Das feministische Streikbündnis Osnabrück organisiert aktuell den „feministischen Frühling“ und hat in diesem Rahmen Anja Flach als Referentin zur Frauenbewegung in Rojava eingeladen. Die Libertären Kommunist:innen Osnabrück und der AStA der Universität Osnabrück haben den Vortrag in den Räumen der Universität veranstaltet. Flach gab hierbei einen Überblick über die Entwicklung der Frauenorganisation innerhalb der kurdischen Bewegung, von der Gründung der PKK bis zur Revolution in Rojava.
Kampf gegen die eigene Sozialisation
Der Raum in der Universität Osnabrück war mit über 40 Besucher:innen gut gefüllt. Angefangen bei der Entstehung der PKK im Kontext der halb-feudalen Ordnung der 1970er Jahre einerseits und den nationalen Befreiungsbewegungen der 1960er und 70er Jahre anderseits, über die ersten Frauenorganisationen innerhalb der kurdischen Bewegung, die Anfänge der Frauenarmee in der Guerilla, die Einrichtung eigener Frauenakademien bis hin zur Revolution in Rojava: Der Vortrag gab einen umfassenden Einblick in die Entwicklungen der Frauenbewegung in Kurdistan. Anja Flach machte dabei deutlich, dass die Frauen vor allem zu Beginn der Bewegung den Kampf auch gegen ihre eigene Sozialisation und die patriarchalen Strukturen der männlichen Genossen führen mussten.
Symbolkraft der Frauenrevolution in Rojava
Nach vielen Jahren des Kampfes sei die Frauenrevolution in Rojava zum Symbol geworden und viele feministische Bewegungen weltweit schöpften aus ihr Kraft. Auch Frauenkämpfe im Iran und in Afghanistan würden von ihr inspiriert.
Der Kampf der Frauenbewegung Kurdistans sei zu einer Linie geworden, an der sich entscheide, ob sich die Philosophie von „Jin Jiyan Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) durchsetze oder Krieg, Staat und Patriarchat.
Erfahrung und Nachhaltigkeit
Aus dem Vortrag ließ sich ein zentrales Fazit ziehen: Eine erfolgreiche politische Bewegung braucht eine langjährige Organisations- und Bildungsarbeit, um die Gelegenheit zur gesellschaftlichen Veränderung erkennen und dann auch nutzen zu können. Im Falle der Revolution von Rojava sei das die Arbeit im Untergrund, der Aufbau demokratischer Strukturen und damit die Verankerung in der Bevölkerung gewesen. Ebenso seien es die Bildungsarbeit und nicht zuletzt die Erfahrung der kurdischen Frauen aus der Guerilla gewesen, welche es möglich machten die Gelegenheit – den Zusammenbruch des syrischen Staates im Rahmen des arabischen Frühlings – zu nutzen, das entstandene Machtvakuum zu füllen und eine Frauenrevolution zu beginnen.