Den Tag der Vernichtung zum Tag der Freiheit machen

In einer Erklärung zum Jahrestag des 15. Februars fordert der Exekutivrat der Arbeiterpartei Kurdistans alle dazu auf, den Tag der Vernichtung des kurdischen Volkes zum Tag der Freiheit zu machen.

Jahrestag des Komplotts

Der Vorsitzende der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und Repräsentant des kurdischen Volkes, Abdullah Öcalan, wurde vor 26 Jahren aus der griechischen Botschaft in Kenia verschleppt. Mehrere Geheimdienste waren an diesem internationalen Komplott beteiligt, an dessen Ende die bis heute andauernde Isolationshaft Abdullah Öcalans auf der Gefängnisinsel Imrali stand.

Vernichtungsangriff gegen das kurdische Volk

Das Komplott wurde unter der Koordination der NATO durchgeführt, von den USA sowie Israel angeführt und von europäischen Staaten unterstützt. Die PKK sieht in dem Komplott den Versuch eines Vernichtungsangriffs gegen das kurdische Volk in der Person Abdullah Öcalans.
In einer schriftlichen Erklärung würdigt der Exekutivrat der Arbeiterpartei Kurdistans den seit zwei Jahrzehnten anhaltenden historischen Widerstand gegen den andauernden Angriff auf das kurdische Volk und gedenkt der Gefallenen des Befreiungskampfes.

„Ihr könnt unsere Sonne nicht verdunkeln“

In der Erklärung heißt es: „Es ist der 26. Jahrestag des internationalen Komplotts vom 15. Februar und des Isolations-, Folter- und Vernichtungsprogramms von Imrali. Seit 26 Jahren wehrt sich unser Volk mit der Freiheitsbewegung und unsere demokratischen Freund:innen heroisch gegen das Komplott und das System Imrali.“ Der historische Widerstand gegen die Unterdrückung und Vernichtungspolitik gegen die Kurd:innen werde unter der Losung „Ihr könnt unsere Sonne nicht verdunkeln“ geführt. Er durchkreuze seit 26 Jahren die Taktik der Isolation, Folter und Vernichtungspolitik des türkischen Staates.
Das internationale Komplott hat die kurdische Freiheitsbewegung nicht zerschlagen können. Die aktuell stattfindenden Gespräche mit Abdullah Öcalan sowie die Wende der türkischen Politik werden als ein Erfolg des Wirkens der kurdischen Freiheitsbewegung bewertet.

„Der Weg zur Freiheit wird geöffnet“

Mit diesen Entwicklungen verknüpft der Exekutivrat Hoffnungen auf positive Entwicklungen: „Zum 26. Jahrestag wird ein historisches Licht entstehen, um die Dunkelheit zu überwinden, und der Weg zur Freiheit geöffnet werden. Unsere Hoffnung und unser Glaube ist es, dass ein historischer Durchbruch und eine demokratische Wende für alle stattfinden.“

Entschuldigung an das kurdische Volk gefordert

Der Angriff, der am 9. Oktober 1998 begann und am 15. Februar 1999in die Verschleppung gipfelte sowie alle Kräfte, die das Komplott veranlasst und unterstützt haben, werden in der Erklärung verurteilt. Die Deklaration fordert diese Kräfte zur Veränderung ihrer unterdrückerischen Politik der Verfolgung und Besetzung auf. Des Weiteren werden sie angehalten, sich für ihre Taten beim kurdischen Volk zu entschuldigen, und das „freie demokratische Leben der Kurd:innen“ nicht weiter einzugrenzen.

„Wir beglückwünschen den Kampf der Freiheit“

In der Erklärung heißt es weiter: „Wir beglückwünschen und feiern den großen Kampf der Menschheit und der Freiheit, der seit 26 Jahren unter der Führung unserer Bewegung, unseres patriotischen Volkes und unserer demokratischen Freund:innen gegen die Verschwörung und das imperiale System geführt wird. Wir gedenken mit Respekt aller Gefallenen dieses historischen Widerstands, in Person der ersten Gefallenen des religiösen Widerstands Halît Oral und Aynûr Artan. Wir wiederholen unser Versprechen, das Komplott im 27. Jahr vollständig zu zerschlagen und erfolgreiche Lösungswege zur Freiheit von Rêber Apo aufzuzeigen. Wir verdanken diesen Erfolg allen, die in diesem Zusammenhang den Kampf für Freiheit und Demokratie führen.“

Das Komplott vom 15. Februar 1999

Das Komplott wird von der kurdischen Freiheitsbewegung als zusammenhängend mit geopolitischen Strategien der USA im Nahen Osten bewertet. Es stehe im Zusammenhang mit der Nahostpolitik des Systems der kapitalistischen Moderne und des Dritten Weltkrieges. Abdullah Öcalan, die PKK und die kurdische Freiheitsbewegung würden als Hindernisse für die Politik von USA, Israel, und Großbritannien angesehen, und sollten demnach aus dem Weg geschafft werden.

