Dritter Kongress des Frauendachverbands YJK-E in Darmstadt

In Darmstadt hat am Wochenende der dritte Kongress des Frauendachverbands YJK-E stattgefunden. Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet diskutierten über Stärken und Schwächen der kurdischen Frauenbewegung in Deutschland.

Der Verband der Frauen aus Kurdistan in Deutschland (YJK-E) hat am Wochenende in Darmstadt seinen dritten Kongress abgehalten. Aufgrund der Corona-Pandemie war die Teilnahme beschränkt und es wurde auf die Abstandsregeln geachtet. Trotzdem nahmen Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet daran teil.

Der Kongress wurde der im Juli in Berlin verstorbenen Freiheitskämpferin Gülistan Aksoy (Nom de Guerre: Hêvî Gabar) gewidmet und begann mit einer Gedenkminute für die Gefallenen des Frauenbefreiungskampfes. Anschließend wurde die Redeleitung gewählt und die Tagesordnung festgelegt. Nach der Verlesung des Tätigkeitsberichts hielt Zeynep Dersim, eine Aktivistin des europaweiten Frauendachverbands TJK-E, eine Rede, in der sie sich zu den aktuellen Entwicklungen äußerte und auf den überall geführten Vernichtungsfeldzug gegen Kurdinnen und Kurden hinwies. Die seit hundert Jahren andauernde Politik der Leugnung der kurdischen Existenz habe in den 18 Jahren der AKP-Regierungszeit einen Höhepunkt erreicht. Gegen junge Kurdinnen werde eine sehr spezielle Politik geführt, so Zeynep Dersim: „Der Selbstmord von Ipek Er nach der Vergewaltigung durch einen türkischen Unteroffizier ist bezeichnend. Der türkische Staat will sich an den Kurdinnen rächen. Junge Frauen werden betrogen und zu Fall gebracht. Die Vernichtungspolitik findet sowohl auf kultureller als auch auf physischer Ebene statt. Gegen diese Angriffe müssen wir organisiert kämpfen.“

Die TJK-E-Aktivistin ging auch auf die türkische Invasion in Südkurdistan ein und bezeichnete insbesondere den Kampf der Frauenguerilla als „historischen Widerstand, der uns zeigt, wie wir kämpfen müssen“.

 

Nach der Einleitungsrede von Zeynep Dersim wurde im Plenum über die bestehenden Probleme und mögliche Lösungen diskutiert. Eine Delegierte kritisierte, dass Frauen sich selbst viel zu oft auf die Hausarbeit und ihre Funktion als Mütter reduzierten. Narînxan Cizirî von der Künstlervereinigung TEV-ÇAND rief dazu auf, mit Kindern grundsätzlich Kurdisch zu sprechen, um die Sprache lebendig zu halten. Weiter erklärte sie: „Frauen sind die Lehrerinnen des Lebens. Wir kämpfen in den Familien, auf der Straße und in den Bergen gegen die patriarchale Denkweise.“

Nurten Soran aus Wuppertal wies darauf hin, dass die Organisierungsarbeit anders gestaltet werden muss: „Wenn wir die Frauen nicht aufsuchen, nicht mit ihnen kommunizieren und uns ihre Probleme nicht anhören, kann es keine Entwicklungen geben. Wir können nur stärker werden, wenn wir diese Mängel beheben.“ Meral Şimşek vom Frauenrat Viyan in Mainz kritisierte, dass die Organisation in Räten nicht ausreichend praktiziert wird und die Arbeit meistens nur von wenigen Arbeit geleistet wird.

Nach der Diskussion wurde ein Film über den Frauenkampf und die Tätigkeiten der YJK-E im vergangenen Jahr gezeigt. Anschließend ergriffen Delegierte der im Juli gegründeten „Bewegung der jungen kämpferischen Frauen“ (Tevgera Jinên Ciwanên Têkoşer, kurz TEKO-JIN) das Wort und berichteten über die Probleme junger Frauen und ihre bisherige Arbeit.
Zum Schluss wurde die Arbeit des kommenden Jahres geplant und ein aus fünf Frauen bestehender Vorstand gewählt. Der Kongress endete mit dem Auftritt einer Musikgruppe aus Darmstadt.