In einer schriftlichen Erklärung kündigt der Sozialistische Frauenverband (SKB) für jeden Mittwoch Aktionen in Deutschland, Belgien und Frankreich an. Der Frauenverband warnt vor dem Anstieg von patriarchaler Gewalt in Pandemiezeiten und fordert die Anwendung der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen vor Gewalt.
Die Mittwochsaktionen sollen ab dem 25. November beginnen. Der 25. November markiert den 1999 von der UNO deklarierten internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Die Vorbereitungen haben bereits in vielen Städten begonnen. So fand eine Aktion in Köln-Kalk statt, bei der Frauen Transparente vor der Post aufhängten, Flugblätter verteilten und mit roten Schuhen, die symbolisch für ermordete Frauen stehen, ein Ende patriarchaler Gewalt forderten.
Auch in Stuttgart fanden zwei ähnliche Aktion von SKB, Yeni Kadın und der Demokratischen Frauenbewegung in Europa (ADKH) statt. Die Frauen legten dort außerdem Blumen am Ort des Mords an einer afghanischen Frau durch ihren Ehemann ab. Die Frau war im Juni auf offener Straße erstochen worden. Auch in Nürnberg, Duisburg, Mannheim und Ulm fanden ähnliche Aktionen statt. Der Protest beschränkte sich jedoch nicht nur auf Deutschland. In Basel, Zürich, Amsterdam, Antwerpen, Brüssel und Paris sind ebenfalls Plakate aufgehängt worden.
Corona-Krise – ein Katalysator patriarchaler Gewalt
Frauennotrufe verzeichnen seit Beginn der Corona-Krise einen deutlichen Anstieg bei Hilfsersuchen von Frauen aufgrund patriarchaler Gewalt. So sei beispielsweise die Zahl der Anrufe beim Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ seit März von 850 Fällen pro Woche auf über 1.000 gestiegen. Kriminalstatistisch ist die Zahl der Übergriffe kaum messbar, da das Dunkelfeld gewaltig ist. Allerdings liegen dennoch erschreckende Zahlen aus dem Jahr 2019 vor. Nach Angaben des Familienministeriums und des BKA wurden im vergangenen Jahr hierzulande 141.792 Menschen Opfer von Gewalt in der Partnerschaft. 81 Prozent der erfassten Opfer waren Frauen und 19 Prozent Männer.
Familienministerin: „Der Feind liegt im eigenen Bett“
BKA-Chef Münch erklärte in diesem Zusammenhang gegenüber der Süddeutschen Zeitung, es gebe einen „kontinuierlichen Trend“ jährlich steigender Zahlen. Gezählt wurden neben Körperverletzung, Nötigung, Stalking, Vergewaltigung und Zwangsprostitution auch 301 versuchte und 140 vollendete Tötungsdelikte. Die Familienministerin Giffey bezeichnete diese Zahlen als „schockierend“ und „nicht hinnehmbar“. Sie fuhr fort: „Fast jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.“ Man könne deshalb sagen: „Der Feind liegt im eigenen Bett.“