Jin Jiyan Azadî – Frauen schaffen Frieden

Am heutigen 8.März, dem internationalen Frauentag, ist die feministische Organisierung „Gemeinsam Kämpfen - für demokratische Autonomie und Selbstbestimmung“ in vielen Städten auf den Straßen gewesen.

Gemeinsam Kämpfen

Am heutigen 8.März, dem internationalen Frauentag, ist auch die feministische Organisierung „Gemeinsam Kämpfen - für demokratische Autonomie und Selbstbestimmung“ in vielen Städten auf den Straßen gewesen. Unter dem Motto „Frauen schaffen Frieden“ haben die Aktivist:innen sichtbar gemacht, dass ohne Frauen kein Frieden geschaffen werden kann. „Wir befinden uns im dritten Weltkrieg. Mittlerweile ist dies sichtbarer als je zuvor. Die mächtigen Staaten rüsten weltweit auf und die physischen Kriege intensivieren sich. Diesem System der Ausbeutung, Unterdrückung und des Tötens liegt das Patriarchat zu Grunde. Aus diesem Grund ist es für „Gemeinsam Kämpfen“ grundlegend: Frieden geht mit der Frauenbefreiung und dem Aufbau der demokratischen Moderne einher“, erklärte die Organisation. „Als feministische Organisierung Grüßen wir alle Frauen weltweit. Wir stehen Seite an Seite mit unseren Freundinnen, die unerbittlichen Widerstand leisten - hoch die internationale Solidarität.“

Aktionen in Köln

In Köln war es beim diesjährigen 8. März das erste Mal, dass sich eine Lokalgruppe von „Gemeinsam Kämpfen“ an Aktionen beteiligte. Umso erfreulicher war die große Bandbreite der vielfältigen Veranstaltungen, an denen die Organisierung mitwirkte. So kamen am Freitagabend circa 25 Frauen und FLINTAs auf Einladung von Gemeinsam Kämpfen und FIO Köln zu einem Moralabend zusammen. Der vielfältig geschmückte Raum führte von Anfang an zu einer warmen und kämpferischen Atmosphäre. In zahlreichen Beiträgen wurden die unterschiedlichen Farben feministischer Stimmen in Köln sichtbar. Lieder, Briefe, Gedichte, Spiele, Zauberei, Tänze und Vocal Painting sorgten für eine Verbundenheit, die auch für schwierige Momente Kraft geben soll.

Am Samstagnachmittag beteiligte sich Gemeinsam Kämpfen dann an der Enthüllung der Friedensstatue in Erinnerung an die „Trostfrauen“. Die Friedensstatue sowie die Kundgebung sind Teil der Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ und wären aufgrund von politischem Druck aus Japan auf die Stadt Köln beinahe abgesagt worden. Durch eine breite Öffentlichkeit konnte die Kundgebung jedoch schlussendlich durchgesetzt werden. Bei strahlendem Sonnenschein wurde die Statue dann mit etwa 400 Teilnehmenden enthüllt und wird nun für die kommenden Monate vor dem NS-DOK in Köln zu sehen sein.

Im Rahmen der großen 8. März-Demonstration mit rund 12.000 Teilnehmer:innen am frühen Abend beteiligte sich Gemeinsam Kämpfen gemeinsam mit dem Netzwerk gegen Feminizid außerdem an der Gestaltung des leeren Blocks. Der leere Block erinnerte an alle Frauen und FLINT*-Personen.

Berlin: Für die Freiheit für das Leben - Jin Jiyan Azadî

In Berlin war Gemeinsam Kämpfen zusammen mit etwa 400 Frauen und Menschen weiterer widerständiger Geschlechter auf den Straßen unterwegs. Unter dem Motto „Gestern, heute, morgen – Der unaufhaltsame Widerstand der Frauen*“ wurde „für Freiheit und für das Leben“ demonstriert. „Überall auf der Welt nimmt der Angriff auf uns Frauen* zu: In den Gefängnissen von Goma, in den Krankenhäusern von Kolkata, im Sudan, in Palästina, Kurdistan, Chiapas und anderswo. Wir werden misshandelt, versklavt, vergewaltigt, verbrannt und getötet. Jeden Tag und zu jeder Sekunde. Unsere Antwort auf die zunehmenden Angriffe auf Frauen und Menschen weiterer widerständiger Geschlechter lautet: Selbstverteidigung. Überall dort, wo wir Frauen* und andere Geschlechter unterdrückt werden, leisten wir Widerstand gegen Patriarchat, Kapital, Faschismus und Imperialismus. Widerstand ist Leben und unser Widerstand ist unaufhaltsam“, so eine Beteiligte.

Dies wurde auch auf den Bannern der feministischen Organisierung sichtbar. Auf einem der Transparente war „Von Berlin zum Tishreen-Damm – Hands of Kobanê“ zu lesen – in Anspielung auf die Angriffe der Türkei gegen die Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien.

Teil des Ausdrucks der Demo war ein großes selbstgeknüpftes Hilos-Netz, das vom Colectiva hilos in Mexiko inspiriert wurde und die kollektive Trauer und die weltweit verbundenen Kämpfe verdeutlicht. Die Teilnehmer:innen haben ihre Wünsche für eine freie und starke feministische Gesellschaft auf Zettel geschrieben, die dann an dem Netz befestigt wurden.  

„Wir haben in Berlin-Mitte gezeigt, dass wir solidarisch, intersektional und international gemeinsam gegen das System, was uns unterdrückt, kämpfen. Wir erinnern uns an die, die vor uns gekämpft haben, die für diesen Kampf ihr Leben gegeben haben. Sie leben in uns und unseren Kämpfen weiter. Heute, morgen und an allen Tagen“, hieß es.

