Langer Marsch junger Frauen in Rojava

In der Stadt Dêrik begann heute ein langer Marsch für die Freiheit des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan. 200 Aktivistinnen vom Verband junger Frauen in Rojava beteiligen sich daran.

In der westkurdischen Stadt Dêrik (al-Malikiya) begann heute unter dem Motto „Erhebe dich, leiste Widerstand, durchbreche den Faschismus und befreie Abdullah Öcalan“ (Ji bo bidawîkirina, dagirkeriyê û rizgarkirina Rêber Ocalan serî hildin) ein zweitägiger Marsch für die Freiheit des PKK-Gründers Abdullah Öcalan. Rund 200 junge Aktivistinnen vom Verband junger Frauen (Yekitiya Jinên Ciwan, YJC) beteiligen sich an dem Protest gegen die Totalisolation des kurdischen Vordenkers auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali.

Eingeleitet wurde der Marsch unter einem bunten Fahnenmeer im Dorf Xana Serê. Die Frauen trugen Transparente von gefallenen Kämpferinnen der kurdischen Freiheitsbewegung. Mit Parolen protestierten die jungen Frauen gegen die türkische Invasion in Efrîn und drückten ihre Solidarität mit der im Gefängnis von Amed inhaftierten HDP-Abgeordneten Leyla Güven aus, die sich seit genau einem Monat für die Freiheit Öcalans in einem Hungerstreik befindet.

Am Abend soll im Vereinszentrum der Revolutionären Jugendbewegung Nordsyriens eine Dokumentation über das Leben von Abdullah Öcalan gezeigt werden. Morgen geht der Marsch dann weiter, wo er im Dorf Eyn Dîwer unmittelbar an der Grenze abgeschlossen werden soll.

 

Wer ist Abdullah Öcalan?

Abdullah Öcalan, geboren 1949, studierte politische Wissenschaften in Ankara. Er initiierte 1978 die Gründung der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und führte als ihr Vorsitzender bis zu seiner Verschleppung im Februar 1999 den kurdischen Befreiungskampf aktiv an. Seit seiner völkerrechtswidrigen Entführung aus Kenia am 15. Februar 1999 befindet er sich in einem Gefängnis auf der türkischen Insel Imrali im Marmarameer, mehr als zehn Jahre davon als einziger Gefangener. Am 29. Juni 1999 wurde er vom türkischen Staatssicherheitsgerichtshof zum Tode verurteilt. Inzwischen wurde die Todesstrafe in der Türkei abgeschafft und das Urteil gegen Abdullah Öcalan in eine verschärfte lebenslängliche Freiheitsstrafe umgewandelt. Trotz der unmenschlichen Isolationshaft setzt er sich auch aus der Haft heraus im Rahmen seiner Möglichkeiten weiter für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage ein. Er gilt weiterhin als führender Stratege und einer der wichtigsten politischen Repräsentanten des kurdischen Volkes.

In Isolationshaft auf der Insel Imrali verfasste Öcalan mehr als zehn Bücher, welche die kurdische Politik revolutionierten. Mehrfach initiierte er einseitige Waffenstillstände der Guerilla und lieferte konstruktive Vorschläge für eine politische Lösung der kurdischen Frage. Seine Konzepte wie der „demokratische Konföderalismus” sind eine wesentliche Inspiration für das revolutionär-demokratische Projekt in Nordsyrien. Ein „Friedensprozess” begann 2009, als der türkische Staat auf Öcalans Aufrufe, die kurdische Frage politisch zu lösen, reagierte. Die Regierung brach den Dialog mit Öcalan und der PKK Mitte 2015 ab und setzt seither wieder auf eine militärische Vernichtungspolitik. Seit dem 27. Juli 2011 wird Öcalan und seinen Mitgefangenen der Zugang zu Anwältinnen und Anwälten verwehrt. Seit April 2015 ist die Gefängnisinsel Imrali vollständig von der Außenwelt isoliert. Keinerlei Besuch ist möglich, es gibt keine Kommunikation mit den Gefangenen. Die weltweite Kampagne für seine Freiheit hat bereits mehr als zehn Millionen Unterschriften gesammelt.