Profitinteressen stecken hinter dem brutalen Vorgehen

„Die Völker der Türkei wurden allen Völkern des Nahen Ostens und der gesamten Menschheit gegenübergestellt, da dieser Angriff ein Angriff der kapitalistischen Moderne war, die das kurdische Volk verleugnen und unterwerfen wollte. Damit in Verbindung steht das sogenannte ‚Kurdische Problem‘, das System der Vernichtung des kurdischen Volkes. Die Behinderung der Lösung dieses Problems, die Vernichtung des kurdischen Volkes und die Fortsetzung der Konflikte, zielen darauf ab, wirtschaftliche und politische Vorteile zu erzielen.“

Heute wird der Erfolg des Kampfes sichtbar

In der Erklärung wird der Widerstand der Kurd:innen im Nahen Osten gegen die Geopolitik dominierender westlicher Mächte mit den weltweiten Demokratiebewegungen verknüpft.
„Der Kampf gegen den Angriff des internationalen Komplotts war daher nicht nur ein Kampf für die Existenz und Freiheit des kurdischen Volkes, sondern auch ein Kampf für die Einheit der Völker des Nahen Ostens und der weltweiten Demokratiebewegung. Kurz gesagt: Alle, die sich für die physische Befreiung von Abdullah Öcalan und die Lösung der kurdischen Frage eingesetzt haben, haben sich auch für ihre eigene Freiheit und den Kampf für Demokratie eingesetzt. Mit diesem 26-jährigen historischen Widerstand werden konkrete und dauerhafte Ergebnisse erzielt.“

Paradigma der Befreiung

Abdullah Öcalan habe laut der Erklärung ein Paradigma der Ökologie, der demokratischen Gesellschaft und der Freiheit der Frau entwickelt und damit vielen Menschen einen Weg zur Befreiung eröffnet. Heute weise auch der international bekannt gewordene Slogan „Jin Jiyan Azadî“ („Frau, Leben, Freiheit“) allen unterdrückten Völkern einen Weg zu Freiheit und Demokratie.

„Ein Befreiungskampf verlangt Opfer“

Der Exekutivrat der Arbeiterpartei Kurdistans rechnet weiterhin mit Verhaftungen, Folter und anderem, ihm sei bewusst, dass ein Befreiungskampf Opfer verlange. Die Erfolge der kurdischen Freiheitsbewegung seien nicht von selbst oder ohne Kampf erreicht worden, sondern unter großem Einsatz und Widerstand. Kontinuierlich habe diese Bewegung die faschistische Politik der Türkei und weiterer an der Entstehung des „kurdischen Problems“ beteiligter Mächte entlarvt. Auch rückschrittliche, dschihadistische Gruppierungen wie den selbsternannten Islamische Staat, habe man bekämpft, und das Konzept der Demokratischen Moderne als Alternative zur imperialistischen, patriarchalen Herrschaft im Nahen Osten aufgezeigt. „Gerade in einer Region, in der das Patriarchat sehr stark ist, wurde die Frauenbefreiungsrevolution gestartet“, wird in der Erklärung unterstrichen.

Abdullah Öcalan beginnt erneut einen Prozess

Nach den 26 Jahren Widerstand, der von Abdullah Öcalan, dem kurdischen Volk und seinen Freund:innen geführt wurde, so der Exekutivrat, werde nun eine neue Entwicklung erlebt. Abdullah Öcalan werde einen neuen Prozess des Wandels beginnen, sofern es keine Hindernisse und Interventionen von außen geben wird. Dieser Prozess werde die PKK und das kurdische Volk, die Republik Türkei als Staat, den Nahen Osten und die gesamte Welt verändern. Es gehe dabei nicht um eine Spaltung des Landes, sondern um eine Demokratisierung der Türkei. Die Bemühungen des kurdischen Volkes für Freiheit und Demokratie stellten keine Bedrohung dar, sondern seien vielmehr im demokratischen Interesse aller. Von der in Kürze erwarteten Botschaft Abdullah Öcalans erwarte man, dass sie als Grundlage für den Beginn eines neuen Prozesses betrachtet werden könne. Hierbei müssten jedoch alle Seiten ihre Verantwortung tragen und in die Praxis umsetzen. Der Exekutivrat betont, dass es weiterhin organisiertes Engagement und Arbeit brauche.

Aufruf zum Protest

Abschließend appelliert der Exekutivrat an alle Menschen, allen voran an Frauen und Jugendliche, an alle demokratischen Kräfte in der Türkei und ihre Verbündeten, Abdullah Öcalans Erklärungen genau zu verfolgen, zu verstehen und dementsprechend Verantwortung im neuen Prozess zu übernehmen. Der Rat ruft dazu auf, am 26. Jahrestag der Verschleppung auf die Straßen zu gehen, gegen das internationale Komplott zu protestieren und den Tag der Vernichtung der Kurd:innen in einen Tag der Freiheit zu verwandeln.