Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November haben auch in diesem Jahr verschiedene feministische und politische Gruppen und Organisationen zu einer Lichter-Demonstration in Celle aufgerufen. Der Demonstrationszug, an dem sich über 50 Menschen beteiligten, startete am Gertrud-Schröter-Platz (ehem. Thaerplatz) und zog dann in die Innenstadt, wo eine Abschlusskundgebung stattfand.
Zu Beginn der Veranstaltung wurde eine Schweigeminute in Gedenken an alle getöteten und von Gewalt betroffenen Frauen abgehalten und Lichter angezündet. Im weiteren Verlauf wurde die Veranstaltung mit Musik und Parolen gefüllt. Verschiedene Redner:innen machten auf gewaltvolle Zustände weltweit, sowie den Widerstand dagegen aufmerksam.
Nina Binder von der feministischen Organisierung „Gemeinsam kämpfen!“ betonte: „Wenn wir uns in der Welt umsehen, gibt es keinen Ort, kein Land, in dem Frauen nicht geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt sind. Diese Gewalt betrifft auch andere unterdrückte Geschlechter und Kinder. Weltweit erfährt jede dritte Frau Männergewalt und bis zu 70 Prozent der Frauen erleben körperliche oder sexualisierte Gewalt von Männern in ihrem Leben. Jeden Tag werden Frauen durch patriarchale Gewalt getötet. Auch in Deutschland wird durchschnittlich jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet, täglich überlebt eine Frau einen solchen Tötungsversuch. Das muss ein Ende haben, deshalb ist es notwendig, dass sich alle Frauen zusammenfinden, um gemeinsam gegen Gewalt und Ungerechtigkeit vorzugehen und sich von gesellschaftlichen Erwartungen und Zwängen zu befreien.“
Auch der Ruf „Jin Jiyan Azadî“ – „Frauen Leben Freiheit“, der seit dem Tod der Kurdin Jina Amini in Iran um die Welt geht, war lautstark zu hören. Die Demonstrierenden zeigten sich damit solidarisch mit anderen feministischen Kämpfen, die zurzeit auf der Welt stattfinden.
Gerade in den kurdischen Gebieten in Nord- und Ostsyrien wird ein demokratisches und konföderales System aufgebaut, in dem die Rechte der Frauen geschützt und ihre Stimmen gehört werden. Der NATO-Staat Türkei bekämpft diese Gebiete seit langem, und seit dem 19. November spitzen sich die brutalen und menschenrechtswidrigen Angriffe zu.
Dieser Krieg greift die Errungenschaften der Frauen an, die seit 2012 von der Frauenrevolution erkämpft wurden und trifft Frauen und Kinder in besonders hohem Ausmaß. Aktivistinnen von Women Defend Rojava appellierten an die Bundesregierung, diese Verbrechen nicht weiter stillschweigend hinzunehmen und stellten die Forderung nach einer Flugverbotszone.
In weiteren Redebeiträgen wurde darauf aufmerksam gemacht, dass auch hier in Celle Frauen von patriarchaler Gewalt und Feminiziden betroffen sind. So wurde auch an die von ihrem Ehemann ermordete Esra aus Wathlingen und Mandy Müller, die vor 14 Jahren spurlos verschwand, erinnert und Gerechtigkeit gefordert.
Der Frauen-, Divers-Personen- und Kinder-Brunch der Solidarischen Initiative Neuenhäusen, der ebenfalls zur Versammlung aufgerufen hat, bastelte Laternen gegen Gewalt an Frauen. Weitere noch nicht benannte Organisationen, die zur Demonstration in Celle aufgerufen haben, waren das Autonome Frauenhaus Celle, der Dachverband des Êzîdischen Frauenrats, die Celler Gruppe LiST, das Junge Forum gegen Antiziganismus und der DGB.