Dersim: Frauen fordern Rücktritt der Regierung

Die Frauenplattform Dersim hat den Rücktritt der Erdogan-Regierung gefordert: „Tausende Frauen wurden unter der Verantwortungslosigkeit eines profitgierigen Staates begraben. Diejenigen, die die Katastrophe überstanden haben, kämpfen ums Überleben.“

In der nordkurdischen Provinzstadt Dersim sind am Mittwoch zahlreiche Demonstrantinnen dem Aufruf der örtlichen Frauenplattform gefolgt, den feministischen Kampftag 8. März mit einer gemeinsamen Kundgebung zu begehen. Die Versammlung fand vor der Seyid-Riza-Statue am Eingang zur Altstadt statt, im Fokus standen die in der Erdbebenregion lebenden Frauen. Infolge der verheerenden Auswirkungen der Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet vor einem Monat könnten sich gerade jetzt Diskriminierung, Missbrauch und staatliche Gewalt gegen Frauen verstärken. Darauf wies Raife Yılmaz, Verbandssekretärin der Bildungsgewerkschaft Eğitim Sen, im Namen der Frauenplattform hin.

„Der 8. März ist der Tag, an dem der Widerstand der Frauen auf der ganzen Welt zusammengebracht und verbunden wird. Es ist ein Tag zum Feiern, den wir in diesem Jahr mit einer Trauer begehen, die unsere Herzen bitter quält“, sagte Yılmaz. Denn gerade in Zeiten von Krieg und anderen Katastrophen wie den Erdbeben trete die staatlich forcierte Benachteiligung von Frauen noch deutlicher zu Tage. Auch in einer Katastrophe wie dem Jahrhunderterdbeben dauere dieser Zustand an. „Tausende Frauen wurden unter der Verantwortungslosigkeit eines profitgierigen Staates begraben. Diejenigen, die die Katastrophe überstanden haben, kämpfen ums Überleben. Es fehlt noch immer an Unterkünften, Trinkwasser und Toiletten, es mangelt an Hygiene, Seuchen brechen aus und Krankheiten nehmen zu. Die Regierung scheint dennoch nicht gewillt, Abhilfe zu schaffen.“


Selbst Hygienepakete für Mädchen und Frauen, die unter anderem Binden enthalten, würden von privaten Initiativen und Herstellern von Monatshygieneprodukten für Frauen finanziert beziehungsweise organisiert. Der Staat will offenbar kein Geld für die dringend benötigten Menstruationsartikel ausgeben. Der Grund: Tampons, Binden und Co fallen in der Türkei unter die Kategorie „Luxusartikel“. Die Frauenplattform in Dersim fordert den Rücktritt der Regierung. Während das Volk leide, lebe das kriminelle Palast-Regime weiter in Saus und Braus.

„Wir werden nicht vergeben. Wir werden Rechenschaft einfordern“

„Wir Frauen sind wütend. Wütend auf dieses System, welches uns ausbeutet und unterdrückt. Wütend, noch immer unter die Dominanz von herrschenden Männern untergeordnet und als Geschlecht zweiter Klasse betrachtet zu werden. Wütend, dass sich die bestehenden Geschlechterunterschiede in Krisen- und Katastrophenzeiten noch verschärfen und wir jeden Tag mehr Kraft aufbringen müssen, um gegen alte und neue Gewalt- und Ausbeutungsmuster anzukämpfen“, so Yılmaz. Solche Situationen seien es, welche die Aktualität des Frauenkampftages und die Notwendigkeit einer Frauenrevolution aufzeigten. „Sie sind der Antrieb dafür, dass wir uns zur Wehr setzen. Wir wandeln unsere Wut in Widerstand um und kämpfen für eine bessere Zukunft“, betonte die Erklärung. Man wolle das System, welches das Leben von Frauen zerstört, durch Organisierung zerschlagen, hieß es in der Erklärung. Und: „Wir werden nicht vergeben. Wir werden Rechenschaft einfordern.“