Als Eylem Oyunlu Mitte Juni zehn Tage nach der Geburt mit ihrem Baby und ihrer zweijährigen Tochter in Amed (türk. Diyarbakir) als „Terrorunterstützerin“ verhaftet wurde, hatte ihr Zweitgeborenes noch nicht mal einen Namen. Im Frauengefängnis von Amed kam die 27-Jährige nach zweiwöchiger Isolation in Corona-Quarantäne in eine Sammelzelle und nannte ihr neu geborenes Baby „Omedya“, was auf Kirmanckî „Hoffnung“ bedeutet.
Die Rechtskommission des Menschenrechtsvereins IHD in Amed hat Eylem Oyunlu und die 72-jährige „Friedensmutter“ Makbule Özbek im Gefängnis besucht. In einem nach dem Besuch veröffentlichten Bericht hält der IHD fest, dass sich der Gesundheitszustand der Ende Juni verhafteten und chronisch kranken Friedensaktivistin Makbule Özbek im Gefängnis erwartungsgemäß verschlechtert hat. Sie habe einen erschöpften Eindruck gemacht, so der IHD.
Eylem Oyunlu leidet unter Asthma, ihre zweijährige Tochter Nefes unter chronischer Bronchitis. Omedya hat eine Augenentzündung, die laut Anstaltsarzt durch eine sechsmonatige Behandlung geheilt werden könnte. Da jeder Arztbesuch außerhalb der Haftanstalt mit einer vierzehntägigen Quarantäne nach der Rückkehr ins Gefängnis verbunden ist, zögert die junge Mutter.
Der IHD fordert, dass beide Frauen aus dem Gefängnis entlassen werden müssen. Im Fall der „Friedensmutter“ Makbule Özbek ist ein entsprechender Antrag bereits abgelehnt worden. Das Gericht begründete seine Entscheidung mit vermeintlicher Fluchtgefahr der 72-Jährigen, die zwei Kinder im kurdischen Befreiungskampf verloren hat.