Ezidische Mütter: Brecht das Schweigen zu den Chemiewaffenangriffen

Frauen aus der ezidischen Şengal-Region protestieren gegen die türkischen Angriffe auf Südkurdistan und das internationale Schweigen zu den Chemiewaffeneinsätzen der Türkei.

In der ezidischen Şengal-Region in Südkurdistan herrscht große Wut über die türkischen Chemiewaffeneinsätze in den Medya-Verteidigungsgebieten. Im ANF-Gespräch äußern Ezidinnen aus der Region ihre Entrüstung über die Angriffe.

Wir werden unsere Gefallenen rächen“


Şemê Remo erklärt: „Da der türkische Staat nicht konventionell gegen die Guerilla kämpfen kann, greift er auf viele schmutzige Methoden einschließlich chemischer Waffen zurück. Er setzt chemische Waffen in den Bergen Kurdistans ein, während in Rojava, Şengal und Mexmûr Bomben auf die Menschen abgeworfen werden. Aber dieses Volk, das an die Ideen und die Ideologie von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] glaubt, wird durch diese Angriffe noch entschlossener. Unsere Wut wächst, wenn der türkische Staat irgendeinen Teil unseres Landes angreift oder unsere Kinder umbringt. Wir werden unsere Gefallenen rächen und ihre Träume wahr werden lassen.

Kommt und schaut euch die Wahrheit über den türkischen Staat an“

Die UN und die internationalen Institutionen stellen sich gegenüber dem Einsatz chemischer Waffen taubstumm. Jeder weiß, dass der Einsatz dieser Waffen weltweit verboten ist. Aber sie schweigen und haben dem türkischen Staat die Erlaubnis zu diesen Angriffen gegeben. Wir appellieren an alle Staaten, die von sich behaupten, dass sie die Menschenrechte verteidigen: Geht hin und untersucht die Orte, an denen Chemikalien eingesetzt werden, schaut euch die Wahrheit über den türkischen Staat an. Als ezidische Frauen akzeptieren wir diesen ungerechten Krieg niemals.“


Kinê Xidir erklärt zu den Angriffen: „Was der türkische Staat tut, ist unmoralisch. Trotz Luftangriffen in Zap, Metîna und Avaşîn konnte der türkische Staat den Guerillawiderstand nicht überwinden. Der türkische Staat soll wissen, dass er die Kämpferinnen und Kämpfer von Rêber Apo niemals besiegen wird. Alle Regierungen reden über Menschenrechte, aber seit sechs Monaten ermordet die türkische Regierung unsere Kinder mit chemischen Waffen, und niemand sagt etwas. Die internationale Gemeinschaft verschließt ihre Augen und duldet die Chemiewaffeneinsätze. Als Volk von Şengal, als Mütter von Şengal, rufen wir alle, die sich für die Menschenrechte einsetzen, auf, sich gegen die Angriffe mit chemischen Waffen zu stellen.“

38 Tote durch Giftgas

Die am 23. April 2021 begonnene türkische Invasion auf die Medya-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan kommt trotz Einsatz aller technischen Möglichkeiten der türkischen Armee nicht voran. Daher greift der türkische Staat zu verbotenen Kampfmitteln wie chemischen Kampfstoffen, die nun bereits hunderte Male eingesetzt wurden und durch die seit Jahresbeginn 38 Guerillakämpfer:innen ums Leben gekommen sind. Der Einsatz dieser international geächteten Kampfmittel findet unter dem Schweigen der internationalen Gemeinschaft statt.