Istanbuler Feministinnen besuchen Leyla Güven

Wer die kurdische Politikerin Leyla Güven in ihrer Wohnung in Amed besuchen will, wird einer Polizeikontrolle unterzogen. Leyla Güven ist seit November im Hungerstreik gegen die Isolation Abdullah Öcalans.

Die HDP-Abgeordnete Leyla Güven ist seit 113 Tagen im Hungerstreik gegen die Isolation des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan. Die Entscheidung, in einen Hungerstreik zu treten, fällte sie im Gefängnis von Amed (Diyarbakir). Nach einem Jahr Untersuchungshaft wegen ihrer Kritik an der türkischen Invasion in Efrîn wurde sie im Januar entlassen und setzt ihren Hungerstreik in ihrer eigenen Wohnung in Amed fort. Heute wurde sie von acht Feministinnen aus Istanbul besucht.

Vor dem Wohnblock im Stadtteil Bağlar wurden die Gäste aus Istanbul von der Polizei aufgehalten und nach dem Grund ihres Besuchs gefragt. Die Frauen mussten trotz Protest ihre Ausweise vorzeigen. Erst nach einer polizeilichen Abfrage, ob nach ihnen gefahndet wird, wurden die Besucherinnen zur Wohnung von Leyla Güven durchgelassen.

Als Geschenk brachten die Frauen unter anderem ein Bild zapatistischer Frauen aus Mexiko mit der Aufschrift „Wenn eine Frau sich zum Kämpfen entschließt, kann sie nichts mehr aufhalten“ mit.

Im Gespräch mit den Istanbulerinnen erzählte Leyla Güven, dass sie selbst mit 16 Jahren von ihrer Familie verheiratet worden ist. „Als ich diese Bewegung kennenlernte, wollte ich auch dabei sein. Seitdem habe ich mich trotz aller Hindernisse, trotz Gewalt und Unrecht täglich weiter befreit“, so die kurdische Politikerin. Zur Situation in den türkischen Gefängnissen sagte sie: „Die Gefängnisse sind Orte der Isolation. Mit der totalen Isolation sollen die Menschen getötet werden. Um dagegen anzugehen, habe ich mich für diesen Weg entschieden.“

Der Hungerstreik von Leyla Güven

Der Hungerstreik der kurdischen Politikerin Leyla Güven gegen die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan hält seit 113 Tagen an. Güven, die ihren Protest am 7. November im Gefängnis von Amed (Diyarbakir) aufnahm, wo sie aufgrund ihrer Kritik an der türkischen Militärinvasion in der nordsyrischen Kantonshauptstadt Efrîn ein Jahr in Untersuchungshaft saß, fordert mit ihrer Aktion die Gewähr regelmäßiger Kontakte zu Öcalan, der als Schlüsselfigur für eine Lösung der kurdischen Frage gilt.

Der Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung befindet sich seit seiner Verschleppung im Februar 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer. Der letzte Besuch seiner Anwälte fand vor fast acht Jahren statt. Seit Abbruch der Friedensverhandlungen mit der PKK durch die türkische Regierung im Jahr 2015 wird Öcalan von der Öffentlichkeit abgeschottet. Nach dem letzten Familienbesuch im September 2016 war sein Bruder Mehmet Öcalan erstmalig wieder am 12. Januar für ein 15-minütiges Gespräch auf Imrali. Die Hungerstreikenden erklärten anschließend, dass ihre Forderung damit nicht erfüllt sei. Sie fordern Bedingungen für Öcalan, in denen er als Vorsitzender einer legitimen Bewegung frei leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage beizutragen.

Leyla Güven hat mit ihrer Aktion eine Protestbewegung initiiert, der sich Hunderte Menschen angeschlossen haben. In den türkischen Gefängnissen sind es nach aktuellem Stand 331 Gefangene aus PKK- und PAJK-Verfahren, die im unbefristeten Hungerstreik sind. Zum 1. März soll die Aktion sogar auf alle Gefängnisse ausgeweitet werden.