Foza Yûsif: Wir können diese Phase überwinden
Nordsyrien stehe zwischen Pandemie und türkischen Angriffen, betont die Politikerin Foza Yûsif. Aber diese schwere Phase sei mit Einheit, Geduld, Moral und Verantwortungsbewusstsein zu überwinden.
Nordsyrien stehe zwischen Pandemie und türkischen Angriffen, betont die Politikerin Foza Yûsif. Aber diese schwere Phase sei mit Einheit, Geduld, Moral und Verantwortungsbewusstsein zu überwinden.
Die kurdische Politikerin Foza Yûsif ist ein führendes Mitglied der PYD (Partiya Yekîtiya Demokratîk, deut. Partei für eine demokratische Einheit). Wir haben mit ihr über die aktuelle Pandemie und die türkischen Angriffe gesprochen. Laut Yûsif wurden alle Organe der Selbstverwaltung, alle Gesundheitseinrichtungen und ihre Mitarbeiter*innen gegen die Pandemie mobilisiert.
Nord- und Ostsyrien ist von der Pandemie bedroht, während die türkischen Angriffe weitergehen. Können Sie die aktuelle Situation kurz für uns zusammenfassen?
Die Vereinten Nationen haben dazu aufgerufen, weltweit Kriege und Angriffe einzustellen, da sie das Risiko einer Ausbreitung der Pandemie erhöhen und Gegenmaßnahmen verhindern. Aber der türkische Staat ignoriert diesen Appell. Er geht sogar so weit, Wasserwerke zu schließen und Wasserleitungen zu bombardieren. Er praktiziert eine unmoralische Politik und einen schmutzigen Krieg. Konkret versucht die Türkei dafür zu sorgen, dass sich die Pandemie bis hierher ausbreitet und es zu einer Katastrophe kommt.
Erwidern die Truppen des syrischen Regimes von den Stellungen, in denen sie stationiert sind, die Angriffe der Türkei?
Der syrische Staat zeigt eine sehr schwache Haltung. Das wurde insbesondere nach dem letzten Angriff auf Til Temir deutlich. Der türkische Staat trampelt einfach über das Völkerrecht und die Souveränität Syriens hinweg. Demgegenüber zeigt sich der syrische Staat sehr schwach.
Reichen die aktuellen Maßnahmen gegen die Pandemie aus? Was sind die Schwierigkeiten?
Die Selbstverwaltung hat bisher angemessene Entscheidungen getroffen. Es ist kein Zufall, dass es in Nord- und Ostsyrien immer noch keinen Fall gibt. Die Gesundheitseinrichtungen und ihre Mitarbeiter, die Stadtverwaltungen und ihre Beschäftigten, die Sicherheitskräfte, also eigentlich alle Organe der Autonomieverwaltung haben sämtliche Ressourcen mobilisiert. Aber natürlich, es gibt auch bestimmte Tatsachen. Alle Gesundheitseinrichtungen in ganz Syrien, das Gesundheitssystem an sich, sind Opfer des Krieges. Die Zentralregierung trägt hier rein gar nichts bei. Auch die internationalen Institutionen mit ihren Vertretungen hier haben nicht geholfen. Wir teilen die Verantwortlichkeit mit der Bevölkerung; alle sollen sich in der Verantwortung sehen. Wenn wir ignorant, nachlässig und nicht ernsthaft an die Sache herangehen, laden wir die Seuche ein. Denn überall um uns herum herrscht die Pandemie. Wenn wir uns diszipliniert verhalten, solidarisch sind und die getroffenen Maßnahmen umsetzen, sollten wir das Eindringen der Seuche verhindern können. Wir müssen zusammenstehen und unsere Ressourcen teilen.
Was kann konkret getan werden?
Der Kurdische Rote Halbmond (Heyva Sor a Kurd) hat eine Kampagne gestartet. Jeder, der eine ethische und würdige Gesellschaft will und in einer gesunden Zukunft leben möchte, sollte bei dieser Kampagne mitmachen. Unsere Kommune und Räte müssen sehr gut arbeiten. Egal in welchem Dorf oder in welcher Familie Not besteht, es muss den Menschen zur Seite gestanden werden.
Die Befreiung liegt in der Vergesellschaftung, in einem gleichberechtigten Leben und der Solidarität. Wenn wir im Geist einer Einheit, mit Moral, Überzeugung, Geduld, Opferbereitschaft und Verantwortung vorgehen, werden wir diese schwere Zeit überwinden.