Kölner Aktivistinnen erinnern an Hexenverfolgung

Aktivistinnen von TEKO-JIN und JXK haben in Köln gegen patriarchale Gewalt an Frauen protestiert und den Ermordeten der Hexenverfolgung, dem bisher größten Femizid unserer Geschichte, gedacht.

Zu Halloween haben Aktivistinnen der Bewegung der jungen kämpferischen Frauen (TEKO-JIN) und des Verbands studierender Frauen aus Kurdistan (JXK) in der Kölner Innenstadt gegen patriarchale Gewalt an Frauen protestiert und den Ermordeten der Hexenverfolgung in der frühen Neuzeit gedacht. Die abendliche Kundgebung fand am Heumarkt statt, auf dem Fronttransparent stand das Motto der Zusammenkunft: „Wir sind die Enkelinnen der Hexen, die ihr nicht verbrennen konntet“.

Die sogenannte Hexenvernichtung, insbesondere im Zuge der Inquisition (Christianisierung), betraf weltweit Millionen von Menschen. Betroffen waren vor allem Frauen, die schätzungsweise drei Viertel aller Verfolgten ausmachten. Durch die Vernichtung von Menschenleben - etwa 50.000 bis 60.000 Menschen wurden hingerichtet - sowie die Verfolgung weiser und zurückgezogener Menschen, wurde auch altes Wissen, vor allem im Bereich der Naturkunde, vernichtet und der Gemeinschaft entrissen. Die unbeschreibliche Brutalität und der Auslöschungs-Feldzug dienten der Errichtung und Sicherung der männlichen Herrschaft.

Dass es sich hierbei um den größten organisierten Femizid in der Geschichte Europas handelt, wird selten benannt. „Hexenverfolgungen waren Massaker an Frauen, die sich dem patriarchalen System widersetzen. Diese Vorgehensweise des Systems reicht noch bis heute. Das System versucht alle Frauen, die für ihre Selbstbestimmung kämpfen, durch jede Art der Gewalt mundtot zu machen”, erklärte eine Aktivistin.

Eine andere Beteiligte kritisierte, dass Femizide kaum von der Kriminalstatistik erfasst und auch medial viel zu häufig als „Beziehungsdrama” oder „dramatische Einzelfälle” dargestellt werden. „Es ist eindeutig, dass die vorsätzliche Tötung einer Frau wegen vorgeblichen Verstößen gegen tradierte Rollenvorstellungen keine Seltenheit sind.” Strukturelle und geschlechtsbasierte Gewalt darf nicht verharmlost werden, lautete die Forderung.

Auf der Kundgebung wurde auch auf die fortlaufende Mentalität der Objektivierung und Versklavung von Frauen aufmerksam gemacht. Dieselbe Mentalität, die in der Neuzeit für den größten Femizid der Geschichte gesorgt hat, ermordet, versklavt und vergewaltigt heute Frauen in Şengal, Kurdistan, Mexiko, Iran, Indien und vielen anderen Ländern. „Dagegen sagen wir entschieden ‚Em dibêjin NA!’ (deut. „Wir sagen NEIN!“). Nein zu Mord, nein zu Patriarchat, nein zu einem Leben in einem Käfig.” „Em dibêjin NA!“ ist eine großangelegte Kampagne kurdischer Frauenorganisationen gegen patriarchale Gewalt.