Der am Sonntag nach seiner Einreise aus Deutschland in die Türkei am Flughafen Atatürk in Istanbul festgenommene kurdische Musiker Ferhat Tunç ist freigelassen worden. Das gab Tunç über den Kurznachrichtendienst Twitter bekannt.
Die Festnahme erfolgte offenbar auf Betreiben der Generalstaatsanwaltschaft von Diyarbakir (kurdisch: Amed). Tunç hatte die Nacht auf der Wache der Flughafenpolizei verbracht und war am Morgen an das Gericht im Istanbuler Stadtteil Bakirköy überstellt worden. Dort wurde er von der Staatsanwaltschaft zu Ermittlungen befragt, die gegen den Musiker in Amed laufen.
So musste sich Tunç, der auch aktives Mitglied der Demokratischen Partei der Völker (HDP) ist, zu einem abgehörten Telefonat aus dem Jahr 2013 äußern. Außerdem wurde er zu seinen Aktivitäten für den zivilgesellschaftlichen Zusammenschluss DTK (Demokratik Toplum Kongresi, deutsch: Demokratischer Gesellschaftskongresses) sowie den Demokratischen Kongress der Völker (HDK) befragt. Desweiteren musste sich der Musiker zur Frage äußern, warum er das Mesopotamische Kulturzentrum NÇM (Navenda Çanda Mezopotamyayê) aufsucht. Die Generalstaatsanwaltschaft wolle in Erfahrung bringen, ob er „der verbotenen Organisation“ über die legale Kulturvereinigung NÇM Geld zur Verfügung stelle. Zudem wollte die türkische Justiz wissen, aus welchem Grund sich der Künstler während der Militärblockade über das Altstadtviertel Sûr gemeinsam mit einer Gruppe von Intellektuellen, Künstlern und Journalisten nach Amed begeben hat, und dort eine Pressekonferenz mitorganisierte.
Ferhat Tunç kommentierte die Prozedur mit den Worten: „Für ein gemeinsames Leben und eine freie Zukunft werden wir auch weiterhin unsere Lieder singen“.