Die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien war 2022 einer besonders heftigen Welle von Angriffen des türkischen Staates ausgesetzt. Gleichzeitig versuchte der sogenannte Islamische Staat (IS) wieder Boden zu gewinnen. Newroz Ehmed aus dem Generalkommando der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) blickt in einem Interview mit ANF auf die Entwicklungen zurück.
„IS-Gefahr besteht weiter“
Die Frauenverteidigungseinheiten YPJ haben ein weiteres Jahr voller Kämpfe hinter sich. Welchen Umfang hatte der Widerstand in 2022 und wie haben Sie ihn geführt?
Das Jahr begann mit dem Angriff auf das Sina-Gefängnis in Xiwêran [Stadtviertel von Hesekê]. So ging es bis zum Ende des Jahres weiter. Obwohl es im Vergleich zu den Vorjahren sonst keine besonders großen IS-Angriffe gab, haben kleine Anschläge den Weg für große Gefahren in der Region geebnet. Denn der Anschlag auf Xiwêran war ein Versuch, das IS-Kalifat wiederzubeleben. Er war umfangreich und gut organisiert - und wurde in verschiedenen Orten sowohl innerhalb als auch außerhalb unserer Gebiete vorbereitet. Mit anderen Worten, wir waren mit einem gefährlichen Prozess konfrontiert. Auch im Internierungslager Hol gab es Anschlagspläne. Mit den Operationen, die wir im Laufe des Jahres eingeleitet haben, konnten wir diese Pläne bis zu einem gewissen Grad verhindern. Die Terrorzellen wurden, wenn auch nur teilweise, unter Kontrolle gebracht, aber die von ihnen ausgehende Gefahr besteht weiterhin.
„Umfassender türkischer Angriff zielte auf Entvölkerung ab“
Der türkische Staat hat derweil eine umfassende Angriffswelle gegen Nord- und Ostsyrien verübt. Ohne Frage hat es davor auch schon Anschläge mit Drohnen gegeben, 2022 gab es jedoch erstmals Angriffe mit Kampfflugzeugen. Nicht nur die Verteidigungskräfte, sondern auch die Zivilbevölkerung und wichtige Infrastruktur, mit der die Bevölkerung trotz Embargo versorgt worden ist, waren Ziele dieser Angriffe. Die Aggression wurde vor den Augen der Weltöffentlichkeit verübt, dennoch herrschte tiefes Schweigen darüber. Dies hat den Weg zu weiteren Angriffen geebnet und die Wirtschaftsblockade noch weiter verschärft. Die Tatsache, dass die Politik der Belagerung wieder in Gang gesetzt wurde, hat eine weitere Entvölkerung nach sich gezogen. Das war ohnehin der Hauptzweck des Angriffs. Gleichlaufend zu den türkischen Angriffen hat es eine Steigerung der IS-Aktivitäten gegeben. Führende Persönlichkeiten, Angehörige der Selbstverwaltung und die Zivilbevölkerung wurden Opfer von gezielten Attentaten. Es ist versucht worden, Chaos in der Region zu stiften.
Die Reaktionen und die Haltung der Bevölkerung und unserer Kräfte waren trotz äußerst widrigen Bedingungen sehr wertvoll und bedeutsam. Es wurde die für die gegenwärtige Phase erforderliche Position eingenommen. Das war eine deutliche Antwort auf die Frage, wie die unter großen Opfern erkämpften Errungenschaften verteidigt werden sollten. Die Beharrlichkeit im Kampf, den begrenzten Mitteln zum Trotz, war entscheidend.
„Es wurden große Opfer gebracht“
Der Kampf gegen die Wiederbelebungsversuche des IS, die Drohungen und Angriffe des türkischen Staates und das Chaos, das dadurch in der Region erzeugt werden sollte, stellten unweigerlich eine große Herausforderung dar. Es war nicht einfach, all das abzuwehren. Das mag in staatlichen oder staatsnahen Strukturen möglicherweise einfach erscheinen. Doch wenn man die Ausgangslage vor Ort berücksichtigt, wird man erkennen, dass unsere Möglichkeiten, diesen Kampf fortzusetzen und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten – woran wir natürlich alles setzen – nicht so groß wie die Mittel eines Staates sind. Gegenüber diesen Angriffen und Bedrohungen wurde eine starke Haltung, großes Engagement und ein starker Wille an den Tag gelegt und trotz begrenzter Mittel ein Erfolg erzielt. Natürlich war es auch ein Jahr, in dem hohe Opfer gebracht wurden. 2022 sind rund 400 unserer Freundinnen und Freunde gefallen. Die Opfer aus der Zivilbevölkerung, also Kinder, Jugendliche und Frauen, sind in dieser Zahl nicht mit eingerechnet. Unsere Verluste waren nicht gering, aber wir haben dennoch ein erfolgreiches Jahr hinter uns. Wir haben unsere Kräfte gestärkt und unsere Verteidigung ausgebaut.
