KCDP: Mindestens 34 Femizide im Oktober in der Türkei

In der Türkei sind im Oktober mindestens 19 Frauen von Männern ermordet worden, 18 weitere Frauen kamen unter verdächtigen Umständen ums Leben. Der Tatort war meistens die eigene Wohnung, die Täter in der Regel Ehemänner oder ehemalige Partner.

Nach Angaben der Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“ (tr. Kadın Cinayetlerini Durduracağız Platformu, KCDP) sind im Oktober in der Türkei mindestens 19 Frauen ermordet worden. Damit beläuft sich die Zahl der Femizide in diesem Jahr auf 253, verglichen mit 275 Fällen zum Vorjahreszeitraum. Das ist ein Rückgang um acht Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

Laut dem Bericht des Vereins KCDP wurden im Oktober fünf Femizide begangen, weil die Frauen selbst über ihr Leben entscheiden wollten: Sie wollten sich scheiden lassen oder lehnten eine Versöhnung nach der Trennung, eine Heirat oder eine Beziehung ab. In einem Fall spielte eine „banale Diskussion“ eine Rolle, bei den restlichen 13 Morden konnte der Anlass nicht festgestellt werden.

Rund 58 Prozent der Mörder die Ehemänner

Bei den Tätern handelte es sich in elf Fällen um den Ehemann der Femizid-Opfer. Sieben Mörder waren Ex-Männer, früherer Partner, Brüder, Söhne oder andere männliche Verwandte. Nur eine Frau wurde von einem Unbekannten ermordet.

Tatort: Die eigene Wohnung

Dreizehn Frauen wurden in der eigenen Wohnung ermordet, drei Frauen auf der Straße, eine an einem öffentlichen Platz und eine weitere in einer abgelegenen Gegend. Bei einem Femizid war der Tatort nicht feststellbar.

Mordmethoden: Erschießen, Erwürgen, Erschlagen

Von den im Oktober ermordeten Frauen wurden zwölf erschossen, drei erwürgt und zwei erstochen. Weitere zwei Frauen wurden laut dem Bericht „totgeprügelt“.

Hohe Dunkelziffer befürchtet

Der Report der in Istanbul ansässigen Frauenrechtsorganisation KCDP enthält Daten über alle polizeilich erfassten oder medial veröffentlichten Femizide. Die tatsächliche Zahl der verübten Frauenmorde dürfte jedoch deutlich höher liegen, betont der Bericht. Denn weitere 18 Frauen starben im zurückliegenden Monat unter „zweifelhaften Umständen“. Die Erfahrung zeige, dass Täter oft Szenen konstruierten, um Femizid als Selbstmord, Unfall oder natürlichen Tod aussehen zu lassen, so die Plattform.