Spendenkampagne für Frauenbewegung in Rojava

Die Organisationen „Women Defend Rojava Deutschland und Schweiz“ und „Gemeinsam kämpfen! Für Selbstbestimmung und Demokratische Autonomie“ haben vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie eine Spendenkampagne für die Frauenbewegung in Rojava gestartet.

In einer gemeinsamen Erklärung rufen „Women Defend Rojava Deutschland und Schweiz“ und „Gemeinsam kämpfen! Für Selbstbestimmung und Demokratische Autonomie“ zu einer Spendenkampagne für die Frauenbewegung in Rojava auf: „Wenn ihr könnt, spendet an die feministischen Infrastrukturen vor Ort. Denn die Frauenbewegung und Organisationen wie die Frauenstiftung spielen in der Entwicklung einer kollektiven Alternative für die Gesellschaft in allen Bereichen wie Gesundheit, Bildung und Ökonomie eine Vorreiterrolle mit ihren Projekten.“

Die Organisationen kritisieren die Zustände in Europa und fragen: „Was bedeutet ein verantwortungsvoller Umgang in diesen Tagen und Wochen?“ Sie warnen, dass patriarchale Gewalt, Rassismus, Nationalismus, staatliche Repression und Missstände nicht durch Covid-19 verschwinden, sondern im Gegenteil verstärkt werden. Während sich die Weltöffentlichkeit auf Covid-19 fokussiert, ist die Klimakatastrophe vollkommen aus dem Blick geraten. Die Isolation durch Corona hat die Menschen vielmehr auf sich selbst zurückgeworfen, was weitere Herausforderungen für den Widerstand bedeutet.

An den Grenzen wird der Katastrophe freier Lauf gelassen

Weiter heißt es in der Erklärung: „Wir sind schockiert über die Zustände an den europäischen Grenzen. Der drohenden und schon beginnenden Katastrophe wird freien Lauf gelassen. Doch wir sind nicht überrascht. Es ist die Fortsetzung leerer, mutloser Willensbekundungen, offener Menschenverachtung und dröhnenden Schweigens gegenüber Zuständen, die schon von Anfang an unhaltbar, aber immer staatlich gewollt waren. Wir stehen Schulter an Schulter gemeinsam mit den Menschen, die sich seit Wochen für die Evakuierung der Lager auf Lesbos einsetzen. Ein anderer Umgang mit einer solchen Situation ist möglich!

Pandemien sind Folge des Raubbaus an der Natur und Konsequenz des kapitalistischen Patriarchats

Diese Krise verdeutlicht ein weiteres Mal: Das kapitalistische Patriarchat tötet! Diese und alle zukünftigen Pandemien sind nichts Schicksalhaftes. Sie sind Ergebnis des Raubbaus an der Natur, der für legitim gehaltenen Unterwerfung alles Lebenden und dem Streben nach Profitmaximierung als oberstes Gut. Da sich diese Logik insbesondere gegen Frauen* richtet – sie unterwirft, sie tötet, ihre Arbeit entwertet – sind unsere feministischen Kämpfe der Widerstand, auch und vor allem jetzt.

Rojava eine der Pandemiegefährdetsten Regionen

Unsere Aufmerksamkeit und Sorge gilt auch Nord- und Ostsyrien, wo die Demokratische Autonomieverwaltung wie so oft völlig auf sich allein gestellt ist. Rojava ist nicht erst seit dem 9. Oktober 2019 dem Krieg Erdoğans und seiner jihadistischen Partner mit der Billigung und sogar dem Auftrag der NATO-Staaten ausgesetzt. Dieser Tag markiert den Beginn einer aktuellen „heißen Phase“ in einem bereits jahrelangen Krieg gegen das Streben nach Freiheit – ein Zustand, der Rojava nun zu einer der gefährdetsten Regionen in der aktuellen Pandemie macht. Die 600.000 Binnen-Geflüchteten, die die andauernde Aggression gegen die Region hervorgebracht hat, befinden sich in völlig überlasteten Camps in der Region, die die Bevölkerung solidarisch unter hohem Zeitdruck und nahezu ohne Mittel aufgebaut hat – oder wurden von der Bevölkerung in ihren Häusern aufgenommen, was aber nur in kleinen Teilen möglich ist.