Vor allem die YPJ spielten in diesem Prozess eine Vorreiterrolle. Vom Anschlag in Xiwêran bis heute haben sie den Widerstand gegen Angriffe und Bedrohungen angeführt, standen an der Spitze der Offensiven und Operationen. Sie haben ihre führende Mission bei der Erfüllung ihrer Aufgaben und Verantwortung, trotz der Verluste von führenden Kämpferinnen durch den türkischen Staat, keinen Moment aufgegeben. Das ist eine wichtige Errungenschaft. Das Vertrauen der Menschen in die militärische Kraft, die Überzeugung, dass wir diese Regionen verteidigen werden, war sehr bedeutsam und wichtig. Im bevorstehenden Jahr brauchen wir noch stärkere Schritte nach vorne, um auf der Grundlage der gewonnenen Erfahrungen unsere Aufgaben und unsere Verantwortung noch besser wahrzunehmen.
Viele YPJ-Kommandantinnen, die eine führende Rolle im Kampf gegen den IS gespielt haben, sind bei Attentaten des türkischen Staates ermordet worden. Eine von ihnen war Jiyan Tolhildan. Wie bewerten Sie diese Angriffe?
Es handelt sich um ein gezieltes und bewusstes Vorgehen des türkischen Staates. Diese Vorreiterinnen wurden ins Visier genommen, um die Gesellschaft zu schwächen, die Verteidigungskräfte und das Volk zu demoralisieren, sie zum Zurückweichen zu bewegen, Angst zu verbreiten, die Vertreibungspolitik in die Tat umzusetzen und unsere militärischen Strukturen zu schwächen. Mit diesen Angriffen sollte der IS gerächt werden.
Die meisten unserer ermordeten Freundinnen waren führend im Kampf gegen den IS. Mit der Ausschaltung der Vorreiterinnen wurde das Ziel verfolgt, den organisierten Zustand unserer Reihen zu zerstören und damit Willen und Widerstand brechen. Nicht nur unsere Kommandantinnen wurden ins Visier genommen, sondern auch unser Bildungszentrum für Mädchen. Mit diesen Morden ist Zukunft ausgelöscht worden. Die Zukunft eines freien Lebens wurde massakriert. Der türkische Staat möchte verhindern, dass unsere Menschen in ihrer Heimat und mit ihrer Kultur aufwachsen.
„Das Volk ließ im Widerstand nicht nach“
Mittlerweile sind Hunderte in die Fußstapfen unserer ermordeten Kommandantinnen getreten. Sie treiben den Kampf auf Grundlage der Erfahrungen, die sie von den Gefallenen erhalten haben, voran. Das hat auch innerhalb der Gesellschaft etwas bewirkt. Anstelle von Angst und Unbehagen klammerte man sich mit allem an unsere Gebiete und verstärkte die eigene Verbundenheit. Der letzte Angriff ist der Beweis dafür. Das Volk war entschlossen und ging im Kampf keine Kompromisse ein. Die Menschen betonten, dass sie ihr Land nicht aufgeben würden. Die Menschen bestehen auf einem freien Leben, sie wissen, dass sie zur Zielscheibe werden, wo immer sie sind, und dass ein Leben ohne Willen, Identität und in Sklaverei keinen Sinn ergibt. Deshalb gibt es für die Menschen hier keinen anderen Weg, keinen anderen Ort zum Leben. Sie treten für ihre Werte und ihre Gebiete ein und unterstützen die Verteidigungskräfte noch stärker, sie füllen die durch Verluste geschlagenen Lücken. Wir haben gesehen, wie viele junge Menschen an der Mobilisierung teilgenommen haben. Das Volk übernahm die Waffen der Gefallenen und beteiligte sich am Kampf. Dieses Maß an Beteiligung war wirklich wertvoll und bedeutsam. Der türkische Staat hat zum ersten Mal einen so umfassenden Angriff durchgeführt. Die Reaktion unseres Volkes war, deutlich zu sagen: „Ihr könnt uns keine Angst machen, ihr könnt uns nicht zum Rückzug zwingen.“
„Frauenkampf gewann globalen Vorbildcharakter“
Die YPJ spielten eine entscheidende Rolle bei der Zerschlagung des selbsternannten IS-Kalifats und bei der Verteidigung gegen die türkischen Angriffe. Die Revolution von Rojava ging auch als Frauenrevolution in die Geschichte ein. Wie weit sind Sie im vergangenen Jahr im Kampf gegen den IS und den türkischen Staat gekommen?
