25. November: Feminizid gemeinsam bekämpfen
In einer Botschaft zum internationalen Kampftag gegen Gewalt an Frauen ruft der Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V. zu gemeinsamen Kämpfen für Frauenselbstorganisierung und gegen Feminizid auf.
In einer Botschaft zum internationalen Kampftag gegen Gewalt an Frauen ruft der Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V. zu gemeinsamen Kämpfen für Frauenselbstorganisierung und gegen Feminizid auf.
Am 25. November ist internationaler Kampftag gegen Gewalt an Frauen. Der Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V. macht in einer Erklärung auf die ständige Präsenz drohender Gewalt gegen kämpfende Frauen aufmerksam und ruft dazu auf, Frauenselbstorganisierung gemeinsam voranzutreiben und den Feminizid zu bekämpfen.
In Gedenken an die Schwestern Mirabal, die das Symbol des internationalen Tages gegen jegliche Form von Gewalt an Frauen sind, und ebenso in Gedenken an Hevrîn Xelef (Havrin Khalaf), Amara Rênas, Dayîka Taybet, Berîvan Şengalî begrüßen wir den weltweiten Widerstand von Frauen gegen frauenfeindliche Angriffe.
Der Gewalt gegen Frauen liegt schon immer eine gezielt vernichtende Dimension zu Grunde, egal wo auf dieser Welt. Zielscheibe sind vor allem diejenigen Frauen, die sich der Gewalt und Unterdrückung widersetzen. Gerade in den letzten Jahren und gegenwärtig erfahren wir Frauen aus den kurdischen Gebieten – insbesondere in Rojava und Şengal – wie sich durch den AKP-Faschismus eine wachsende frauenfeindliche und islamofaschistische Gesinnung ausbreitet und wie diese und ebenso der IS und ähnliche Gruppierungen (Boko Haram, al-Nusra, al-Şabaa, al-Qaida usw.) uns Frauen gezielt angreifen, um uns unserer Freiheit zu berauben und uns feminizidal zu vernichten.
Der IS hat seit dem 3. August 2014 - mit einen noch immer andauernden Feminizid und Genozid gegen die ezidische Bevölkerung in der Şengal/Sinjar-Region Tausende Frauen und Kinder systematisch selektiert, verschleppt, gekauft und verkauft, vergewaltigt und getötet. Seine Zielsetzung ist, die Ezid*innen als Religionsgemeinschaft auszulöschen. Die Gefahr des Feminizids und Genozids gegen uns Ezid*innen besteht fort. Denn der türkische Staat versucht, gemeinsam mit seinen dschihadistischen Milizen, durch die völkerrechtswidrigen Angriffen auf Şengal und Rojava, diese Zielsetzung zu vollenden. Allein in den letzten zwei Wochen hat der türkische Staat die Stadt Xanesor (Khanasor) in Şengal viermal bombardiert. Hierbei wurden mehrere Frauen und Männer der Zivilbevölkerung schwer verletzt und getötet. Ganz nach den Methoden des IS „vernichte alles was sich bewegt, ob Frauen oder Kinder“ hat der türkische Staat allein in Rojava in den vergangenen Wochen mehr als 300 Zivilisten umgebracht, darunter auch die Generalsekretärin der Zukunftspartei Syriens, Hevrîn Xelef. Die junge Politikerin wurde gemeinsam mit acht weiteren Zivilist*innen bestialisch getötet und ihr Leichnam brutal gefoltert.
Organisieren wir uns und kämpfen wir gemeinsam gegen den Feminizid
Die Befreiung von Şengal, Raqqa und Rojava zeigte ein weiteres Mal deutlich, dass der Kampf für den Erhalt der Menschenwerte nie unabhängig von der Befreiung der Frau stattfinden kann. Es ist nicht nur die Beteiligung der Frauen am Kampf gegen faschistische Banden wie dem IS und den türkischen Staat, sondern zugleich die Entwicklung eines neuen Verständnisses von Selbstorganisierung, Selbstverwaltung und Selbstverteidigung. Es wird eine Gesellschaft aufgebaut, an der die Frau als Subjekt teilnimmt und ihr Selbstsein in allen Bereichen des Lebens schützt. So haben ezidische Frauen innerhalb der eigenen Bevölkerung angefangen, sich autonom gegen jegliche Gewaltformen zu organisieren. Genau diese Entwicklung, diese Revolution der Frauen, ist für Erdogan und seine Milizen eines seiner Hauptangriffsziele.
Daher rufen wir als Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V. alle Frauen dazu auf, mit uns gemeinsam die Frauenselbstorganisierung voranzutreiben und den Feminizid zu bekämpfen. Lasst uns gemeinsam dahin kommen, dass keine Frau mehr unorganisiert bleibt; dass wir Frauen uns gegen patriarchale, kapitalistische und feudale Herrschaftsmentalität selbst verteidigen können, und lasst uns das Erbe der Schwestern Mirabal, das Erbe von Hevrîn Xelef und anderen Frauen, die für die Rechte und Freiheit der Frauen einstanden aufgreifen, lasst uns gemeinsam die Bestreben einer frauenbefreiten, geschlechtergerechten, ökologischen und ökonomischen und demokratischen Gesellschaft verstärken.