Die kurdische Politikerin Çağlar Demirel befindet sich seit diesem Samstag im Gefängnis von Kandıra in der nordwesttürkischen Provinz Kocaeli im Hungerstreik. Mit der vorerst auf fünf Tage befristeten Aktion protestiert die 51-Jährige gegen den Anstieg von Rechtsverletzungen und Willkürbehandlungen wie Isolationshaft und plötzlichen Zellendurchsuchungen samt Verstößen gegen die Corona-Kontaktbeschränkungen in den Gefängnissen, die Repressionswelle gegen die demokratisch-politische Opposition und die „Terrorisierung“ der gesamten Gesellschaft, ließ Çağlar über ihre Angehörigen ausrichten. Mit ihr zusammen ist auch die Gefangene Seher Orçu im Hungerstreik.
Çağlar Demirel befindet sich seit Dezember 2016 aufgrund von Redebeiträgen, die sie während ihrer Zeit als Abgeordnete der Demokratischen Partei der Völker (HDP) gehalten hat, in politischer Geiselhaft. Im Januar wurde sie wegen „Propaganda für eine Terrororgansiation“, „Volksverhetzung“ und „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ von einem Gericht in ihrer Geburtsstadt Amed (türk. Diyarbakir) zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten verurteilt.
PKK/PAJK-Gefangene ebenfalls im Hungerstreik
Seit dem Vortag befinden sich zudem etliche Gefangene aus PKK- beziehungsweise PAJK-Verfahren im Hungerstreik. Der Warnstreik wird gruppenweise in Schichten für jeweils fünf Tage durchgeführt. Wie es in einer diese Woche vom PKK-Gefängniskomitee herausgegebenen Erklärung hieß, richtet sich der befristete Nahrungsentzug gegen die Isolation des seit mehr als 21 Jahren auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali inhaftierten PKK-Begründers Abdullah Öcalan sowie gegen Folter und unmenschliche Behandlung in den Vollzugsanstalten des Landes.