Der Kampf der YPJ war natürlich sehr wichtig und entscheidend. Ein Widerstand und ein Kampf mit so begrenzten Mitteln, unter so schwierigen Bedingungen in einem asymmetrischen Krieg und insbesondere die Haltung der Frauen, stellten eine bedeutende Pionierleistung für die gesamte Gesellschaft und die Welt dar. Wir haben beim Aufstand in Rojhilata Kurdistanê [kurdische Regionen auf dem Staatsgebiet des Iran] gesehen, dass die YPJ als Beispiel herangezogen und ihre Erfahrungen genutzt wurden. Der in Rojava gezahlte Preis und der dort geführte Kampf waren nicht umsonst. Trotz aller Angriffe wurde die Stimme der Frauen in der Region zur Stimme der Frauenrevolution, und sie wurde als solche auf der ganzen Welt gehört. Die in der Region geschaffene Gleichberechtigung, der Wandel, den die Frauen selbst in ihrer Mentalität vollzogen haben und das Bewusstsein, das sie dadurch erreichten, gewannen trotz der beschränkten Möglichkeiten globalen Vorbildcharakter. In diesem Jahr haben wir erlebt, wie die Frauen in der Welt von den Erfahrungen in der Region profitierten. Der Wunsch nach Kontakt mit uns, sowohl als militärische als auch als gesellschaftliche Frauenkraft, fand bei uns seine Erwiderung.
„Angriffe auf Frauen in Rojava gelten allen Frauen“
Die Angriffe auf Frauen in Rojava, ganz Nord- und Ostsyrien und Şengal [ezidisches Hauptsiedlungsgebiet in Südkurdistan bzw. Nordwestirak] waren keine Angriffe allein auf die kurdischen, arabischen, assyrischen oder armenischen Frauen, die in der Region leben, sondern Angriffe auf alle Frauen. Es war sehr wichtig, dass dies auch überall so verstanden wurde. Wann immer eine Frau ermordet oder vergewaltigt wurde, wurde dies als ein weltweites Problem erkannt, es wurde zu einem Problem für alle. Es wurde nach der Einsicht gehandelt, dass es sich um Angriffe handelt, mit denen Rache an allen Frauen geübt werden soll. Damit wurde wesentlich dazu beigetragen, den Kampf zu verstärken. Es ist sichtbar, dass wir damit trotz aller schwierigen Bedingungen Ergebnisse erzielt haben. Selbst wenn eine Frau physisch zerstört oder ermordet wird, gibt es kein Zurückweichen, keine Aufgabe des Kampfes. Warum sollten Frauen ein Leben ohne Sinn, ohne Identität, ohne Heimat akzeptieren? Heute sind wir Zeuginnen der Probleme, mit denen Frauen vielerorts konfrontiert sind. Vor allem an Orten, an denen ein intensiver Krieg herrscht, sehen wir, wie Frauen den Preis dafür zahlen, wie sie leiden. Und wir sehen, wie die gesamte Gesellschaft durch die Frauen betroffen ist. Die ganze Gesellschaft wird gefangen genommen und soll so zum Zurückweichen gezwungen werden.
