Frauenbüro Cenî verurteilt Angriff auf Şengal

Cenî, das Frauenbüro für Frieden, hat in einer schriftlichen Erklärung die Angriffe vom 15. August auf Şengal und damit die Weiterführung des Genozids und Feminizids an den Ezid*innen verurteilt.

Das kurdische Frauenbüro Cenî hat sich in einer schriftlichen Erklärung zu den Angriffen des türkischen Staates auf Şengal in Südkurdistan am vergangenen Mittwoch geäußert. „Die Notwendigkeit der legitimen Selbstverteidigung hat sich durch den Angriff einmal mehr bestätigt“, lautet das Fazit des Frauenbüros.

Die Erklärung von Cenî lautet folgendermaßen:

„Am 3. August 2014 hat der IS unter den Augen der Weltöffentlichkeit einen Genozid in Şengal verübt. Hunderttausende Ezid*innen wurden aus ihrer Heimat vertrieben, Tausende wurden ermordet, Tausende Frauen wurden verschleppt und als Sklavinnen verkauft. Eine Fortführung dieses Genozids und Feminizids wird jetzt jeden Tag in Afrin erlebt. Jeden Tag werden Frauen verschleppt und Männer gefoltert und ermordet.

Eines der Massaker, die vom IS verübt wurden, fand im Dorf Kojo südlich von Şengal statt. Am 14. August 2014 wurden mehr als 400 Ezid*innen durch Terroristen des IS getötet und Hunderte von Frauen und Kindern entführt. Immer noch werden 500 Frauen aus diesem Dorf vermisst. Anlässlich des vierten Jahrestages des Massakers fand am 15. August eine große Erinnerungsfeier im Dorf Kojo statt. Ein Konvoi, der von dieser Gedenkfeier zurückkehrte, wurde von türkischen Kampfflugzeugen angegriffen und viele Menschen kamen ums Leben oder wurden verwundet. Unter denen, die bei diesem Angriff verloren gingen, befand sich der bekannte ezidische Politiker Zeki Şengalî (Ismail Ozden). Zeki Şengalî war Mitglied des Exekutivrats des KCK und Mitglied der Koordination der Ezidischen Gesellschaft. Zuletzt hat er mit der irakischen Regierung Verhandlungen über einen autonomen Status Şengals geführt. Er war 2014 einer der ersten, der auf den Angriff des IS reagierte und so hunderttausende Ezid*innen vor weiteren Gräueltaten des IS beschützte. Er ist seither immer bei der ezidischen Gesellschaft geblieben und hat bei der Befreiung und im Wiederaufbau von Şengal eine entscheidende Rolle gespielt. Die ezidische Gesellschaft ist nach dem Genozid nach Şengal zurückgekehrt und hat ihr eigenes, selbstverwaltetes Gesellschaftssystem und eine Selbstverteidigung aufgebaut, um das Trauma der 74 Genozide aus eigener Kraft zu überwinden. Als Antwort auf die menschenverachtenden, todbringenden und widerlichen Verrichtungen von IS, Türkei und der hegemonialen Mächte, die den Nahen Osten nach ihren Interessen neu aufteilen wollen, baut die ezidische Gesellschaft dagegen eine basisdemokratische, multiethnische, multireligiöse, frauenbefreite und ökologische Gesellschaft auf.

Genozid und Feminizid gehen weiter

Die Notwendigkeit der legitimen Selbstverteidigung hat sich durch den gestrigen Angriff einmal mehr bestätigt. Der Genozid und Feminizid an den Ezid*innen geht weiter und wieder haben westliche Staaten, die sich demokratisch nennen, eine Mitverantwortung. Der gezielte Angriff vom 15. August 2018 wurde unter Zustimmung der PDK und der USA durchgeführt, denn sie haben die Kontrolle über den Luftraum in Şengal. Ohne ihre Zustimmung kann kein Luftschlag des türkischen Militärs erfolgen.

Diesen Angriff und gezielten Mord auf einen Vertreter der ezidischen Gesellschaft bewerten wir daher als einen Angriff gegen die Bevölkerung in Şengal, der es nicht zugestanden wird, auf ihrer eigenen Erde friedlich und nach ihrem eigenen Willen zu leben.

Wir verurteilen diesen Angriff unter Mittäterschaft der westlichen Mächte und rufen alle demokratischen Menschen dazu auf, klar und laut Widerstand gegen den Völkermord zu leisten und sich den Aktionen in den verschiedenen Städten anzuschließen.“