Istanbul: Lila Frauenkette gegen Femizid

Aktivistinnen der TJA und HDP haben im Istanbuler Bezirk Üsküdar eine lila Frauenkette gegen Femizid gebildet und Opfern von patriarchaler Gewalt gedacht.

Aktivistinnen der Bewegung Freier Frauen (Tevgera Jinên Azad, TJA) haben am Sonntag im Istanbuler Bezirk Üsküdar gemeinsam mit Mitgliedern des Frauenrats der Demokratischen Partei der Völker (HDP) gegen patriarchale Gewalt protestiert. Mit einer lila Frauenkette forderten die Aktivistinnen, die Schilder mit Bildern und kurzen Lebensläufen von ermordeten Frauen trugen, die Benennung und Bekämpfung von Femizid sowie die Strafverfolgung der Täter. Die Aktion fand im Rahmen der Aktivitäten zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November statt.

Das Datum dieses internationalen Kampftages geht auf den Dreifachfemizid an den Schwestern Mirabal zurück. Die Frauen, die Mitglieder der „Movimiento Revolucionario 14 de Junio“ waren, wurden am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik durch Militärangehörige des damaligen Diktators Rafael Trujillo verschleppt und ermordet. Aysel Özbek, Ko-Vorsitzende des HDP-Kreisverbands von Üsküdar, ging in einer Ansprache auf den Widerstand von Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal gegen die grauenerregende Diktatur Trujillos ein und erklärte, dass die drei Schwestern ihren unerschrockenen Einsatz für Freiheit und Demokratie mit ihrem Leben bezahlen mussten. Özbek betonte, dass sich alte patriarchalische Muster immer weiter ausbreiten und Frauen Tag für Tag Opfer männlicher und staatlicher Gewalt würden, weil sie es wagten, die Männerherrschaft anzuprangern.

Auch an inhaftierte Frauen wie Zeynab Jalalian wurde erinnert

„Wir werden weder die ermordeten Frauen vergessen noch werden wir aufhören, Rechenschaft zu verlangen. Rechenschaft von denjenigen, die ohne Skrupel Frauen aus dem Leben gerissen haben, Femizide dulden, nicht verhinderten und vergessen lassen wollen. Auch von Arbeitgebern, die Frauen mit Armut und Hunger konfrontieren, sie als billige Arbeitskräfte ausbeuten und ihren Fleiß nicht anerkennen, von der Politik der Herrschenden, denjenigen, die die Istanbul-Konvention nicht umsetzen, werden wir Rechenschaft einfordern“, sagte Özbek.

Frauen verteidigen sich, indem sie Widerstand gegen Militarismus, Sexismus, Ausbeutung, Homophobie, Transphobie, männliche und staatliche Gewalt, Belästigung und Vergewaltigung leisten, führte Aysel Özbek weiter aus. „Auch am 25. November werden wir diesen Platz füllen. Denn wir organisieren uns – für uns Leben und für unsere Rechte.“

Gegen männliche und staatliche Gewalt kämpfen

Die Aktivitäten zum 25. November der kurdischen Frauenbewegung laufen in diesem Jahr unter dem Motto „Gegen männliche und staatliche Gewalt kämpfen“ und sind eingebettet in die im September von der TJA gestarteten Kampagne „Em xwe diparêzin“ (Wir verteidigen uns selbst) gegen sexuelle Übergriffe, Gewalt und jede Form der Unterdrückungspolitik.

Die Kampagne umfasst den Kampf gegen staatliche und männliche sexualisierte, physische, seelische, digitale und wirtschaftliche Gewalt. Die Frauenbewegung fordert die Bestrafung von Gewalttätern. Ein weiterer Aspekt ist die staatliche „Spezialkriegspolitik“, mit der Frauen über sexualisierte Gewalt und Folter zu Sklavinnen gemacht und junge Menschen über Drogen und gezielte Spitzelanwerbung aus ihrem gesellschaftlichen Umfeld gerissen werden. Die TJA will gemeinsam mit den von Lynchangriffen betroffenen Glaubensgemeinschaften und Volksgruppen für deren Verteidigung kämpfen und sich gegen religiös-fanatische und pornographische „Hate-Speech“ engagieren. Die Isolation auf Imrali soll bekämpft und die kurdische Muttersprache gefördert werden. Die TJA setzt auf eine Einheit des kurdischen Volkes und die Förderung einer kollektiven Ökonomie. Weitere Schwerpunkte sollen die Verteidigung der Natur Kurdistans und der Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen sein.