„Unsere Verantwortung hat zugenommen“
Die Ausweitung unseres Kampfes ist wirksam und findet ein globales Echo. Es ist erfreulich, das zu sehen, aber wir sind uns bewusst, dass auch unsere Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Belastungen gewachsen sind. Da unser weltweiter Einfluss zunimmt, wendet sich der Feind mit mehr Wut und Hass gegen uns. Angesichts der Tatsache, dass weltweit Menschen für jede gefallene Genossin eintreten, hat der Feind seine Angriffe verstärkt. Wir sagen, dass sich unser Kampf auf die ganze Welt ausgedehnt hat, aber wenn wir unsere Position bewerten, ist es auch wichtig, die Unzulänglichkeiten zu sehen.
„Warum gilt das Völkerrecht nicht für uns?“
Institutionen und Organisationen, die sich laut Eigendarstellung der Verteidigung der Menschenrechte verschrieben haben oder sich als unabhängige Organisationen ausgeben, verfolgten eine politische Agenda. Sie bezogen keine Stellung gegen die Aggression, von der unsere Region betroffen ist. Deswegen fand auf juristischer Ebene keine Positionierung statt. Warum gilt das Gesetz, das für alle anderen gilt, nicht für uns? Warum gelten die Grundsätze der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit nicht für unsere Region? Wenn in der Ukraine ein Kraftwerk angegriffen wird, ist die Welt in Aufruhr, oder wenn anderswo Zivilpersonen getötet werden, gibt es einen Aufschrei. Warum wird in unserem Fall nichts gesagt und nicht deutliche Stellung bezogen, wenn revolutionäre Frauen, die für ihre Freiheit und die Befreiung einer gesamten Region kämpfen, eine Zivilbevölkerung und ihre Infrastruktur ins Visier genommen werden?
„Umfassenderer Kampf im juristischen und internationalen Bereich ist notwendig“
Wir haben einen Kampf gegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit geführt. Wir haben in Bezug auf die verwendeten Waffen und die angegriffenen Orte eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, und der Widerstand war und ist ungebrochen. Aber generell spielen die Mächte die drei Affen. Als Antwort darauf muss noch stärker gekämpft werden. Es ist notwendig, umfassende Aktivitäten im internationalen und rechtlichen Bereich durchzuführen. Wir sind uns bewusst, dass wir Pflichten und Verantwortung haben, auch unsere Freund:innen im Ausland haben in diesem Prozess eine große Rolle gespielt, aber wir brauchen weltweite Unterstützung. Es ist bedauerlich, dass wir noch nicht das gewünschte Ergebnis erzielt haben.
„Frauen müssen sich stärker gegenseitig international unterstützen“
Die Revolution in Rojava hat eine wichtige Position eingenommen, die weltweit ernst genommen wird. Sie wurde zur Identität für Frauen auf der ganzen Welt. Was haben Sie 2022 in diesem Sinne getan?
Wir wollten eine starke Antwort auf die eingehenden Botschaften geben. Wir wollten auch auf die Aufrufe der Frauen in Afghanistan reagieren. Wir haben uns oft gefragt, wie wir unsere Erfahrungen, die wir in schweren Prüfungen gewonnen haben, weitergeben könnten. Vielleicht sind die Bedingungen anders, aber die Probleme und das Leid sind die gleichen. Wir haben versucht, diese Art von Beziehungen an vielen Punkten zu entwickeln. Insbesondere die Organisation der internationalen Frauenkonferenz war ein wichtiger Schritt. Die geschaffene Basis war wichtig, um Erfahrungen auszutauschen und zu erörtern, wie die aufgetretenen Probleme gemeinsam gelöst werden sollten. Aber all das reicht nicht aus, die Beziehungen müssen nachhaltiger werden. Wir sehen, dass immer noch in vielen Ländern Druck auf Frauen und frauenbezogene Institutionen und Organisationen ausgeübt wird; diese Frauen müssen mehr Unterstützung bekommen und es muss ein stärkerer Kampf geführt werden. An manchen Orten gibt es weniger Möglichkeiten als an anderen. Wir müssen ein Gleichgewicht finden und uns gegenseitig ergänzen. In Ländern, in denen es mehr Notwendigkeit zum Kampf gibt, sollte er weiter verstärkt werden. In Anbetracht der Bedingungen in der Region und des von den YPJ geführten Kampfes haben wir die Möglichkeiten, den Widerstand für ein freies partnerschaftliches Zusammenleben und für das System der genderparitätischen Doppelspitze [in allen Gremien] zu intensivieren. Das ist natürlich eine große Chance. In manchen Regionen gibt es solche Möglichkeiten vielleicht nicht. Es stimmt, dass dafür ein hoher Preis gezahlt wurde.
