Podiumsdiskussion in der Christuskirche Hannover

Women Defend Rojava hat in Kooperation mit der Nordstädter Kirchengemeinde eine Podiumsdiskussion zu dem Thema „Frauen in Nord- und Ostsyrien, Rolle der Christ:innen und die Folgen des Erdbebens“ in der Christuskirche Hannover veranstaltet.

Am Sonntag veranstaltete die Gruppe Women Defend Rojava in Kooperation mit der Nordstädter Kirchengemeinde eine Podiumsdiskussion zu dem Thema „Frauen in Nord- und Ostsyrien, Rolle der Christ:innen und die Folgen des Erdbebens“ in der Christuskirche Hannover. Unter anderem sprach Heidi Merk, Landesministerin a.D., auf dem Podium über die Situation der kurdischen Gesellschaft in Kurdistan wie auch in Deutschland. Mehr als 50 Personen nahmen an der Veranstaltung teil.

Die Podiumsdiskussion begann mit einem Grußwort von Elham Matali, Vorsitzende des Frauenverbands der Suryoye in Syrien. Sie beschrieb die aktuelle Situation von Frauen in der nordostsyrischen Autonomieregion und erläuterte, wie sich Christinnen an den selbstverwalteten Strukturen beteiligen.

„Kurd:innen und andere ethnische und religiöse Bevölkerungsgruppen der Region wurden seit Jahrzehnten durch die Herrscher in Syrien und der Türkei unterdrückt und verfolgt. Aus dem Widerstand dagegen wurde 2012 die Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens erbaut. Sie ist ein gemeinsames Projekt aller ethnischen und religiösen Bevölkerungsgruppen der Region und basiert auf den Werten von Demokratie, Geschlechterbefreiung und Ökologie“, führte Ayfer Kahraman von NAV-DEM, dem demokratischen Gesellschaftszentrum der Kurd:innen in Hannover, weiter aus.

Die Erdbebenkatastrophe wird politisiert

Teile der Region sind auch von den Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet vom 6. Februar betroffen. Heidi Merk beschrieb die Probleme im Erdbebengebiet und schilderte, dass in der Türkei und Syrien mehrere privat oder von zivilgesellschaftlichen Organisationen bereitgestellte Hilfslieferungen aus dem Ausland nicht in die zerstörten kurdischen Gebiete gelassen wurden. Hilfsgüter seien zum Teil umettikiert und mit AKP-Aufklebern versehen worden. „Auch Ärzte von Hilfsorganisationen aus Deutschland, die mit Medikamenten anreisen wollten, wurden als unerwünscht zurückgewiesen. Man gewinnt den Eindruck, dass das Versagen Erdogans wegen der anstehenden Wahl verdeckt werden soll. Sowohl auf türkischer Seite als auch seitens Syrien wird die Erdbebenkatastrophe zunehmend politisiert. Tragische Folgen hatten auch die von beiden Regierungen fast vollständig geschlossenen Grenzen nach Syrien. Die UN räumten ihr fast vollständiges Versagen in Syrien ein“, so Merk.

Merk: Das PKK-Verbot muss überprüft werden

Heidi Merk betonte auch, wie notwendig es sei, nach nunmehr 30 Jahren das PKK-Verbot zu überprüfen. Dieses gebe immer wieder neue Vorwände sowohl in der Türkei als auch in Deutschland, Kurdinnen und Kurden zu kriminalisieren, und spiele allein der Türkei in die Hände. Längst hätten sich die Verhältnisse, die seinerzeit den Anlass zum Verbot gaben, geändert. Das bestehende Strafrecht reiche vollständig aus, Straftaten entsprechend zu verfolgen und abzuurteilen. Bedauerlich sei auch, dass Kurdinnen und Kurden aufgrund von Vorurteilen ständig mit der PKK in Verbindung gebracht würden. Das müsse und könne aufhören, wenn das PKK-Verbot falle.

Pastorin Stefanie Sonnenburg rief abschließend dazu auf, die Menschen in der Erdbebenregion mit Spenden zu unterstützen.