Anlässlich des Jahrestages des internationalen Komplotts gegen Abdullah Öcalan vom 15. Februar 1999 veröffentlichte die Koordination der Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (KJK) eine schriftliche Erklärung. Darin heißt es, dass sich alle demokratischen Kräfte stärker an der Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan – eine demokratische Lösung der kurdischen Frage“ beteiligen müssten. Der kurdische Repräsentant solle frei leben und angemessene Bedingungen für seine Arbeit an der Lösung der kurdischen Frage sollten geschaffen werden.
„Ihr könnt unsere Sonne nicht verdunkeln“
Die Erklärung beginnt mit dem Gedenken der Gefallenen, die aus Protest gegen die Festnahme und Inhaftierung Öcalans ihrem Leben ein Ende setzten: „Am 26. Jahrestag des internationalen Komplotts vom 15. Februar, den das kurdische Volk und die Völker, die in im Paradigma Öcalans Hoffnung auf ein demokratisches Leben sehen, als schwarzen Tag bezeichnet haben, erinnern wir uns mit Respekt und Dankbarkeit an all unsere Gefallenen, die sagten: ‚Ihr könnt unsere Sonne nicht verdunkeln‘ und einen Feuerring um Abdullah Öcalan bildeten.“
„Internationale Staaten haben den Schrei unseres Volkes nicht gehört“
Das Statement bekräftigt das Versprechen der Frauenorganisation, den Kampf gegen das System des Völkermordes weiterzuführen. Sie verurteilen die Haltung der internationalen Staaten, die für ihre geopolitischen Ziele am Komplott mitgewirkt oder dieses unterstützt hätten, und sich somit gegen die Rechte der Kurd:innen gestellt hätten. Der hundertjährige Widerstand des kurdischen Volkes, der daraufhin weitergeführt wurde und in dem die Gesellschaft für ein freies Leben viele Opfer gebracht habe, werde jedoch den Staaten in Erinnerung bleiben.
„Die Wiege der Menschheit in einen endlosen Krieg stürzen“
Die Frauenkoordination analysiert die Inhaftierung der Person Abdullah Öcalans auch als stellvertretend für die Verfolgung und Unterdrückung des kurdischen Volkes und der Freiheitsbewegung. Die internationalen Staaten versuchten das kurdische Volk zu beseitigen, das der Aufteilung des Nahen Ostens und Kurdistans nach dem Nutzen der Hegemonialmächte, wie den USA und europäischen Staaten, im Wege stünde. Die Vorhaben dieser Kräfte würden die Region in einen endlosen Krieg stürzen. Die Theorien des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalans durchkreuzten diese imperialistischen Pläne mit dem Paradigma des freien demokratischen Zusammenlebens der Völker.
„Unter Bedingungen der Folter ein Paradigma des freien Lebens geschaffen“
Abdullah Öcalan habe laut der KJK nicht einfach in dem Gefängnis auf der Insel Imrali gelebt, das als Teil der genozidalen Politik fungiere und speziell für ihn eingerichtet worden sei. Er habe selbst in totaler Isolation und unter Folter das Leben eines Sozialisten geführt und sein Werk zu einem demokratischen, freien Leben geschaffen. Damit habe er den Zielen des Komplotts entgegengewirkt und eine bedeutungsvolle Antwort auf die Politik der Hegemonialmächte und der Vernichtung gegeben. „Anstatt Millionen Menschen in eine Zelle sperren zu können, wurde eine Zelle zur Hoffnung von Millionen“, so die KJK wörtlich.
Ein Leben in Freiheit ist möglich
Die politischen Theorien Abdullah Öcalans sind auf der Grundlage der Frauenbefreiung, der Ökologie und Demokratie geschaffen. Dieses Paradigma zeige, dass ein demokratisches und freies Leben jenseits der aufgezwungenen Krankheiten der kapitalistischen Moderne für Kurd:innen, Frauen und Völker des Nahen Ostens möglich sei.
Rojava zeigt das gelebte Paradigma
Die Erklärung verweist auf die aktuellen Ereignisse und Entwicklungen in Rojava, Nord- und Ostsyrien, wo die Hauptelemente des Paradigmas von Abdullah Öcalan in der Praxis sichtbar würden. Was dort geschehe, habe die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich gezogen, denn trotz der Angriffe auf das demokratische System, den Massakern und des Völkermordes bestünden die Kurd:innen, Araber:innen, Armenier:innen, Assyrer:innen, Turkmen:innen, Tscherkess:innen und andere Nationen und Glaubensrichtungen auf ein freies Leben, und hätten dieses unter der Führung von Frauen aufgebaut. Das Prinzip der Selbstverwaltung, das die Vielfältigkeit der Identitäten der Völker des Nahen Ostens und seiner Glaubensrichtungen aufnehme, zeige die Umsetzbarkeit des Projekts im Nahen Osten, aber auch in der ganzen Welt.
Frauen an der Vorfront
Die besondere Situation der Frauen in Kurdistan und im Nahen Osten, die oftmals die Grenze zur Sklaverei überschritten habe, wurde in der Erklärung herausgestellt. Diese Frauen wurden durch die Ideologie von Abdullah Öcalan aufgeweckt und hätten ihren Kampf für ein freies Leben so bestärkt fortgesetzt. Aus diesem Grund seien sich die Verfasserinnen der Erklärung als Frauen bewusst, dass sich das Komplott gegen Öcalan auch gegen sie und das Prinzip der Freiheit der Frau richte.
Der Kampf geht über das System Imrali hinaus
Die Frauenkoordination betonte, dass der erfolgreiche Kampf des kurdischen Volkes und der Frauen über das Genozid-System von Imrali hinaus gehe. Im Statement heißt es: „Auf dieser Grundlage rufen wir unser gesamtes Volk und die demokratische Öffentlichkeit, insbesondere Frauen und Jugendliche, auf, zu sagen, dass wir es nicht länger tolerieren, dass Abdullah Öcalan einen weiteren 15. Februar im Foltersystem von Imrali verbringt.“
Die Hoffnung auf ein freies Leben wecken und für Freiheit kämpfen
Damit Abdullah Öcalan in Freiheit leben kann und angemessene Bedingungen für seine Arbeit entstehen können, sollten sich alle noch stärker an der Kampagne ‚Freiheit für Abdullah Öcalan – eine Lösung der kurdischen Frage‘ beteiligen. Mit dem Ziel, diesen dunklen Tag des Komplotts mit den Farben der Freiheit zum Leben zu erwecken, sollte jede Person von 7 bis 70 Jahren daran arbeiten, die Hoffnung auf ein freies Leben zu wecken”, so die Erklärung.
„Abdullah Öcalan ist der Schlüssel für die Freiheit“
Abschließend wird unterstrichen, dass der kurdische Theoretiker und Revolutionär Abdullah Öcalan die Möglichkeit haben sollte, seine historische Rolle in dem Aufbauprozess eines freien und demokratischen Lebens zu spielen. Er sei der Schlüssel für die Freiheit der Kurd:innen, anderer Völker des Nahen Ostens und der Frauen: „Daher müssen wir auf die Straße gehen und die physische Freiheit von Abdullah Öcalan erkämpfen.“
„Wir rufen alle Frauen dazu auf, sich im Klaren darüber zu sein, dass der Marsch für Abdullah Öcalan ein Marsch für die Freiheit ist. Daher sollten sich alle Frauen mit ganzem Herzen für den demokratischen Wandel in der Türkei und im Nahen Osten einsetzen“, schließt die Erklärung.