Katholische Frauengemeinschaft: Sorge um Projektpartnerinnen

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands ist in großer Sorge um ihre langjährigen Projektpartnerinnen in Rojava und fordert von der EU, sich nicht von dem türkischen Präsidenten Erdoğan erpressen zu lassen.

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) hat sich zum türkischen Angriffskrieg gegen Nordsyrien geäußert:

Die deutsche Bundesregierung und Europa sehen tatenlos zu, wie Menschen (Flüchtlinge) als Kriegswaffe instrumentalisiert werden. Wir sind fassungslos, traurig und ohnmächtig. Die Türkei konnte ohne jeden Widerstand der Weltgemeinschaft in Syrien einmarschieren und besetzt Gebiete, destabilisiert, mit dem Ziel die kurdischen Menschen aus Rojava zu vertreiben. Es droht eine humanitäre Krise sowie eine "ethnische Säuberung“.

Nach vier Jahren gemeinsamer Projektarbeit in Nordsyrien trafen sich in Trier Anfang September Mitglieder der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) mit Meike Nack, eine Vertreterin der „Stiftung der Freien Frau in Rojava“. Sie berichtete optimistisch von der aktuellen und geplanten Arbeit. „In sechs Städten (Qamislo, Serê Kaniyê, Derîk, Girke Lege, Dirbesiyê, Heseke) und in drei Flüchtlingscamps wurde die Versorgungssituation von bedürftigen Frauen und Kindern in der Region wesentlich verbessert. Mit unserem Projekt stehen wir beispielhaft für einen Wandel in Nordsyrien von einer kurzfristig-akuten hin zu einer präventiven, nachhaltigen, langfristigen und frauenorientierten Gesundheitsversorgung in einer Krisenregion. Damit wurden Grundsteine für eine autonome Gesundheitsversorgung von Frauen gelegt und grundsätzliche Gedanken und Strukturen zu einem, an den Bedürfnissen der Menschen orientierten, dezentralen Versorgungssystem im Gesundheitssektor entwickelt.“

Drei Wochen später sind die ersten Städte und Dörfer bombardiert und mehr als 100 000 Menschen wieder auf der Flucht. Die kfd erreichen Hilferufe aus dem Kriegsgebiet und die Bitte um Unterstützung. Wir befürchten große Flüchtlingsströme und viele Frauen und Kinder, die wieder Opfer eines rücksichtslosen Verteilungskampfes werden.

Wir erwarten von der europäischen Gemeinschaft, dass sie sich nicht von Präsident Recep Tayyip Erdogan erpressen lässt, indem er droht die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen. Wir wehren uns dagegen, dass Menschen als Kriegswaffe instrumentalisiert werden. Wir fordern von der Bundesregierung alle Waffenlieferungen an die Türkei zu stoppen und sehen die Notwendigkeit wirtschaftlicher Sanktionen, als einziges Mittel um die weitere Invasion zu stoppen.

Der kfd-Diözesanvorstand bittet seine Mitglieder um Solidarität und Friedensgebete für die Menschen in Nordsyrien. In Rojava leben Menschen unterschiedlichen Glaubens und Ethnien in einem gut organisierten demokratischen Gebiet, das die gleichberechtigte Teilhabe und Mitwirkung aller Männer und Frauen in der kommunalen Selbstverwaltung umgesetzt hat. Dieses Gesellschaftsmodell ist massiv bedroht.

Hintergrund

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) unterstützt seit 2016 mit über 76.000 € Spenden den Aufbau der Gesundheitsversorgung durch Ausbildung von Gesundheitshelferinnen, den Aufbau der Infrastruktur in den Dörfern und Städten sowie die Arbeit der Stiftung mit Frauen in den Flüchtlingscamps im Gebiet Nordsyrien/Rojava.