Lütfiye Gökkan, die Mutter der inhaftierten TJA-Sprecherin Ayşe Gökkan, ist in Riha (tr. Urfa) verstorben. Sie lebte in Pirsûs (Suruç) und war aufgrund einer Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes seit vergangener Woche im Universitätsklinikum Harran zur Behandlung. Neben einer Krebserkrankung war bei ihr eine Corona-Infektion festgestellt worden. Die Beerdigung findet am Mittwoch in Pirsûs statt.
Die 1965 geborene Journalistin und Feministin Ayşe Gökkan ist Sprecherin der „Bewegung freier Frauen“ (TJA) und auch international als Aktivistin bekannt, die für die Demokratisierung der Gesellschaft einen unermüdlichen Kampf führt. Auf internationalen Frauenplattformen und Konferenzen hat sie einen bedeutenden Beitrag für den Kampf gegen Gewalt an Frauen und für eine einflussreiche Beteiligung von Frauen an politischen Prozessen geleistet. 2009 wurde sie mit 83 Prozent der Stimmen zur Bürgermeisterin der Kreisstadt Nisêbîn (Nusaybin) gewählt. Seit Januar ist sie im Gefängnis, nachdem in einem der 215 Prozesse gegen sie Haftbefehl erlassen wurde. Es ist nicht ihre erste Inhaftierung, zuletzt saß sie 2017 fünf Monate lang in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft forderte im noch laufenden Verfahren eine Freiheitsstrafe zwischen 16 und 35 Jahren. Das Gericht lehnt eine Haftentlassung gegen Meldeauflagen wegen der vermeintlichen „Schwere der Schuld“ ab. Die nächste Verhandlung findet am 13. September statt.
Ob das Gericht Ayşe Gökkan für die Beerdigung ihrer Mutter Haftausgang gewährt, ist noch nicht bekannt. Die ebenfalls inhaftierten HDP-Politiker:innen Gültan Kışanak und Figen Yüksekdağ haben im August an den Beerdigung ihrer Väter teilgenommen – in Begleitung von bewaffneten Militärpolizisten.