„Wir werden unsere Rolle als Vorreiterinnen fortsetzen“
Es wurden wichtige Errungenschaften im Frauenkampf gewonnen. Wie können wir unsere Errungenschaften teilen? Daran arbeiten wir. Als YPJ wollen wir auf die Bedürfnisse der Frauen eingehen und unsere Pflichten und Verantwortung mit allem, was wir tun können, erfüllen. Auch wenn uns der Krieg und die Besatzung in der Region daran hindern, uns der Außenwelt zu öffnen, ist es bedeutsam, die Frauen im Rahmen unserer Möglichkeiten zu erreichen. Wir kämpfen dafür weiterhin, sind uns aber auch bewusst, dass dieser Kampf verstärkt werden muss. Denn wir haben die Mission, eine Vorreiterinnenrolle weltweit zu spielen und wir müssen uns gemäß diesem Auftrag organisieren und unsere Pflichten und Verantwortlichkeiten erfüllen.
„Niemand wird an unserer Stelle für unsere Freiheit kämpfen“
Welche Botschaft möchten Sie den Frauen für das Jahr 2023 mit auf den Weg geben?
Wir haben in diesem Jahr erneut erlebt, dass wenn Frauen sich organisieren und ihre Identität behaupten, es für sie keine Hindernisse gibt. Gewiss ist der Preis sehr hoch. Die Frauen in Ostkurdistan und im Iran sind ein Beispiel für diese Situation. Jina Amini und viele andere Frauen wurden brutal ermordet und gefoltert. Es gibt immer noch Frauen, die trotz eines Todesurteils in den Kerkern Widerstand leisten. An vielen Orten wurde den Frauen das Recht genommen, zu studieren, zu arbeiten und zu protestieren. Sie werden angegriffen, wenn sie für ihre Rechte eintreten. Angriffe, Kriege und Sanktionen treffen Frauen am stärksten. Niemand wird an unserer Stelle für unsere Freiheit kämpfen. Wenn man nicht für seine Freiheit kämpft, wenn man sich nicht organisiert, wenn man sich nicht sich selbst bewusst wird, wenn man die vorhandenen Möglichkeiten nicht gut organisiert, dann wird die Herrschaftsmentalität versuchen weiter zu zerstören, zu versklaven und Völkermord zu begehen.
Im vergangenen Jahr haben wir die Haltung der Frauen im Widerstand erlebt. Der Kampf der Frauen, der sich unter den schwierigen Bedingungen gegen Herrschaftsmentalität organisiert und entfaltet, war sehr bedeutsam. Wir müssen unsere Haltung um jeden Preis schützen. Das Massaker in Paris hat dies einmal mehr bewiesen. Dazu müssen wir, wo immer wir sind, einen Selbstverteidigungsmechanismus aufbauen, unsere Organisierung stärken, in diesem Bewusstsein leben und ein starkes Umfeld der Solidarität schaffen.
„Frauen müssen sich wie ein Feuerball zusammenschließen“
Der Kampf im Jahr 2023 muss mit den Erfahrungen und den Werten aus 2022 gefüllt sein. Er muss auf den Leistungen und den Prozessen aufbauen, die von den ermordeten Frauen geschaffen wurden, so dass keine Frau mehr ermordet werden kann. Das System weiß, dass es Frauen nicht ohne weiteres ins Visier nehmen kann. Frauen müssen wie ein Feuerball zusammenhalten, brennen, zerstören und wenn man ihnen das Recht auf Leben nimmt, dann auch keine Möglichkeit zum Überleben bieten. Es ist notwendig, in diesem Bewusstsein vorzugehen. Wir vertrauen darauf, dass die sich abzeichnende Erfahrung kraftvolle Möglichkeiten schafft. In Solidarität werden wir die Freiheit der Frauen sichern, wir werden die Freiheit der Frauen und die Freiheit der Gesellschaft möglich machen. Wir werden unsere Aufgaben und Verantwortlichkeiten in diesem Bereich erfüllen.