Straßenumbenennung in Frankfurt
Aktivistinnen haben in der vergangenen Nacht belebte Straßen und Plätze in Frankfurt nach den Revolutionärinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez umbenannt.
Aktivistinnen haben in der vergangenen Nacht belebte Straßen und Plätze in Frankfurt nach den Revolutionärinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez umbenannt.
Der kurdische Frauenrat Amara und „Women Defend Rojava“ haben in der vergangenen Nacht belebte Straßen und Plätze in Frankfurt am Main umbenannt nach den Revolutionärinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez, die vor neun Jahren, am 9. Januar 2013, in Paris ermordet wurden. Außerdem wurden Plakate geklebt mit den Porträts der drei Frauen und dem Satz: „Solange Gerechtigkeit im Dunkeln bleibt, ist Frankreich schuldig! Kein Vergeben, Kein Vergessen”.
Die Frauen machten mit den Plakaten auf die Rolle der Justiz in Frankreich bei der Aufklärung und Verurteilung der vom MIT im Auftrag der türkischen Staatsführung begangenen Morde aufmerksam. Das Verfahren wurde nach dem Tod des Auftragsmörders Ömer Güney in französischer Haft kurz vor Prozessbeginn eingestellt. Eine auf Betreiben der Angehörigen angestrengte Wiederaufnahme der Ermittlungen wird auf politischen Druck blockiert, die den französischen Behörden vorliegenden Informationen zu dem Verbrechen gelten als Staatsgeheimnis.
In Frankfurt hat am Samstag wie in vielen anderen Städten in Europa eine Demonstration stattgefunden. Women Defend Rojava erklärt zu den Morden in Paris:
„Am 9. Januar 2013 stand die Welt für einen Moment still. Drei unserer revolutionären Freundinnen aus Kurdistan wurden in Paris durch den faschistischen türkischen Staat ermordet. Mit großem Respekt gedenken wir Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez und verurteilen das niederträchtige Attentat mit unserer ganzen Wut und Verachtung.
Sara, Rojbîn, Ronahî – drei Frauen, die gegen jede Form der Unterdrückung entschlossenen Widerstand leisteten und mit all ihrem Mut und Konsequenz für die Freiheit aller kämpften. Gezielt wurden sie hingerichtet, da sie eine reale Gefahr für die Machtinteressen des türkischen Staates sowie für die Überwindung der patriarchalen Herrschaft darstellten und sich gegen ihre Unterdrückung organisierten. Einer von vielen Feminiziden an politischen Frauen, die sich organisieren und für ein befreites Leben kämpfen.
So spielte Sakine Cansız als Frau und Kurdin im Kampf der PKK und der Frauenbefreiung eine führende Rolle. Die kurdische Frauenbewegung hat in Kurdistan sowohl den Aufbau basisdemokratischer Strukturen als auch den Widerstand verankert, um die patriarchale Mentalität zu überwinden. Sakine Cansız beugte sich in ihrem Leben niemals dem Staat, sondern kämpfte mit Mut und Entschlossenheit gegen dessen unterdrückerische Politik und für die Verwirklichung sozialistischer Ideen. In Amed nahm sie eine führende Rolle in der Organisierung des Widerstandes im Gefängnis ein, denn während ihrer Inhaftierung gab sie niemals den Glauben an den Widerstand auf. Genauso wie die tausenden politischen Gefangenen, die auch heute unter den brutalsten Haftbedingungen in den türkischen Gefängnissen festgehalten werden, in denen Folter oder die Verwehrung von gesundheitlichen Maßnahmen trotz lebensbedrohlich Gesundheitszustand Gefangener zur alltäglichen Realität gehören.
Die AKP-Regierung ist mit ihrer faschistischen und feminizidalen Politik nicht nur verantwortlich für das Massaker in Paris, sondern auch für den Tod von Garibe Gezer, einer kurdischen Aktivistin, die Mitte Dezember 2021 nach schwerer Folter und sexualisierter Gewalt im türkischen Hochsicherheitsgefängnis starb.
Die Erinnerung an die Ermordung all dieser Frauen löst in uns große Wut aus. Wir werden jedoch zu diesen Feminiziden nicht schweigen. Wir sind dankbar für das Erbe, das uns diese widerständigen Frauen hinterlassen haben, und erinnern heute an ihrem Todestag an ihr Vermächtnis.
Freie und revolutionäre Frauen sind gefürchtet und ihr starker Kampf für Freiheit ist ein permanentes Angriffsziel. Doch wir vergessen nicht, wer unsere Schwestern ermordete. Wir vergessen nicht, wer versucht, unsere Freiheit und unsere Leben einzuschränken. Auch wenn sie unsere schönsten Blumen abschneiden, können sie den Frühling nicht aufhalten.
Vereinen wir unsere Kämpfe und verwirklichen wir die Freiheitsträume unserer Vorreiterinnen. Leisten wir gemeinsam Widerstand, denn Widerstand heißt Leben. Lernen wir von Garibe, Sakine, Fidan, Leyla und all den Frauen, die ihr Leben im Kampf für die Freiheit gaben. Euer Erbe ist unsere Ehre und wir werden nicht aufhören zu kämpfen, bis wir alle frei sind. Sara, Rojbîn, Ronahî – Jin Jiyan Azadî!“