Wir sehen uns im Kampf wieder, Alina!

Leandro Albani erinnert sich an seine Begegnungen mit Alina Sanchez, die am 17. März bei einem Verkehrsunfall in Rojava tödlich verunglückt ist.

Wann habe ich zum ersten Mal deinen Namen gehört, Alina? Es war um 2013, mitten im Qandil-Gebirge, als unser Freund Mehmet mir sagte, dass du vielleicht kommen würdest. Danach war alles ein Rätsel, bis ich dich traf. Alles, was ich über dich wusste, war, dass du aus Córdoba kommst, dem Gebiet, in dem die Worte wogen. Ich wusste auch, dass du auf Kuba Medizin studiert hast. Mit der Zeit erfuhr ich, dass du im Land des Schmiedes Kawa und der heroischen kurdischen Frauen Lêgerîn (Die Suchende) genannt wurdest.

Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, wann wir uns das erste Mal getroffen haben. Ich weiß, dass wir mit mehreren Freundinnen und Freunden zusammen waren, die uns einander vorgestellt haben. Wir haben über Ale Haddad gesprochen und du hast mich gefragt, wie es mir im Qandil ergangen ist. Ich habe dir von der Faszination dieser Reise berichtet. Ich erinnere mich, wie ich dir erzählte, dass ich Cemil Bayik getroffen habe. Du hast die Augen aufgerissen und gefragt: „Du warst bei Heval Cuma?" – „Ja", antwortete ich, „Er ist der Mann mit der großen Nase, oder?" Und wir haben gelacht, du mit etwas mehr Diskretion, aber es war dennoch ein Lachen.

Wir haben uns einige Male unterhalten. Auch bei deinem letzten und flüchtigen Besuch in Argentinien trafen wir uns und hörten dich von Rojava, den Hoffnungen und Träumen der Kurdinnen und Kurden erzählen. Wir fragten dich aus. Du erklärtest uns, wie versucht wird, das Gesundheitssystem neu aufzubauen. Ich hörte dir staunend zu, als du mir erzähltest, wie du dich gefühlt hast, als du mit den YPG/YPJ in einige der vom IS befreiten Dörfer bei Raqqa gegangen bist. „Alles sehr verrückt", hast du gesagt, mit einem Ausdruck so südlich wie du. „Es war alles sehr dunkel, eine schreckliche Entfremdung", hast du umschrieben, was die IS-Terroristen in den von ihnen kontrollierten Dörfern geschaffen hatten, die von den YPG/YPJ befreit wurden.

Du hast uns damals auch gefragt, wie wir die Situation hier in Argentinien und in Lateinamerika einschätzen. Unsere Antworten reichten von der Beschreibung einer grausamen und ungerechten Realität bis hin zu den Hoffnungen, die im alltäglichen Kampf liegen.

Bei deinem letzten Besuch in diesem südlichen Teil der Welt gingen wir gemeinsam auf Demonstrationen und zu Veranstaltungen. Wir aßen Pizza und ließen uns die Köstlichkeiten schmecken, die Erol für uns kochte, während wir diskutierten. Wir feierten Newroz mit unseren Freundinnen und Freunden und genossen die Musik und die Stimme von Sosin, die angereist war, um mit uns die schönsten Melodien Kurdistans zu teilen.

Gestern wurde mir gesagt, dass dir etwas zugestoßen sei. Gestern, am 21. März, während alle Menschen in Kurdistan Newroz feierten, wie wir es letztes Jahr in Buenos Aires getan haben. Heute lese ich die Nachrichten. Dass es ein Autounfall war und du nach Hesekê unterwegs warst, um ein neues Gesundheitssystem zu organisieren, das trotz des Krieges in ganz Rojava aufgebaut werden soll. Am Mast, meine Liebe, immer am Mast. Von dort wird uns gesagt, dass die Zeit nie ausreichen wird, um all die Aufgaben der Revolution zu erfüllen. Und jetzt verstehe ich das in all seiner Größe.

Was soll ich dir sagen, Alina? Dass du mit deinem Kampf, wie so viele Tausende in Kurdistan und in der Welt, einen weiteren Samen der Rebellion in den fruchtbaren Boden der Revolution gesät hast. Dass es kein richtiges und geeignetes Wort gibt, das so viel Wut und Schmerz zusammenfasst, den viele von uns, die dich kannten, jetzt fühlen. Dass das Einzige, was uns, den Verdammten dieser Erde, bleibt, ist, das zu gießen, was ihr und Tausende von Kämpferinnen und Kämpfer jeden Tag säen.

Hasta la victoria siempre, compañera - Immer bis zum Sieg, Freundin...