Glasgow: Gedenken an Nagihan Akarsel

Internationalistinnen haben in Glasgow der vor zwei Jahren vom türkischen Geheimdienst MIT ermordeten Frauenwissenschaftlerin Nagihan Akarsel gedacht.

„Gedenken bedeutet, die Revolution zu verteidigen“

Vor zwei Jahren wurde die Journalistin und Jineolojî-Forscherin Nagihan Akarsel von Auftragskillern des türkischen Geheimdienstes MIT im südkurdischen Silêmanî erschossen. Weltweit gedenken Menschen der kurdischen Wissenschaftlerin. In Glasgow versammelten sich am Sonntag Internationalistinnen in einer Frauenbücherei, um an Nagihan Akarsel zu erinnern.


Nach einer Schweigeminute für die Gefallenen im Frauenfreiheitskampf folgten Redebeiträge. Die kurdische Aktivistin Evin Eriş erklärte in ihrer Eröffnungsansprache: „Nagihan war eine Journalistin, Schriftstellerin und eine führende Vertreterin des Frauenbefreiungskampfes. Sie hat mit ihrem Kampf, ihrem Leben und ihrem Wissen ein großes Vermächtnis hinterlassen. Sie wurde vom türkischen Faschismus ermordet. Der patriarchale Faschismus zielt auf den Frauenfreiheitskampf ab, aber wir werden siegen. Wir werden die Ideale unserer Freundin Nagihan Wirklichkeit werden lassen.“

Frauenbibliothek: Nagihan Akarsel ist eine Inspiration für uns

Christin, eine Vertreterin der Frauenbibliothek, erklärte: „Die Tatsache, dass diese Veranstaltung in der Frauenbibliothek stattfindet, ist für uns sehr wertvoll und wichtig. Wir verfolgen die Arbeit und die Kämpfe der kurdischen Frauen genau. Wir wollen nochmals sagen, dass Frauen wie Nagihan Akarsel eine Inspiration für uns sind.“

Gedenken bedeutet, die Revolution zu verteidigen“

Es folgte eine Ansprache von Hazel Carlos vom Kurdistan Solidarity Network. „Indem wir der Gefallenen gedenken, bewahren wir die freie Gesellschaft und die Revolution vor ihrer Vernichtung“, betonte sie. „Wir leisten Widerstand und bauen eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft. Die kurdische Bewegung sagt immer wieder: ‚Wir werden den Weg der Gefallenen fortsetzen, um ihre Träume zu verwirklichen.‘ Dieser Weg liegt jetzt bei uns; radikal für die Zukunft, für die Neugeburt, für das Wiedererstehen aus der Asche einzutreten. Das Gedenken der Gefallenen gehört zum Weg zur Gerechtigkeit, zur Würde, zur Selbstverteidigung und zum Neuaufbau. Es ist ein Weg, eine gerechtere und schönere Zukunft zu erträumen und zu verwirklichen.“

Carlos dankte der Glasgow Women’s Library und sagte: „Diese Veranstaltung ist einer dieser Momente der Sinnstiftung. Hier treffen Raum und Zeit zusammen. Wir vereinen an diesem Ort den Kampf der Frauen in Glasgow und Schottland mit der kurdischen Frauenbewegung. Die Praxis der internationalen Solidarität ist existentiell notwendig, um der imperialistischen und kapitalistischen Assimilierung und Auslöschung überall zu widerstehen. Dies ist die Grundlage, um Gerechtigkeit und Würde zu erlangen.“

Sie lebt in unserem Gedächtnis weiter“


Heval Zîlan von der Akademie für Jineolojî in Kurdistan wurde per Video live zugeschaltet. Sie erinnerte an die Arbeit und den Kampf von Nagihan Akarsel und erklärte: „Aus diesem Grund wurde sie vom türkischen Staat und vom patriarchalen System ins Visier genommen. Aber sie hat sich mit ihrem lebenslangen Kampf für ein Modell eines freien Lebens gegen ein System, das Frauen missachtet, sie ermordet, ihnen die Freiheit raubt und die Ursache der Ungleichberechtigung der Geschlechter ist, im kollektiven Gedächtnis einen Platz verschafft. Sie trat auf der Grundlage der Philosophie von ‚Jin Jiyan Azadî‘ für ein freies Lebensmodell für Frauen ein. Sie wollte auf dieser Basis ein Lebensmodell, inspiriert von einem Leben in freier Partnerschaft, der demokratischen Moderne und dem Geschlechterbewusstsein schaffen. Es ging ihr darum, Räume aufzubauen, in denen Frauen freier und selbstbestimmter sein können.“

Die Veranstaltung endete mit Parolen wie „Die Gefallenen sind unsterblich“ und „Jin Jiyan Azadî“.