Demo durch Celle

Nachdem der Internationale Frauenkampftag bereits vergangenen Sonntag mit einer gut besuchten Vernissage der Ausstellung „Jin Jiyan Azadî - Die Errungenschaften der Frauenrevolution" in Celle eingeleitet wurde, gab es heute einen lautstarken Protest. Bei sonnigen 17 Grad kamen rund einhundert Menschen zu einer Demonstration unter dem Motto „Jin Jiyan Azadî – Frau Leben Freiheit – Frauen schaffen Frieden!“ zusammen. Der Protest startete am nach Gertrud Schröter umbenannten Widerstandsplatz und schlängelte sich einmal durch die gesamte Innenstadt. Hier fand die Demo viel Zuspruch und die Teilnehmenden brachten ihre Wut über die patriarchalen Verhältnisse immer wieder deutlich zum Ausdruck. Nach vielfältigen Redebeiträgen und gemeinsamem Singen auf der Auftakt- und Abschlusskundgebung, wurde die von einem breiten Bündnis unterstützte Versammlung mit einem kurdischen Tanz beendet.

Vielfältiger 8. März Hannover

In Hannover wurde der 8. März sehr vielfältig, kämpferisch, wütend und festlich begangen. Traditionell wird an diesem Tag der Widerstandskämpferin und vom Nationalsozialismus verfolgten Kommunistin Orli Wald gedacht. Sie ist auch als „Heldin von Ausschwitz“ bekannt, weil sie innerhalb der Zwangsarbeit im Häftlingskrankenbau des KZ Auschwitz-Birkenau und KZ Ravensbrück unzählige jüdische und andere Häftlinge unter Lebensgefahr rettete. Sie überlebte im Januar 1945 den Todesmarsch von Auschwitz ins KZ Ravensbrück und das Außenlager Malchow. Von hier gelang ihr im April 1945 die Flucht, danach ließ sich Orli Wald in Hannover nieder.

Auf dem Stadtfriedhof Engesohde wurden für Orli Wald und ihren Widerstand würdevolle Worte gesprochen – in Begleitung von Liedern der Singgruppe „Feministischer Butjer-Chor Hannover“ und dem Niederlegen von Nelken. Die rote Nelke als Zeichen des Widerstands gegen den Kapitalismus und des Kampfes für soziale Gerechtigkeit und Hoffnung war besonders in einer Zeit, in der die Menschen unterdrückt wurden und ihre Stimme nicht frei äußern konnten, ein sehr wichtiges Symbol.

Die „ES REICHT“ – Demonstration wurde unterstützt durch Zubringerdemos, die verschiedene feministische Kämpfe zusammengebracht hat. Insgesamt haben rund 10.000 Menschen an der Demonstration teilgenommen.

Auch schon seit vielen Jahren organisiert der Internationale Frauen*treff LaRosa/ kargah e.V. ein Programm mit Tanz, Musik, Ausstellungen von afghanischen Künstlerinnen und Workshops. Es geht um Selbstbehauptung, Ausdruck von Wut, das Besinnen auf den Körper und seine Stärke, gemeinsames Feiern und die Verbindung mit der widerständigen Frauengeschichte. Den Abschluss bildete eine große Internationale Frauen*-Party – ein starker Abschluss nach einem so vielfältigem, kämpferischen 8. März in Hannover.

Bremen

In Bremen formierte sich für den 8. März ein Bündnis von feministischen Gruppen und Frauengruppen. Teil davon waren Feministischer Streik Bremen, Stopp(t) Femizide Bremen, Junge Frauenkommune, Frauenrat Sêvê, Frauenorganisation 8. März (Iran-Afghanistan), Frau-Leben-Freiheit Bremen und Gemeinsam Kämpfen. Das Bündnis organisierte eine Demonstration mit dem Titel: „Gemeinsam gegen Faschismus – Feminismus heißt Widerstand“.

Auf der Demonstration gab es verschiedene Blöcke. Neben dem FLINTA*-Block ganz vorne gab es einen Familien-Block, einen Anti-Feminizid-Block, einen Anti-Krieg-Block und einen kurdischen Block. Der Anti-Krieg-Block wurde von der Kommune junger Frauen und von Gemeinsam Kämpfen organisiert. Im Vorfeld gab es bereits verschiedene offene Treffen, bei denen in Erinnerung an die vielen Feminizide gemeinsam eine große rote Decke geknüpft wurde. Die Aktionsform, genannt „sangre de mi sangre“ ist von dem mexikanischen Kollektiv Colectiva hilos und das rot steht symbolisch für das Blut der systematisch ermordeten Frauen. Gegen den Krieg, der auf den Körpern von Frauen ausgetragen wird und gegen Feminizid lief dieser Block also mit den roten Netzen zusammen. In dem Aufruf für den Anti-Krieg-Block heißt es:

„In einer Zeit, in der uns weltweit immer mehr Kriege beschäftigen, finden wir es umso wichtiger aus einer feministischen Perspektive über Frieden zu sprechen. Wir wollen die Definition und das Verhandeln über den Frieden nicht den Machthaber:innen überlassen, denn man kann nur von einem tatsächlichen Frieden sprechen, wenn dieser durch die organisierte Kraft der Gesellschaft und vor allem der Frauen definiert und gestaltet wird.“

Mit Musik, Sonnenschein und vielen Redebeiträgen lief der Demozug vom Marktplatz bis zum Rudolf-Hilferding-Platz.