Feministische Tagung in Hannover

In Hannover fanden sich am Wochenende Frauen aus verschiedenen autonomen Strukturen unter dem Slogan „Gemeinsam verteidigen wir das Leben – Jin Jiyan Azadî“ zu einer feministischen Tagung zusammen.

An diesem Wochenende fanden sich Frauen aus verschiedensten autonomen Strukturen Deutschlands unter dem Slogan: „Gemeinsam verteidigen wir das Leben – Jin Jiyan Azadî“ für zwei Tage zu einer feministischen Tagung in Hannover zusammen.

Die Tagung wurde von autonomen Jugendkommunen, dem Kurdischen Frauenbüro für Frieden (Cenî), Gemeinsam Kämpfen und Women Defend Rojava in den Räumlichkeiten einer Universität organisiert. Die Studierenden Frauen Kurdistans, Mütter für den Frieden und auch weitere Frauen fanden sich ein. Vom 27. bis 28. Januar entstand somit ein Raum für Austausch, Bewertungen, für Wiedersehen und sich Kennenlernen und eine gemeinsame Vorbereitung für die kommende Zeit.

Gewidmet wurde die Tagung den Pionierinnen der Frauenrevolution. Besonders benannt worden sind Sakine Cansız, Fidan Doğan, Leyla Şaylemez, Emine Kara, Sêvê Demir, Pakize Nayir, Fatma Uyar und Rosa Luxemburg. In Gedenken an sie war ein Erinnerungstisch eingerichtet worden. Außerdem schmückten Abbilder dieser Frauen sowie kämpferische Sprüche den Raum der Tagung.

In Bewertungen der aktuellen politischen Lage verschafften sich die Teilnehmerinnen ein umfassendes Bild davon, in welcher Form die Angriffe besonders auf Frauen, die Gesellschaft und die Revolution stattfinden. Die Bewertung wurde durch einen intensiven Input einer live aus Südkurdistan zugeschalteten Aktivistin des in Silêmanî ansässigen Kurdischen Frauenbüros für internationale Beziehungen (REPAK) bereichert.

In verschiedenen Beiträgen wurde hervorgehoben, dass im schon wütenden 3. Weltkrieg die Auswirkungen und die Angriffe auf Frauen am intensivsten und brutalsten sind. Weltweit sind Frauen im gesellschaftlichen Widerstand gegen Krieg und Politik des Völkermordes an vorderster Stelle und die treibende Kraft. Sie tragen eine Lösungskraft für Frieden in sich. Die patriarchalen Nationalstaaten, die sich an ihren Machtkriegen nähren, wissen um diese Kraft der Frau, und fürchten sich davor am meisten. Aus diesem Grund nehmen sie besonders die Pionierinnen der widerständigen Frauen ins Visier.

Die Teilnehmerinnen der Tagung betonten immer wieder, wie wichtig es sei, Frauennetzwerke zu schaffen, um die Kraft von Frauen angesichts der aktuellen Ereignisse zu vereinen.

Im Anschluss an die Diskussion über den politischen Prozess beleuchtete Nilüfer Koç, außenpolitische Sprecherin des Nationalkongress Kurdistan (KNK), in einem Redebeitrag die Geschichte der Außenarbeit sowie der internationalistischen Arbeit mit und in der kurdischen Frauenbewegung.

Daraufhin bewerteten die anwesenden Organisierungen die Arbeiten des letzten Jahres. Bedeutende Schritte und Errungenschaften sowie Unzulänglichkeiten wurden mit Kritik und Selbstkritik hervorgehoben, die Wurzel von Problemen analysiert und somit die Sicht für Veränderungen und Lösungen erweitert. Auf der Grundlage der Diskussion und Auswertung wurden in Gruppenarbeit konkrete Projekte, Vorschläge und Planungen für die kommende Zeit entwickelt.

Das abendliche Kulturprogramm war gefüllt von widerständigen Liedern und Gitarrenklängen sowie Geschichten und Erinnerungen an kämpfende Genossinnen. Am nächsten Morgen wurden im Lichte aller Gespräche und Auswertungen des Vortages ein Ausblick geformt, neue Methoden entwickelt und umfassende Planungen erstellt.

In Solidarität mit kämpfenden Frauen weltweit wurde unter anderem für die belutschischen Frauen, die seit Monaten für ihre Freiheit und gegen die mörderische Regimepolitik Pakistans protestieren, und die Frauen in Afghanistan, die ebenfalls unermüdlich Widerstand leisten, Videobotschaften aufgenommen.


Die Philosophie „Jin Jiyan Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit), die mit der Rojava-Revolution in der Praxis erblühte und mit den Aufständen in Rojhilat und Iran universell wurde, ist heute ein Leitfaden für unzählige Frauen. Erstmals von Abdullah Öcalan formuliert, wurzelt sie im Kampf der kurdischen Frauenbewegung und im Kampf für die Freiheit ihres Vordenkers. Somit rief die Tagung auf zur zentralen Großdemonstration „Freiheit für Abdullah Öcalan“, die am 17. Februar in Köln stattfinden wird.

Unter anderem wurden folgende Beschlüsse gefasst:

*Die Kampagne „Freiheit für Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“ wird noch stärker geführt

*Workshops zu „Krieg und Frieden“ sollen zusammen mit anderen Frauen, die sich gegen Krieg organisieren, abgehalten werden

*Anlässlich des zehnten Jahrestages des Genozids in Şengal werden vielfältige Aktionen und Unterstützung geplant, und generell wird ein verstärkter Fokus auf die Kampagne gegen Feminizid gelegt

Mit dem Verständnis, dass Frauen, die kämpfen schön und somit geliebt werden, wuchs im Angesicht der kommenden Zeit und der bevorstehenden Kämpfe die Entschlossenheit und Verbundenheit. Mit den Parolen „Jin Jiyan Azadî“ und „Bê Serok Jiyan Nabe“ fand die Tagung am Sonntagmittag in motivierter Stimmung ihren Abschluss.