Festnahmedauer von TJA-Aktivistin Rojbin Çetin verlängert

Die Festnahmedauer der am Freitag in Amed in Gewahrsam genommenen und mit Polizeihunden gefolterten TJA-Aktivistin Rojbin Çetin ist um vier Tage verlängert worden.

Der Polizeigewahrsam der am Freitag bei einer Wohnungsdurchsuchung in Amed (türk. Diyarbakir) wegen sogenannten Terrorvorwürfen festgenommenen kurdischen Aktivistin Rojbin Çetin ist um vier Tage verlängert worden. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen worden, begründet die Generalstaatsanwaltschaft in Mêrdîn (Mardin) die Maßnahme. Çetins Rechtsanwältin Gülistan Ataş sprach von Willkürjustiz.

Rojbin Çetin ist Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung TJA (Tevgera Jinên Azad) und gleichzeitig Mitglied im kommunalpolitischen Ausschuss der Demokratischen Partei der Völker (HDP). Bei ihrer Festnahme wurde sie in ihrer eigenen Wohnung von der Polizei gefoltert. Das belegen Fotos, die ihre Rechtsanwältin bei einem Mandantengespräch anfertigen konnte.

Wie die HDP-Politikerinnen Meral Danış Beştaş und Ayşe Acar Başaran am Samstag auf einer Pressekonferenz mitteilten, dauerte die Folterprozedur insgesamt dreieinhalb Stunden. „Die Festnahme erfolgte auf eine Weise, die nicht als normal bezeichnet werden kann. Normalerweise werden Festnahmen von der Antiterrorpolizei durchgeführt. Die Antiterrorpolizei wurde jedoch von einer Sondereinheit in die Wohnung von Rojbin Çetin begleitet. Das gesamte Gebäude wurde von Hunderten Polizisten umstellt“, sagte Beştaş.

Die Polizeidirektion Diyarbakir habe eine neue Phase eingeleitet, in der Hunde als Foltermethode eingesetzt werden, betonte die HDP-Vizefraktionsvorsitzende und führte weiter aus, dass Rojbin Çetin zum Zeitpunkt des Polizeiüberfalls allein in der Wohnung und keine Zeugen hinzugezogen wurden, wie es auch die türkische Gesetzgebung vorsieht. Nachdem die Tür von der Polizei aufgebrochen wurde, wurden zunächst zwei Hunde auf Rojbin Çetin gehetzt. Die Aktivistin wurde in beide Beine gebissen. „Die Sicherheitskräfte haben diesen Angriff bewusst herbeigeführt und beobachtet. Rojbin Çetin wurde in den nächsten dreieinhalb Stunden in ihrer eigenen Wohnung einer Foltersitzung unterzogen. In dieser Zeit war sie schweren sexuellen Beschimpfungen ausgesetzt. Nach einer Weile wurden ihr die Augen verbunden. Sie wurde an ihrem eigenen Wohnsitz gefoltert, damit sie das sagt, was von ihr gewollt wurde, bevor ein Anwalt kommt. Je mehr Widerstand sie leistete, desto mehr wurde die Folterdosis erhöht. In der Wohnung wurde eine Waffe benutzt. Rojbin Çetin wurde eine Waffe an den Kopf gehalten. Ihr wurde gesagt: ‚Wenn du schreist und nicht redest, weißt du, was wir tun werden. Wenn die Wohnung nicht im zweiten, sondern im fünften Stock wäre, wärst du ohnehin gesprungen, dann müssten wir auch nichts weiter tun.‘“

Rojbin Çetin wurde nach der richterlichen Anhörung vor der Strafabteilung des diensthabenden Amtsgerichts Mêrdîn zurück in die Antiterrorabteilung des Polizeipräsidiums gebracht.