HPJ geben Tod von Guerillakämpferin Rojînda Xwebûn bekannt

Die ostkurdischen Frauenverteidigungseinheiten haben den Tod von Rojînda Xwebûn bekannt gegeben. Die Guerillakämpferin ist ihren Verletzungen erlegen, die sie sich im vergangenen Jahr bei einem türkischen Drohnenangriff im Asos-Gebirge zugezogen hatte.

Die ostkurdische Frauenguerillaorganisation HPJ (Hêzên Parastina Jinê yên Rojhilatê Kurdistanê) hat den Tod ihrer Kämpferin Rojînda Xwebûn bekannt gegeben. Die 26-Jährige starb demnach am 28. März in Asos an den Folgen von Verletzungen, die sie durch einen Drohnenangriff des NATO-Mitglieds Türkei in Südkurdistan erlitten hat. Bei dem Luftschlag am 22. August 2022 auf das Gebirge im irakisch-iranischen Grenzgebiet war eine dreiköpfige Guerillaeinheit von der türkischen Killermaschine ins Visier genommen worden. Dabei waren zwei Kämpfer der YRK (Verteidigungskräfte Ostkurdistans) unmittelbar gefallen, Rojînda Xwebûn überlebte schwer verletzt.

In Ûrmiye geboren und aufgewachsen

Rojînda Xwebûn hieß mit bürgerlichem Namen Gozel Kadiri und wurde nach HPJ-Angaben 1997 in der ostkurdischen Stadt Ûrmiye als Tochter einer patriotischen Familie geboren. „Sie wuchs in einem Umfeld auf, in dem das kurdische Nationalbewusstsein stark ausgeprägt war und in dem die Kultur, Ethik und Geschichte der kurdischen Gesellschaft ihre Vitalität nicht verloren hatte.“ Gleichzeitig wurde sie mit der Realität des patriarchalen Systems in Iran konfrontiert, dass Frauen in Ostkurdistan eine doppelte Unterdrückung erfahren: als Frau generell, und als kurdische Frau im Speziellen. „Sie sind einem Genozid an ihrer ethnischen Identität und einem Feminizid an ihrer geschlechtlichen Identität ausgesetzt“, betonen die Frauenverteidigungseinheiten.


Umfassender Krieg der Besatzer gegen Frauen

„Gerade wenn sich ein Individuum, eine Familie oder ganz allgemein Menschen mit antisystemischen Ideologien im Kontext der gesellschaftlichen Realität organisieren, ihren Patriotismus mit ihrer nationalen Identität leben, sind sie immer wieder Angriffen ausgesetzt. Handelt es sich bei dieser Ideologie um jene von Rêber Apo (Abdullah Öcalan) und der seiner Befreiungsbewegung, haben diese Angriffe nicht vergleichbare Dimensionen.“ Die HPJ sprechen von einer umfassenden „Spezialkriegspolitik“ der Kolonialmächte, die Kurdistan besetzt halten, zu denen auch Iran gehört. Dessen Führung führe einen umfassenden, strukturell verankerten Krieg gegen Frauen – „sowohl im bewaffneten Konflikt gegen die kurdische Bewegung als auch im Alltag“. Es sei ein Krieg, der sowohl auf der physisch-militärischen Ebene als auch auf der ideologischen, sozialen und psychologischen Ebene stattfindet.

Mit 17 in die Berge

Um sich dagegen zu verteidigen und „das herrschende Besatzungssystem zu bekämpfen“, ging Rojînda Xwebûn im Alter von 17 Jahren in die Berge. Der Guerilla schloss sie sich in ihrer Geburtsstadt Ûrmiye an, später zog es sie in andere Regionen Kurdistans. Ihr letzter Einsatzort war das Asos-Gebirge, das etwa 60 Kilometer nördlich der südkurdischen Metropole Silêmanî und gut 200 Kilometer von der türkisch-irakischen Staatsgrenze entfernt liegt. Die Türkei greift die Region regelmäßig an.

„Sie hat ein Feuer in unseren Herzen entfacht“

„Hevala Rojînda war sich der Realität bewusst, dass sich die Identität und Werte des kurdischen Volkes nur mit Widerstand und Kampf verteidigen lassen. Sie wusste, dass dieser Kampf für Frauen weitaus schwieriger sein würde. Basierend auf diesem Verständnis hat sie als kurdische Frau und Verfechterin der Frauenbefreiungslinie einen großen Widerstand geführt gegen die Besatzungsmacht des Iran. Mit ihrem Kampf hat sie ein Feuer entfacht, das uns als ihre Freundinnen und Weggefährtinnen stets Herz und Geist erleuchten wird. Wir sind Tausende, die bereit sind, den Spuren von Rojînda und all unserer anderen Gefallenen zu folgen und ihren Weg zu gehen. Auch wenn nur noch eine von uns in den freien Bergen verbleibt – ihr Licht wird stets den Pfad des Volkes erhellen.“ Die HPJ sprechen den Angehörigen von Rojînda Xwebûn und der Öffentlichkeit Kurdistans ihr Mitgefühl aus.