An die Öffentlichkeit und die Frauen weltweit
Am 9. Oktober 2019 begann um 16:20 Uhr die türkische Luftwaffe mit der Bombardierung des Dorfes Mişrefa bei Serekanîye. Dies war der Beginn des lang angekündigten Besatzungskriegs der Türkei gegen Rojava und Nord-Ost-Syrien. Kurze Zeit später wurden Dörfer in Eyn Isa, Girê Spî, Qamişlo, Tirbespî und Dirbesiye angegriffen. Noch haben wir keine Informationen über Tote und Verwundete. Mit jedem Moment, in dem wir jedoch untätig bleiben, wird sich die Anzahl der Toten und Verwundeten vermehren. Die türkische Armee greift mit Luftwaffe, Panzern und Artillerie Siedlungen im 460 km langen Grenzstreifen zwischen Derik und Girê Spî an. Es wird davon berichtet, dass die Türkei an einigen Stellen begonnen hat, die von ihr errichtete Grenzmauer zu demontieren, um Truppen von faschistischen Jihadisten für den Bodenkampf nach Rojava zu schicken. Aufgrund des entschlossenen Widerstands der Demokratischen Kräfte Syriens SDF konnten diese Versuche bisher zurückgeschlagen werden.
Der türkische Staat hatte versucht, unter den Vorwänden von „Sicherheitsbedenken im Grenzgebiet” und der „Rückführung von Flüchtlingen aus Syrien” um internationale Unterstützung für ihren Angriffskrieg zu werben. Heute ist nochmals offensichtlich geworden, dass dieser Krieg mit dem Ziel „ethnischer Säuberungen” durchgeführt wird. KurdInnen und die verschiedenen Glaubensgruppen und Kulturen, die in diesem Land leben, sollen vertrieben oder ausgelöscht werden, um hier von der Türkei unterstützte Jihadisten anzusiedeln.
Es ist bezeichnend, dass dieser Besatzungskrieg am 20. Jahrestages des internationalen Komplotts gegen Abdullah Öcalan begonnen wurde. Schon damals hatte die türkische Armee für ihren Einmarsch in Syrien ein Großaufgebot an der Grenze zusammengezogen. Damals sollte die Anwesenheit des PKK-Vorsitzenden in Syrien als Kriegsgrund benutzt werden. Jedoch konnte Abdullah Öcalan dies damals verhindern, da er sich mit dem Anliegen eine politische Lösung zu erreichen, nach Europa begab. Diese Bemühungen wurden von Geheimdiensten und Regierungen westlicher Staaten dadurch verhindert, dass Abdullah Öcalan entführt und an die Türkei ausgeliefert wurde. Seit über 20 Jahren bemüht er sich unter Isolationshaft weiter für eine politische Lösung.
In Nord- und Ostsyrien gehen Frauen seit Monaten unter dem Motto „Verteidigen wir unsere Würde und unser Land gegen Besatzung und den IS” auf die Straße. Die Werte, die vom türkischen Staat angegriffenen werden, sind Werte, die durch den Frauenkampf erschaffen wurden. Diese Werte wurden von zahlreichen Gefallenen erschaffen, die ihr Leben im Kampf gegen den IS im Namen der Menschheit und der Frauenbefreiung gegeben haben. Aufbauend auf diesen Kampf wurde in Nord- und Ostsyrien eine Insel der Freiheit geschaffen, die zur Hoffnung für die Region, für ganz Syrien und alle Frauen der Welt geworden ist. Der türkische Staat greift nun die Frauen an, die diese Freiheit aufgebaut haben. Dies tut er mit einer tausendjährigen patriarchalen Mentalität, die Frauen ausschließlich in die Rollen von Ehefrauen, Sexualobjekte oder Sklavinnen drängt. Ziel ist es, eine freie Gesellschaft zu zerstören, die nur mit der Freiheit der Frau entwickelt werden kann.
Aus diesen Gründen rufen wir alle Frauen weltweit dazu auf, die Frauenrevolution zu verteidigen und zu erweitern. Wir rufen weltweit dazu auf, im Rahmen der Kampagne „Women Defend Rojava” überall aktiv zu werden. Die faschistischen Angriffe des türkischen Staat sprengen die Hoffnungen auf einen demokratischen Mittleren Osten. Gleichzeitig versucht er, den Mittleren Osten daran zu hindern, sein revolutionäres Potenzial zu entfalten. Aus diesem Grund rufen wir alle demokratischen, sozialistischen, revolutionären, feministischen, anarchistischen und ökologischen Bewegungen im Mittleren Osten, in Europa, Lateinamerika, den USA, Asien, Afrika und auf der ganzen Welt auf, den vom türkischen Staat aufgezwungenen Faschismus mit Widerstand zu begegnen. Wir rufen all diejenigen, die die Menschheit verteidigen, auf, sich zu erheben und sich unserem Widerstand anzuschließen. Lasst und die Invasion und die völkermörderische Operation zu stoppen, die der faschistische türkischen Staat mit Unterstützung und Zustimmung der hegemonialen Kräfte der Welt gegen uns gestartet hat.
Die Erinnerungen und Werte, die von Frauen in Revolutionen und antifaschistischen Widerständen in Spanien, Palästina, Russland, Vietnam, China, Kuba, Algerien, Mexiko und unzähligen anderen Ländern beteiligt waren, wurden zum Leben erweckt, als die YPJ-Kämpferinnen den IS-Faschismus in Kobanê besiegten. In Afrin leisteten Frauen ebenfalls genau für die gleichen Werte bis zum Ende Widerstand. Heute kann der gemeinsame Widerstand von Frauen und Völkern der Welt den faschistischen türkischen Staat stoppen. Wir fordern alle Frauen der Welt auf, unsere Stimmen und Aktionen zu vereinen und gemeinsam zu kämpfen.
Wir fordern alle AntifaschistInnen auf, ihre Aktionen zu verstärken. Lasst uns auch Druck auf die UNO- und NATO-Staaten ausüben, damit die Besetzung in Nord- und Ostsyriens und ein Völkermord an den KurdInnen aufhört. Wir fordern außerdem alle PolitikerInnen und Institutionen auf sich gegen die Angriffe einzusetzen.
Wir fordern den UN-Sicherheitsrat, der am 10.10.2019 zusammentreten wird, auf, diese schmutzigen und völkermörderischen Angriffe einzustellen. Wir rufen Frauen auf der ganzen Welt auf, sich zu erheben, um ihren Stimmen im UN-Sicherheitsrat Gehör zu verschaffen.