Revolution in Kurdistan und Iran
Im Rahmen der Alternativen Orientierungstage für Studierende an der Universität in Jena hat am Freitag eine Veranstaltung von Women Defend Rojava und Feminista Thüringen zum Thema „Jin Jiyan Azadî! Zan Zendegi Azadi! Über die Revolution in Kurdistan, dem Iran und was das mit uns zu tun hat“ stattgefunden. Es nahmen 45 Personen daran teil. Im Fokus der Veranstaltung stand die Geschichte des Kolonialismus im Nahen Osten, der Widerstand der kurdischen Frauenbefreiungsbewegung und die Philosophie, die hinter den Worten „Frau Leben Freiheit“ steht. Eine Sprecherin von Feminista Thüringen berichtete über die revolutionären Proteste der Frauen und Queers im Iran und Rojhilat (Ostkurdistan) nach der Ermordung der Kurdin Jina Mahsa Amini, wodurch die Worte „Jin Jiyan Azadî“ weltweit bekannt wurden.
Zu Beginn wurde die Bedeutung der europäischen Kolonialmächte, die die Länder des Nahen und Mittleren Ostens nach dem ersten Weltkrieg unter sich aufteilten, ins Zentrum gesetzt. Die wirtschaftliche und koloniale Ausbeutung vor allem durch Frankreich und Großbritannien tragen bis heute zu der Instabilität, den Kriegen und der patriarchalen Unterdrückung in der Region bei, betonten die Referentinnen. Der Lausanner Vertrag im Jahre 1923 sei kein wirklicher Friedensvertrag gewesen, sondern habe zu massenhafter Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung ethnischer Minderheiten geführt. Vor allem die Aufteilung Kurdistans auf vier Staaten und die damit einher gehende Verfolgung, Repression und Assimilation wurde beschrieben.
In dem Vortrag ging es weiter um die Analyse von Abdullah Öcalan, dass Kurdistan eine Kolonie ist, und die damit verbundene Geschichte des Widerstands und Aufbaus der PKK-Bewegung. Die Referentinnen sprachen über den 1999 durch einen internationalen Geheimdienstcoup verhafteten PKK-Begründer Öcalan und seine rechtswidrige Isolation auf der Gefängnisinsel Imrali. Dabei wurde auch die Verantwortung Deutschlands thematisiert.
Zentrales Thema des Vortrags war die führende Rolle von Frauen, die große Bedeutung der Geschlechterbefreiung und die damit verbundenen Loslösung von der Mentalität des dominanten Mannes. „Jin Jiyan Azadî bedeutet, dass nur wenn wir auch einen Kampf auf mentaler Ebene führen, wirkliche Schönheit schaffen und ein freies Leben aufbauen, nur wenn der dominante Mann aus unserem Denken und Handeln überwunden wird, eine freie Gesellschaft aufbauen können. Und dafür muss die autonome Organisierung von Frauen und Menschen weiterer unterdrückter Geschlechter im Zentrum des Kampfes stehen. Ob auf militärischer, kultureller, ökonomischer oder sozialer Ebene - überall müssen Frauen vorangehen", so eine Referentin.
Eine Aktivistin von Feminista Thüringen berichtete von der Bedeutung der kurdischen Bewegung während der Jina-Revolution im Iran und den gesellschaftlichen, politischen und sozialen Umständen. Sie betonte, dass es ein revolutionärer Kampf war, der vor allem von Frauen angeführt wurde. Der Slogan „Jin Jiyan Azadî" sei durch staatliche, patriarchale und regressive Kräfte stark vereinnahmt worden.
Die revolutionäre Kraft und Geschichte, die hinter den Worten „Jin Jiyan Azadî“ stehen, wurden vielen Teilnehmenden bei der Veranstaltung deutlich. Einige Teilnehmende waren überrascht, dass die Freiheit von Frauen ein zentraler Kernpunkt der kurdischen Bewegung ist. „Dieser Vortrag war eine Gefühlsachterbahn und ich nehme viel für die Möglichkeiten des Widerstands auch hier vor Ort daraus mit. Danke!", so ein Teilnehmer der Veranstaltung zum Abschluss.