QSD halten sich an UN-Waffenstillstand – Türkei greift an

Der UN-Generalsekretär António Guterres rief angesichts der Pandemie zu einem weltweiten Waffenstillstand auf. Diesem Aufruf sind die QSD (Demokratische Selbstverteidigungskräfte) sofort gefolgt. Die Vorsitzende des Demokratischen Rates Syriens (MSD), Ilham Ehmed, fordert eine ernste Haltung der Weltgemeinschaft und Druck auf die Verantwortlichen in der Türkei. Bei ihnen stößt der Appell weiterhin auf taube Ohren. Die Häufigkeit, der Umfang und die Intensität der Besatzungsangriffe türkischer Truppen und jihadistischer Verbündeter auf einzelne Regionen im nord- und ostsyrischen Autonomiegebiet haben sich in den letzten Wochen sogar weiter erhöht.

Wasser als Kriegswaffe der Türkei

Schon vor der Corona-Krise nutzte die Türkei Wasser als Waffe. Doch anstatt wenigstens diese perfide Form der Kriegsführung unter den aktuellen Bedingungen zu stoppen, wird sie weiter vorangetrieben. Ein Wasserwerk wurde von der Türkei aus vom Netz genommen, eine Anlage wurde kürzlich durch gezielte Bombardierung der türkisch-jihadistischen Besatzungstruppen zerstört.

Kaum Testmöglichkeiten in Rojava

Zu sagen, wie viele Infizierte oder sogar schon Todesopfer es aufgrund der Covid-19-Pandemie gibt, ist unmöglich. Denn in der gesamten Region gibt es keine Testmöglichkeit mehr. Das einzige Labor, das die Selbstverwaltung besaß und welches diesen Test durchführen könnte, befindet sich in der von der Türkei besetzten Stadt Serêkaniyê (Ras al-Ain) und ist damit nicht mehr zugänglich. Die Selbstverwaltung hat deswegen zwar selbst Tests entwickelt, diese zeigen aber keine endgültig gesicherten Ergebnisse.

Gesundheitspersonal leitet das Vorgehen in Rojava

Es mangelt an allem – außer an Zusammenhalt, unermüdlichem Lebenswillen und Widerstand. Allen widrigen Umständen zum Trotz sehen wir, wie in Nord- und Ostsyrien / Rojava Dinge möglich sind, die sonst in dieser Phase unmöglich erscheinen: Dem Gesundheitspersonal wurde die Führung des Kommandos übertragen – keinem Ministerium, nicht dem Militär oder der Polizei. Die Bevölkerung ist dazu aufgerufen, ihnen beizustehen und sich an die beschlossenen Maßnahmen zu halten. Außerdem sind Wasser und Strom seit dem 6. April für die Bevölkerung kostenlos.

Das, was die Gesellschaften vor Ort leisten, ist bemerkenswert – handeln sie doch trotz Embargo und Krieg kollektiv und verantwortungsbewusst. Das ist ein Ergebnis jahrzehntelanger Auseinandersetzung damit, wie ein selbstbestimmtes Leben abseits staatlicher Logik aussehen kann. Es ist ein Ergebnis der Werte und Prinzipien, auf denen die gesellschaftliche Organisierung aufgebaut ist. Trotz der ständigen Bedrohung, trotz ausbleibender internationaler Anerkennung arbeiten die Menschen unermüdlich am Aufbau einer befreiten, gleichberechtigten und ökologischen Gesellschaft. Wie schon so oft in den vergangenen Jahren zeigt die Demokratische Konföderation Nord- und Ostsyrien/Rojava Wege der Hoffnung auch für uns hier auf. Denn: „(…) Hoffnungslosigkeit ist keine Option“, wie Abdullah Öcalan, der Vordenker der Ideen, die dort umgesetzt werden, in Soziologie der Freiheit schreibt. So fühlen wir Freude und Optimismus mit all denjenigen, die Verantwortung gegenüber ihren Mitmenschen nicht verwechseln damit, bedingungslos dem Staat zu folgen.

Appell zur Unterstützung von Rojava

Die Organisationen fordern Solidarität mit Rojava als feministische, internationalistische Alternative zum herrschenden System. Sie appellieren: „Wenn ihr könnt, spendet an die feministischen Infrastrukturen vor Ort. Denn die Frauenbewegung und Organisationen wie die Frauenstiftung spielen in der Entwicklung einer kollektiven Alternative für die Gesellschaft in allen Bereichen wie Gesundheit, Bildung und Ökonomie eine Vorreiterrolle mit ihren Projekten.“

Stiftung der Freien Frau in Syrien (WJAS)

Kurdistan Hilfe e.V., Hamburg/ Deutschland
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Stichwort: WJAS

Die Kurdistan-Hilfe e.V. ist als gemeinnütziger Verein anerkannt. Spenden sind steuerlich absetzbar, die Adresse sollte für eine Spendenbescheinigung angegeben werden.