu hindern, sich innerhalb seiner Bildungs-, Gesellschafts-, kulturellen und politischen Systeme zu reproduzieren, verteidigen sich Frauen heute sich heute auch tapfer im Kampf gegen terroristische Banden wie den Islamischen Staat, Al-Qaida, Al-Nusra und türkische Besatzersoldaten.

Frauen verwandelten den verdunkelten Boden in eine fruchtbare Lebensstätte - und das mit Herz und Blut. Das Lächeln der Frauen winkt heute stolz im Wind wie die historische Rache jeder einzelnen Frau, die entführt, verkauft, vergewaltigt und ermordet wurde. Kurdistan, eine Region, welche jahrelang verzweifelte Hilfeschreie erlebte, zeugt nun von dem Aufstieg der Frauen, die frei geworden sind und nun Seite an Seite ihre Rache nehmen.

Bis hierher schaffte es niemand und auch morgen wird es keine Kraft schaffen, Frauen zum Schweigen zu bringen: Heute sind weltweit Millionen Frauen organisiert und gehen für ihre Rechte und im Kampf gegen das Patriarchat, gegen Sexismus, Unterdrückung und Faschismus auf die Straßen und bekämpfen elitären Machtstrukturen. Auf der ganzen Welt haben wir unsere Wut gegen Ungleichheit, Ungerechtigkeit, Nationalismus, Rassismus und alle Arten von Gewalt auf die Straßen getragen.

Wir haben uns organisiert. Gegen das Patriarchat und alle Arten von Massakern und Zusammenbrüche, die durch männliche Herrschaft verursacht wurden, haben wir gesagt „Wir sind hier und wir sind stark genug, um diese Welt zu verändern.“

Und somit haben wir angefangen unseren Widerstand zu organisieren

Als Frauen haben wir uns auf der ganzen Welt füreinander eingesetzt und gegenseitig gestärkt. Während wir unser Leben Schritt für Schritt veränderten, schickten wir einander Grüße zu. Wir waren bunt und unterschiedlich, aber unsere Gefühle und unsere Erwartungen von diesem Leben waren die Gleichen.

Mit der Erfahrung des jahrelangen Kampfes, ist die Frauenbewegung in Kurdistan eine Inspiration für alle Frauen und die Freiheit der Gesellschaft. Sie beschränkt sich nicht nur auf einen widerständigen Gruß aus dem mittleren Osten an den Globalen Kampf der Frauen. Sie zeigt erneut, dass sie die Kraft und die Entschlossenheit hat, die Welt zu verändern. Die Erfahrung in Rojava gibt uns Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Freiheit. Sie zeigt uns, dass die Äußerung, „wenn Frauen sich organisieren, verändert sich die Welt“ keine Utopie, sondern ein realisierbares Projekt der Freiheit ist.

Denn Freiheit ist so viel im Leben, dass wir sie berühren können

Freiheit erlangen wir durch Organisierung und Widerstand und die kurdische Frauenbewegung hat diese Feststellung vergesellschaftlicht, wodurch die Geschlechterbefreiung realisierbar und lebendig wurde.

Das Geheimnis des Erfolges gegen den IS, dem Vertreter des globalen Imperialismus und lokalen Fundamentalismus, liegt darin.Tausende von Frauen haben wie ihre Vorgängerinnen ihr Leben riskiert, um ein neues Leben aufbauen zu können. Von unseren ersten Mütter-Frauen, bis hin zu den Hexen, Philosophinnen wie Hypatia und tausende andere Unbekannte, Rosa Luxemburgs, Emma Goldmans, Sakine Cansiz‘, Zilans, Beritans, Ivana Hoffmanns - mit dem Widerstand von Millionen Frauen haben wir den heutigen Kurs erreicht.

Und diese historischen Erlebnisse führen die Herzen von Millionen Frauen jetzt weiter zur Freiheit, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren.

Es ist eine weitere Frau: Leyla Güven ist eine Frau, die ihr Leben für ein freies Leben riskiert, das Symbol des Widerstands wird und in ihrem Körper ein neues Leben erblühen lässt.

Leyla Güven hat mit ihrer starken Willenskraft eine weibliche Intervention gegen Faschismus, gegen die Isolation des Lebens und gegen die Verwandlung der Türkei in einen großen Kerker hervorgebracht. Am heutigen Tag schicken wir besondere Grüße an unsere Genossin Leyla Güven, die dem türkischen AKP-Regime den Kampf ansagte und Millionen Menschen auf der gesamten Welt zum erfolgreichen Aufstand gegen die Vernichtungspolitik der Türkei aufrief.

Entschlossen, willensstark, solidarisch

Als kurdische Frauen rufen wir daher alle Frauen dazu auf, entschlossener, willensstärker und solidarischer mit dem Kampf der Freiheit und Befreiung zu werden.

Wenn diese Energie sich mit der Organisierung der Frauen trifft, kann keine patriarchale Macht gegen die Freiheit von Frauen bestehen. Denn das Patriarchat ist nicht unendlich - es kann zerstört werden!

Am heutigen Tag geht es ebenso um die Emanzipation von allen Frauen und um die Entschlossenheit, eine andere Gesellschaft möglich zu machen, in der alle ihren Platz haben.

Wir dulden keine Art von Sexismus, Faschismus, Ausgrenzung, Unterdrückung und Herabwürdigung!

Deshalb ist es am heutigen Tag umso wichtiger, zahlreich und Seite an Seite zu demonstrieren.

Der Widerstand von Frauen befreit uns alle!

Lang lebe die Frauenrevolution in Kurdistan!

EIN HOCH AUF DEN 8. MÄRZ !

JIN JIYAN AZADÎ – FRAU, LEBEN, FREIHEIT!