Vergewaltiger von Ipek Er bleibt frei
In Sêrt ist der Vergewaltigungsprozess gegen den türkischen Unteroffizier Musa Orhan fortgesetzt worden. Der Antrag auf Haftbefehl wurde erneut abgelehnt.
In Sêrt ist der Vergewaltigungsprozess gegen den türkischen Unteroffizier Musa Orhan fortgesetzt worden. Der Antrag auf Haftbefehl wurde erneut abgelehnt.
In Sêrt (tr. Siirt) ist der Prozess gegen Musa Orhan fortgesetzt worden. Der türkische Unteroffizier hat die Kurdin Ipek Er im vergangenen Jahr tagelang vergewaltigt, die junge Frau beging danach Selbstmord. Der Angeklagte befindet sich weiter auf freiem Fuß, der Antrag des Rechtsbeistands der Angehörigen von Ipek Er auf einen Haftbefehl wurde erneut abgelehnt.
Der Prozess wurde von den Anwaltskammern Siirt und Batman sowie dem Menschenrechtsverein IHD und der Juristenvereinigung ÖHD beobachtet. Journalist*innen und Vertreterinnen der HDP und der Frauenbewegung TJA wurden nicht zur Beobachtung zugelassen.
Der Angeklagte und seine Verteidiger wurden per Videoschaltung aus Ankara in die Verhandlung eingebunden. Orhan machte weiterhin von seinem Schweigerecht Gebrauch. Nach Erklärungen der Verteidigung und der Nebenklage wurde die Verhandlung auf den 1. Juni vertagt.
Ipek Ers Mutter Hikmet Kılınç erklärte, für sie sei es unerträglich, dass ihre Tochter unter der Erde ist, während ihr Mörder weiter frei herumläuft. Die Familie fordert, dass Musa Orhan nicht nur wegen Vergewaltigung verurteilt wird und die Anklage erweitert wird, weil er Ipek Er in den Selbstmord getrieben hat.
Vorgeschichte
Musa Orhan, ein in Sêrt stationierter Unteroffizier der Jandarma (Militärpolizei), hat die 18-jährige Kurdin Ipek Er mehrfach vergewaltigt. Ipek Er hatte am 16. Juli in Qubîn (Beşiri) bei Êlih versucht, sich das Leben zu nehmen. In einem Abschiedsbrief hatte sie mitgeteilt, dass sie von Musa Orhan über mehrere Tage gefangen gehalten, unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht wurde. Am 18. August ist sie an den Folgen ihres Suizidversuchs im Krankenhaus verstorben. Der Täter, ein bekennender Anhänger der rechtsextremen „Grauen Wölfe“, war kurz festgenommen worden, wurde jedoch wegen fehlender Fluchtgefahr wieder laufengelassen. Die Vergewaltigung war durch eine gerichtsmedizinische Untersuchung bestätigt worden. Nach massiven Protesten wurde Musa Orhan am 19. August erneut festgenommen. Eine Woche später wurde er per Gerichtsentscheid wieder auf freien Fuß gesetzt.