UN-Sicherheitsrat hält Sondersitzung zu Syrien ab

Aufgrund der Dschihadistenoffensiven im Norden Syriens beschäftigt sich der UN-Sicherheitsrat mit der Lage im Land. Die Sitzung wurde von der Regierung in Damaskus beantragt, die dafür die Unterstützung dreier afrikanischer Staaten erhielt.

Dschihadistenoffensiven von HTS und SNA

Der UN-Sicherheitsrat berät am Dienstag in einer Sondersitzung über die jüngste Eskalation im Syrien-Krieg. Die Sitzung wurde von der Regierung in Damaskus beantragt, die dafür die Unterstützung dreier afrikanischer Staaten erhielt, wie Diplomaten am UN-Hauptquartier in New York mitteilten.

Die Terrororganisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS) hatte in der vergangenen Woche mit Hilfe der Türkei eine Großoffensive gegen die Streitkräfte der syrischen Regierung gestartet und die Millionenmetropole binnen weniger Tage fast vollständig überrannt. Die Regierungstruppen und ihre iranischen und russischen Verbündeten zogen sich kampflos zurück und überließen dem Ableger des Terrornetzwerks Al-Qaida ihre Waffensysteme, Stützpunkte und Militärflughäfen.

Parallel zum Besetzungsfeldzug von HTS startete ein weiterer Islamistenverband – die von der Türkei finanzierte, ausgerüstete und kontrollierte „Syrische Nationalarmee“ (SNA) eine eigene Offensive auf die nördlich von Aleppo gelegene Şehba-Region, in deren Zentrum Tel Rifat (Tall Rifaat) liegt. Die Stadt wurde bereits seit 2022 vom türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan als erstes Ziel für die nächste Invasion in Nord- und Ostsyrien benannt. Um ein Blutbad an der eingekesselten Bevölkerung zu verhindern, entschied sich der Volksrat von Efrîn-Şehba zur Aufgabe von Tel Rifat. Seit gestern laufen die Evakuierungsmaßnahmen von über 200.000 Menschen aus der Region in sichere Gebiete der Autonomieverwaltung. Auch die Bevölkerung aus Orten außerhalb der Selbstverwaltungszone, darunter die schiitischen Städte Nubl und Zahra, sollen über einen von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) errichteten Fluchtkorridor evakuiert worden.

Islamistische Offensiven haben bereits Hunderte Tote gefordert

Der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) zufolge sind seit Beginn der islamistischen Offensiven auf Aleppo und Şehba bereits mehr als 500 Menschen getötet worden. Bei den meisten Opfern handelt es sich demnach um Söldner von HTS und SNA, aufseiten der syrischen Armee und Regime-nahen Truppen gab es 154 Tote. Die Zahl der zivilen Todesopfer gab die Beobachtungsstelle am Montagabend mit 92 an. Die Zahlen dürften sich mittlerweile erhöht haben. Aus Idlib, Hama und Aleppo mehren sich Meldungen über neue Luft- und Artillerieangriffe. 

Foto: Vertriebene aus Aleppo bei ihrer Ankunft im Kanton Tabqa © ANHA