Konferenz kurdischer Journalistinnen in Brüssel

Auf einer Konferenz in Brüssel haben sich kurdische Journalistinnen über die politischen Entwicklungen und die Erfordernisse für die eigene Arbeit ausgetauscht.

In Brüssel hat die zweite Konferenz des kurdischen Journalistinnenverbands ROJIN (Rojnamevanên Jinên Kurdistanê) stattgefunden. Der Verband ist vor zwei Jahren gegründet worden, um die Arbeit von Frauen in den kurdischen Medien in Europa zu koordinieren und sichtbarer zu machen.

Aufgrund der Pandemie war die Anzahl der Delegierten auf der Konferenz begrenzt. Die Veranstaltung begann mit einer Schweigeminute für die Journalistinnen und Journalisten, die bei ihrer Arbeit ums Leben gekommen sind. Anschließend wurde über die politischen Entwicklungen und die Berichterstattung in den Medien diskutiert.

In der Diskussion über die politischen Entwicklungen wurde darauf hingewiesen, dass zurzeit ein dritter Weltkrieg stattfindet. Das kapitalistische System versuche das Chaos des 21. Jahrhunderts zu bewältigen und greife dabei die Natur, die Gesellschaft und die Frauen an. Frauen seien von einem sozialen, kulturellen und ideologischen Feminizid betroffen, hieß es in einem Diskussionsbeitrag: „Frauen werden ermordet, vertrieben, vergewaltigt, als Kriegsbeute verschleppt, auf Sklavenmärkten verkauft, ins Gefängnis gesteckt, verleumdet, in den häuslichen Bereich zurückgedrängt und als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Wenn sie sich organisieren, werden sie angegriffen. All das ist Krieg. Im Gegenzug haben Frauen weltweit an Bewusstsein gewonnen. Sie organisieren sich und sind aktiv. Frauen sind eine der Parteien im dritten Weltkrieg, sie wollen das System grundsätzlich verändern und führen die gesellschaftlichen Kämpfe an. In dieser Zeit ist es von lebenswichtiger Bedeutung, dass sich Frauen weltweit zusammenschließen.“

Defizite in der Berichterstattung

In der Diskussion über die Arbeit von Journalistinnen wurde die Bedeutung der Medien für den Frauenbefreiungskampf betont. Hier sei noch viel mehr Kreativität und Dynamik gefragt. Kritisiert wurde, dass auch in den eigenen Medien der Frauenkampf oft zu kurz kommt und Themen, die eigentlich einen Aufstand erforderten, nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet wird. Der Frauenperspektive werde in der Berichterstattung nicht genügend Raum gegeben. Ein weiterer Kritikpunkte war der Sprachgebrauch in den Medien, der nicht alle Teile der Gesellschaft anspreche.

Beschlüsse für die kommende Zeit

Um die eigene Arbeit zu verbessern, will der Verband Fachseminare für seine Mitglieder anbieten. In der Berichterstattung sollen Frauen zur Selbstverteidigung gegen Feminizid motiviert werden. Das patriarchale System, das „seine Existenz über die fehlende Präsenz von Frauen fortsetzt und dafür eine tägliche Politik produziert“, soll in den Medien dechiffriert werden, so ein weiterer Beschluss auf der Konferenz. Die kurdische Sprache soll gefördert werden, gleichzeitig wird eine mehrsprachige und multikulturelle Berichterstattung angestrebt. In Planung ist außerdem ein Wörterbuch für kurdische Journalistinnen, um eine gemeinsame Terminologie zu entwickeln.

Ein Schwerpunkt in der aktuellen Berichterstattung wird auf der vom Frauendachverband TJK-E initiierten Kampagne „100 Gründe, um den Diktator zu verurteilen“ liegen.