Rückblick auf die Kurdischen Frauenkulturtage in Berlin

„Die Veranstaltungsreihe bot eine Plattform für Kunst, Kultur und politischen Austausch und wurde von zahlreichen Besucherinnen und Besuchern begleitet“, resümiert Cênî in einem Rückblick auf die kurdischen Frauenkulturtage in Berlin.

„Xwebûn – die Kunst des Widerstands“

Nach einer intensiven Vorbereitungszeit fanden in der ersten Märzwoche in Berlin die Kurdischen Frauenkulturtage unter dem Motto „Xwebûn – die Kunst des Widerstands“ statt. Xwebûn bedeutet so viel wie „sich selbst sein“ oder „bei sich selbst bleiben“ und beschreibt den Akt der Selbstbehauptung inmitten von Unterdrückung und Fremdbestimmung. Das Kurdische Frauenbüro für Frieden (Cênî), das die Kulturtage in Zusammenarbeit mit JXK, TekoJIN, KJAR, Dest-Dan und Hunera Mizgîn veranstaltete, hat nun einen Rückblick veröffentlicht und resümiert: „Die Veranstaltungsreihe bot eine Plattform für Kunst, Kultur und politischen Austausch und wurde von zahlreichen Besucherinnen und Besuchern begleitet.“

Eröffnung mit beeindruckender Vernissage

Die Kulturtage begannen am 1. März mit einer feierlichen Vernissage in der Alten Münze. Werke von Bêrîvan Îbîn, Shilan Reshid, Susan Azizi, NubikArts, Selina Tango und Melina Tango wurden präsentiert. Für die musikalische Untermalung sorgte Özgür Isik. Die Ausstellung konnte bis zum 7. März besucht werden.

Die Vernissage

Panels und Diskussionen zur Rolle der Frau in Kunst und Gesellschaft

Am zweiten Tag der Kulturtage fand eine Podiumsdiskussion in der Spore Initiative statt. Unter den Panelistinnen befanden sich Mizgîn Tahir, die erste kurdische Opernsängerin und Dirigentin aus Rojava, die darüber sprach, wie kulturelle Arbeit zur Bewahrung der kurdischen Identität beiträgt. Die kurdisch-alevitische Aktivistin Açelya Erbaşlı thematisierte ihre künstlerische Auseinandersetzung mit dem Alevitentum. Berfîn Emektar, Theaterschauspielerin aus Amed (tr. Diyarbakır), sprach über die Assimilationspolitik des türkischen Staates und den Widerstand der kurdischen Frauen in der Diaspora. Schriftstellerin und Regisseurin Cemîle Şahîn beleuchtete patriarchale Strukturen im Kunstbetrieb und deren politische Herausforderungen.

Musikalische und kulturelle Highlights

Am dritten Tag traten die Frauen des „Zaza Women Project“ sowie die Sängerinnen Maviş Güneşer und Gule Mayera mit traditionellen Klamî/Deyîş-Gesängen auf. Gülten Firat präsentierte Dengbêj, eine mündliche und musikalische Überlieferung wichtiger historischer Ereignisse.

Ein weiteres Highlight war das am vierten Tag im Theater X aufgeführte Theaterstück „Amargî“. Die Vorstellung war restlos ausverkauft.

Am fünften Tag widmeten sich die jungen Frauen von TekoJIN der Geschichte des Nelkenapfels. Im Rahmen eines Workshops konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Lesezeichen und Armbänder gestalten. Deqqaqe Dîlara, die zur Tradition des Deq forscht, gab Einblicke in ihre Arbeit und stellte Methoden dieser körperlichen Kunstform vor. Interessierte konnten sich selbst am traditionellen Stechen von Deq versuchen.

Am sechsten Tag standen traditionelle kurdische Trachten im Mittelpunkt. Koma Feraşîn und Koma Delîl Çiyager präsentierten Trachten aus Nordkurdistan und Hesekê in Rojava. Eine Modenschau rundete die Veranstaltung ab, die mit kurdischen Tänzen ihren Höhepunkt fand.

Panel mit Berfîn Emektar, Açelya Erbaşlı und Cemîle Şahîn

Workshops zur Jineolojî und sozialer Ökologie

Am siebten Tag der Kulturtage fanden in der Spore Initiative Workshops zur Jineolojî und sozialen Ökologie statt. Die JXK Berlin, Sermîn G. und Menekşe K. führten die Teilnehmenden in diese Themen ein und präsentierten abschließend ihre Ergebnisse.

Abschluss mit musikalischem Höhepunkt

Die Kulturtage endeten am 8. März mit einem großen Konzert im HAU2. Die Künstlerinnen Dîlan Top und Sheyda Ghavami sorgten für einen unvergesslichen musikalischen Abend.

Ein starkes Zeichen des Widerstands

Das Fazit von Cênî: „Die Kurdischen Frauenkulturtage zeigten eindrucksvoll, dass Kunst und Kultur zentrale Elemente des Widerstands sind. Sie boten Raum für politische Debatten, künstlerische Selbstbehauptung und kollektives Erinnern. Ein besonderer Dank gilt den zahlreichen Künstlerinnen, Organisatorinnen und Unterstützerinnen, die diese Tage möglich gemacht haben.“

Workshop von TekoJIN

Insgesamt besuchten rund 900 bis 1.000 Menschen die verschiedenen Veranstaltungen der Kulturtage. Die Organisatorinnen riefen dazu auf, den 8. März nicht nur als Feiertag, sondern als Tag der Mobilisierung zu verstehen: „Unser Kampf endet nicht, solange Patriarchat und Kapitalismus existieren. Unsere Waffe ist unsere Solidarität und unser unermüdlicher Einsatz für eine gerechtere Welt.“

Bildrechte © Cênî