Polizeigewalt mit Hunden und sexuellen Übergriffen in Amed

Die kurdische Aktivistin Rojbin Çetin ist in ihrer Wohnung in Amed dreieinhalb Stunden von einer polizeilichen Sondereinheit gefoltert wurde. Sie wurde von Hunden gebissen, sexuell beleidigt, halbnackt ausgezogen und mit verbundenen Augen fotografiert.

Rojbin Çetin ist am Freitag im Rahmen einer Polizeioperation gegen die kurdische Zivilgesellschaft in Amed (türk. Diyarbakir) festgenommen worden. Wie die HDP-Politikerinnen Meral Danış Beştaş und Ayşe Acar Başaran heute auf einer Pressekonferenz mitteilten, wurde die Aktivistin der Frauenbewegung TJA, die gleichzeitig Mitglied im kommunalpolitischen Ausschuss der HDP ist, dreieinhalb Stunden in ihrer Wohnung gefoltert. Beştaş und Acar dokumentierten die Misshandlung mit Fotos und forderten eine sofortige Stellungnahme der türkischen Regierung.

Die HDP-Vizefraktionsvorsitzende Beştaş sagte auf der Pressekonferenz: „Rojbin Çetin wurde bei der Festnahme in ihrer Wohnung in Diyarbakir gefoltert. Die Festnahme erfolgte auf eine Weise, die nicht als normal bezeichnet werden kann. Normalerweise werden Festnahmen von der Antiterrorpolizei durchgeführt. Die Antiterrorpolizei wurde jedoch von einer Sondereinheit in die Wohnung von Rojbin Çetin begleitet. Das gesamte Gebäude wurde von Hunderten Polizisten umstellt.“

Die Polizeidirektion Diyarbakir habe eine neue Phase eingeleitet, in der Hunde als Foltermethode eingesetzt werden, betonte Beştaş und führte weiter aus, dass Rojbin Çetin zum Zeitpunkt des Polizeiüberfalls allein in der Wohnung und keine Zeugen hinzugezogen wurden, wie es auch die türkische Gesetzgebung vorsieht. Nachdem die Tür von der Polizei aufgebrochen wurde, wurden zunächst zwei Hunde auf Rojbin Çetin gehetzt. Die Aktivistin wurde in beide Beine gebissen. „Die Sicherheitskräfte haben diesen Angriff bewusst herbeigeführt und beobachtet. Rojbin Çetin wurde in den nächsten dreieinhalb Stunden in ihrer eigenen Wohnung einer Foltersitzung unterzogen. In dieser Zeit war sie schweren sexuellen Beschimpfungen ausgesetzt. Nach einer Weile wurden ihr die Augen verbunden. Sie wurde an ihrem eigenen Wohnsitz gefoltert, damit sie das sagt, was von ihr gewollt wurde, bevor ein Anwalt kommt. Je mehr Widerstand sie leistete, desto mehr wurde die Folterdosis erhöht. In der Wohnung wurde eine Waffe benutzt. Rojbin Çetin wurde eine Waffe an den Kopf gehalten. Ihr wurde gesagt: ‚Wenn du schreist und nicht redest, weißt du, was wir tun werden. Wenn die Wohnung nicht im zweiten, sondern im fünften Stock wäre, wärst du ohnehin gesprungen, dann müssten wir auch nichts weiter tun.‘ Unsere Freundin Rojbin befindet sich immer noch in den Händen dieser Monster.“

Wie Meral Danış Beştaş weiter erklärte, kann Rojbin Çetin ihre Folterer identifizieren. Die HDP fordert eine sofortige Stellungnahme von der Regierung und rechtliche Schritte gegen die beteiligten Polizisten.

Ayşe Acar Başaran, Sprecherin des HDP-Frauenrats, ergänzte die Ausführungen ihrer Fraktionskollegin: „Die Folter beinhaltete, dass Rojbin halbnackt ausgezogen und mit verbundenen Augen fotografiert wurde. Uns stellt sich die Frage, was mit diesen Fotos passieren soll. Wo sollen sie veröffentlicht werden, welche Trolle bekommen sie in die Hände? Es wird eine weitere Form der Folter daraus gemacht werden. All diese Angriffe werden die Frauenbewegung jedoch nicht zurückwerfen können. Es handelt sich nicht nur um einen Angriff auf kurdische Frauen. Alle Frauenorganisationen müssen gemeinsam darauf reagieren und erkennen, welche Dimension die frauenfeindliche Politik der AKP angenommen hat.“