Die inhaftierte türkische Politikerin Figen Yüksekdağ hat am Sonntag an der Beerdigung ihres verstorbenen Vaters teilgenommen. Ein entsprechender Antrag der 49-Jährigen war am Vortag von der Staatsanwaltschaft genehmigt worden. Bei der Beerdigung in einem Dorf im Kreis Yumurtalık wurde Yüksekdağ von hunderten Menschen empfangen. Neben Familienmitgliedern waren die HDP-Abgeordneten Meral Danış Beştaş, Tülay Hatimoğulları, Murat Çepni, Nimettullah Erdoğmuş und Kemal Peköz, der DBP-Vorsitzende Keskin Bayındır, die ESP-Chefin Özlem Gümüştaş, die SYKP- Vorsitzende Canan Yüce sowie Yüksekdağs Ehemann Sedat Şenoğlu vom Vorstand des HDK anwesend.
Mevlüt Yüksekdağ hatte am Samstag in seinem Haus in Ceyhan einen Herzinfarkt erlitten und war wenig später in einem Krankenhaus gestorben. Er wurde auf dem Friedhof im Dorf Gölovası beigesetzt. Seine Tochter Figen Yüksekdağ wurde unter hohen Sicherheitsvorkehrungen zu der Ruhestätte gebracht. Der Friedhof wurde von Einheiten der Polizei und Gendarmerie eingekesselt, Trauergäste sind am Eingang willkürlichen GBT-Abfragen ihrer staatlich gespeicherten Daten ausgesetzt worden.
Nach der Beisetzung empfing die Familie in einem Trauerzelt im Viertel Gaziosmanpaşa Kondolenzbesuche. Es wird erwartet, dass Figen Yüksekdağ noch diese Nacht zurück in das Hochsicherheitsgefängnis Kandıra in der nordwesttürkischen Provinz Kocaeli gebracht wird.
Wer ist Figen Yüksekdağ?
Die 1971 in Adana geborene Figen Yüksekdağ ist Mitgründerin der Sozialistischen Partei der Unterdrückten (Ezilenlerin Sosyalist Partisi, ESP) und war bis September 2014 deren Vorsitzende. Nach der Niederlegung ihres Amtes trat sie zur HDP über. Noch im gleichen Jahr schloss sich die ESP der als Dachpartei mehrerer Kleinparteien fungierenden HDP an. Auf dem zweiten HDP-Kongress wurde Figen Yüksekdağ am 22. Juni 2014 zur Ko-Vorsitzenden gewählt.
Zeitgleich mit Selahattin Demirtaş und zahlreichen weiteren HDP-Abgeordneten wurde Figen Yüksekdağ am 4. November 2016 auf Betreiben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan verhaftet. Seitdem befindet sie sich im Hochsicherheitsgefängnis von Kandıra unter Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft. Sie ist eine von insgesamt 108 Angeklagten, denen im sogenannten Kobanê-Verfahren wegen Vorwürfen wie „Zerstörung der Einheit des Staates und der Gesamtheit des Landes“, 37-fachem Mord und Dutzenden Mordversuchen im Zusammenhang mit den Kobanê-Protesten im Oktober 2014 mehrmals lebenslängliche Haft droht.